Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.Zur Charakteristik des Mamhesterthums. stand, daß der Col'den-Vertrag unter dem Einflüsse des kaiserlichen Despotis¬ Die Jahresberichte sind die ganze so zu sagen officielle Auskunft, welche Aber im Ernst: "Zunächst ist an dem Ganzen ein Unterschied dieses Die Moral, welche die Leser aus dem Gesagten ableiten sollten und, wie Zur Charakteristik des Mamhesterthums. stand, daß der Col'den-Vertrag unter dem Einflüsse des kaiserlichen Despotis¬ Die Jahresberichte sind die ganze so zu sagen officielle Auskunft, welche Aber im Ernst: „Zunächst ist an dem Ganzen ein Unterschied dieses Die Moral, welche die Leser aus dem Gesagten ableiten sollten und, wie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0290" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150440"/> <fw type="header" place="top"> Zur Charakteristik des Mamhesterthums.</fw><lb/> <p xml:id="ID_945" prev="#ID_944"> stand, daß der Col'den-Vertrag unter dem Einflüsse des kaiserlichen Despotis¬<lb/> mus zustande gekommen sei brecht undankbar und zugleich recht unvorsichtig<lb/> in Bezug auf das Andenken des Freiheitsapostels Cobden gesprochen, der den<lb/> Vertrag mit diesem Despotismus nach dem Grundsätze non sist abschloß >; aber<lb/> die Republik werde ebensowenig wie das Kaiserreich das Wohlwollen entbehren<lb/> wollen, das auf 1860 gefolgt sei, > Am Ende doch, da anderwärts Wohlwollen<lb/> billiger zu haben und nützlicher sein könnte als in England. > Auch zweifle er<lb/> nicht daran, daß in den Vereinigten Staaten bald ein andrer Tarif werde<lb/> eingeführt werden. Was England betreffe, so glaube er nicht, daß die Arbeiter<lb/> sich durch den Hinweis darauf, eine Erneuerung der Schutzzollpolitik werde<lb/> höhere Löhne zur Folge haben, um die jetzige Billigkeit der Lebensmittel würden<lb/> bringen lassen. Kurz vor Schluß der Versammlung wurde ein Brief von Sir<lb/> Leivis Mallet, dem Publicisten des Clubs, verlesen, in welchem es hieß, wenn<lb/> wirklich ein Angriff auf die Freihandels-Principien erfolgen sollte, so würde<lb/> der Cobden-Club der Schlüssel der Vertheidigungsstellung sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_946"> Die Jahresberichte sind die ganze so zu sagen officielle Auskunft, welche<lb/> der leitende Ausschuß des Clubs über seine Thätigkeit gegeben hat. So knapp<lb/> und so diplomatisch sie gehalten sind, finden wir doch manche interessante An¬<lb/> deutung darin, die wir uns für die Zukunft hinters Ohr schreiben und für den<lb/> Gebrauch zurecht legen wollen. An manchen Stellen wird, wie der Autor unsrer<lb/> Broschüre scherzend bemerkt, dem Leser die Figur des wackern Mr. Pecksnif aus<lb/> dem bekannten Dickensschen Roman vor die Augen getreten sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_947"> Aber im Ernst: „Zunächst ist an dem Ganzen ein Unterschied dieses<lb/> .Clubs' von andern englischen Clubs zu erkennen. Wenn auch die letzter»<lb/> für die Bearbeitung der Wähler und für die Parteimanöver überhaupt als be¬<lb/> queme Werkstätten benutzt werden, und wenn anch der Cobden-Club nebenher<lb/> geselligen Zwecken dienen mag, so ist doch seine Hauptbestimmung die, der Mittel¬<lb/> punkt und die treibende Kraft einer dauernden, energischen, auf andre Länder<lb/> gerichteten politischen Agitation zu sein" — einer Agitation, die, vergessen wir<lb/> das nicht, nach der Parole verfährt, die Cobden seinen Soldaten ein für alle¬<lb/> mal gegeben hat: „Unser einziges Ziel sind die Interessen Englands<lb/> ohne Rücksicht auf die Bestrebungen andrer Völker." „Dieses sich<lb/> ,Club< nennende Institut hat nicht einmal ein eignes Lokal und hält seine Jahres¬<lb/> versammlungen in den Räumen andrer Clubs oder in Wirthshäusern ab. So<lb/> drängt sich die Vermuthung ans, daß man die unscheinbarere Bezeichnung Club<lb/> anstatt Verein gewählt habe, um auswärtige Mitglieder nicht in Conflict mit<lb/> den Vereinsgesetzen ihrer Heimatländer oder sonst in Unbequemlichkeit zu bringen."</p><lb/> <p xml:id="ID_948" next="#ID_949"> Die Moral, welche die Leser aus dem Gesagten ableiten sollten und, wie<lb/> wir hoffen, ableiten werden, ist mannichfacher Art. Ein Hauptsatz derselben<lb/> aber, der demnächst praktische Bedeutung erlangen wird, ergiebt sich aus fol¬<lb/> gender kurzgefaßter Betrachtung. Der Cobden-Club hat zum einzigen Ziel die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0290]
Zur Charakteristik des Mamhesterthums.
stand, daß der Col'den-Vertrag unter dem Einflüsse des kaiserlichen Despotis¬
mus zustande gekommen sei brecht undankbar und zugleich recht unvorsichtig
in Bezug auf das Andenken des Freiheitsapostels Cobden gesprochen, der den
Vertrag mit diesem Despotismus nach dem Grundsätze non sist abschloß >; aber
die Republik werde ebensowenig wie das Kaiserreich das Wohlwollen entbehren
wollen, das auf 1860 gefolgt sei, > Am Ende doch, da anderwärts Wohlwollen
billiger zu haben und nützlicher sein könnte als in England. > Auch zweifle er
nicht daran, daß in den Vereinigten Staaten bald ein andrer Tarif werde
eingeführt werden. Was England betreffe, so glaube er nicht, daß die Arbeiter
sich durch den Hinweis darauf, eine Erneuerung der Schutzzollpolitik werde
höhere Löhne zur Folge haben, um die jetzige Billigkeit der Lebensmittel würden
bringen lassen. Kurz vor Schluß der Versammlung wurde ein Brief von Sir
Leivis Mallet, dem Publicisten des Clubs, verlesen, in welchem es hieß, wenn
wirklich ein Angriff auf die Freihandels-Principien erfolgen sollte, so würde
der Cobden-Club der Schlüssel der Vertheidigungsstellung sein.
Die Jahresberichte sind die ganze so zu sagen officielle Auskunft, welche
der leitende Ausschuß des Clubs über seine Thätigkeit gegeben hat. So knapp
und so diplomatisch sie gehalten sind, finden wir doch manche interessante An¬
deutung darin, die wir uns für die Zukunft hinters Ohr schreiben und für den
Gebrauch zurecht legen wollen. An manchen Stellen wird, wie der Autor unsrer
Broschüre scherzend bemerkt, dem Leser die Figur des wackern Mr. Pecksnif aus
dem bekannten Dickensschen Roman vor die Augen getreten sein.
Aber im Ernst: „Zunächst ist an dem Ganzen ein Unterschied dieses
.Clubs' von andern englischen Clubs zu erkennen. Wenn auch die letzter»
für die Bearbeitung der Wähler und für die Parteimanöver überhaupt als be¬
queme Werkstätten benutzt werden, und wenn anch der Cobden-Club nebenher
geselligen Zwecken dienen mag, so ist doch seine Hauptbestimmung die, der Mittel¬
punkt und die treibende Kraft einer dauernden, energischen, auf andre Länder
gerichteten politischen Agitation zu sein" — einer Agitation, die, vergessen wir
das nicht, nach der Parole verfährt, die Cobden seinen Soldaten ein für alle¬
mal gegeben hat: „Unser einziges Ziel sind die Interessen Englands
ohne Rücksicht auf die Bestrebungen andrer Völker." „Dieses sich
,Club< nennende Institut hat nicht einmal ein eignes Lokal und hält seine Jahres¬
versammlungen in den Räumen andrer Clubs oder in Wirthshäusern ab. So
drängt sich die Vermuthung ans, daß man die unscheinbarere Bezeichnung Club
anstatt Verein gewählt habe, um auswärtige Mitglieder nicht in Conflict mit
den Vereinsgesetzen ihrer Heimatländer oder sonst in Unbequemlichkeit zu bringen."
Die Moral, welche die Leser aus dem Gesagten ableiten sollten und, wie
wir hoffen, ableiten werden, ist mannichfacher Art. Ein Hauptsatz derselben
aber, der demnächst praktische Bedeutung erlangen wird, ergiebt sich aus fol¬
gender kurzgefaßter Betrachtung. Der Cobden-Club hat zum einzigen Ziel die
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |