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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal.

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Alfred Meißner.

ÄiMw bezeichnet. Der Sachsenspiegel unterscheidet sie als Msinanusn von den
ndilsren, und in wenig späterer Zeit werden sie gewöhnlich "Sarjanten" genannt.*)

Das Fußvolk endlich besteht aus dein Rest der verarmten Gemeinfreien
und der Masse der Hörigen. Es dürfte doch in nicht geringer Menge in
den Herren der Ottonen vertreten gewesen sein; denn dem Herzoge Hugo
von Franeien schien das Heer seines Feindes, Ottos I., als er das Lager des¬
selben besuchte, sehr ärmlich. Die bäuerliche Unscheinbarkeit und die geringe Be¬
waffnung des Fußvolks, das noch die altgermanischen Wurfspieße führte, mochte
gegen die Eleganz der westfränkischen Chevaliers empfindlich absteche". Prahlend
ließ Hugo dem deutschen Könige ankünden: ihm bange nicht, denn bei seines
Vaters Seele schwöre er, mehr Harnische und Helme blinkten ihm im Heere,
als Otto jemals in seinem Leben beisammen gesehen; er werde ihm bald be¬
weisen, daß die Sachsen keine Krieger seien; sieben ihrer Wurfspieße, vermäße
er sich, mit einem Vecherschlucke auszutrinken. Otto aber ließ erwidern! er werde
ihm eine so große Menge von Strohhüten ins Land führen, wie Hugo sammt
seinem Vater niemals gesehen. Noch lange ging dies Wort im Volke herum; denn
mit den "Strohhüten" war das sächsische Fußvolk gemeint, das zur Sommer¬
zeit gern leichte Breithute trug, die nun des Königs Scherz- und Drohwort
ehrte. Offenbar focht zu Ottos Zeit die Mehrzahl der sächsischen Geineinfreien
schon wieder zu Fuße, sodaß sich Heinrichs Bcrittenmachen dieser Volksschicht
für die meisten niederdeutschen Gauen als eine vorübergehende Maßregel darstellt.

(Schluß folgt.)




Alfred Meißner.
von Linn Soffs. (Schluß.)

e
r r Roman "Snnsara" gehört nicht nur zu dem Besten, was uns
Meißner geboten, sondern überhaupt zu dem Besten, was wir in
unsrer Literatur unser eigen nennen. Es ist ein herrliches, farben¬
eiches Phantasiewerk, welches doch nicht der Realität entbehrt, ein
Gemälde, das uns durch seine Großartigkeit fesselt, hinreißt, und
^tot, indem es uns bis in unser tiefstes Innere packt und rüttelt. Die
Hauptfigur des Romans, der Freiherr von Hostiwin, ist zu Anfange des Buchs



^) Sarjcmt, span. sarKvuto, franz. 8si-Aout, ist das lat. Participium sorviaus Cou-
a>Uiruug des i. Der Piemoutesc druckt noch jetzt das franz. 8vrMut mit sorvicmt, "us.
^enzbotm III. 1881. 26
Alfred Meißner.

ÄiMw bezeichnet. Der Sachsenspiegel unterscheidet sie als Msinanusn von den
ndilsren, und in wenig späterer Zeit werden sie gewöhnlich „Sarjanten" genannt.*)

Das Fußvolk endlich besteht aus dein Rest der verarmten Gemeinfreien
und der Masse der Hörigen. Es dürfte doch in nicht geringer Menge in
den Herren der Ottonen vertreten gewesen sein; denn dem Herzoge Hugo
von Franeien schien das Heer seines Feindes, Ottos I., als er das Lager des¬
selben besuchte, sehr ärmlich. Die bäuerliche Unscheinbarkeit und die geringe Be¬
waffnung des Fußvolks, das noch die altgermanischen Wurfspieße führte, mochte
gegen die Eleganz der westfränkischen Chevaliers empfindlich absteche». Prahlend
ließ Hugo dem deutschen Könige ankünden: ihm bange nicht, denn bei seines
Vaters Seele schwöre er, mehr Harnische und Helme blinkten ihm im Heere,
als Otto jemals in seinem Leben beisammen gesehen; er werde ihm bald be¬
weisen, daß die Sachsen keine Krieger seien; sieben ihrer Wurfspieße, vermäße
er sich, mit einem Vecherschlucke auszutrinken. Otto aber ließ erwidern! er werde
ihm eine so große Menge von Strohhüten ins Land führen, wie Hugo sammt
seinem Vater niemals gesehen. Noch lange ging dies Wort im Volke herum; denn
mit den „Strohhüten" war das sächsische Fußvolk gemeint, das zur Sommer¬
zeit gern leichte Breithute trug, die nun des Königs Scherz- und Drohwort
ehrte. Offenbar focht zu Ottos Zeit die Mehrzahl der sächsischen Geineinfreien
schon wieder zu Fuße, sodaß sich Heinrichs Bcrittenmachen dieser Volksschicht
für die meisten niederdeutschen Gauen als eine vorübergehende Maßregel darstellt.

(Schluß folgt.)




Alfred Meißner.
von Linn Soffs. (Schluß.)

e
r r Roman „Snnsara" gehört nicht nur zu dem Besten, was uns
Meißner geboten, sondern überhaupt zu dem Besten, was wir in
unsrer Literatur unser eigen nennen. Es ist ein herrliches, farben¬
eiches Phantasiewerk, welches doch nicht der Realität entbehrt, ein
Gemälde, das uns durch seine Großartigkeit fesselt, hinreißt, und
^tot, indem es uns bis in unser tiefstes Innere packt und rüttelt. Die
Hauptfigur des Romans, der Freiherr von Hostiwin, ist zu Anfange des Buchs



^) Sarjcmt, span. sarKvuto, franz. 8si-Aout, ist das lat. Participium sorviaus Cou-
a>Uiruug des i. Der Piemoutesc druckt noch jetzt das franz. 8vrMut mit sorvicmt, «us.
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[0209] Alfred Meißner. ÄiMw bezeichnet. Der Sachsenspiegel unterscheidet sie als Msinanusn von den ndilsren, und in wenig späterer Zeit werden sie gewöhnlich „Sarjanten" genannt.*) Das Fußvolk endlich besteht aus dein Rest der verarmten Gemeinfreien und der Masse der Hörigen. Es dürfte doch in nicht geringer Menge in den Herren der Ottonen vertreten gewesen sein; denn dem Herzoge Hugo von Franeien schien das Heer seines Feindes, Ottos I., als er das Lager des¬ selben besuchte, sehr ärmlich. Die bäuerliche Unscheinbarkeit und die geringe Be¬ waffnung des Fußvolks, das noch die altgermanischen Wurfspieße führte, mochte gegen die Eleganz der westfränkischen Chevaliers empfindlich absteche». Prahlend ließ Hugo dem deutschen Könige ankünden: ihm bange nicht, denn bei seines Vaters Seele schwöre er, mehr Harnische und Helme blinkten ihm im Heere, als Otto jemals in seinem Leben beisammen gesehen; er werde ihm bald be¬ weisen, daß die Sachsen keine Krieger seien; sieben ihrer Wurfspieße, vermäße er sich, mit einem Vecherschlucke auszutrinken. Otto aber ließ erwidern! er werde ihm eine so große Menge von Strohhüten ins Land führen, wie Hugo sammt seinem Vater niemals gesehen. Noch lange ging dies Wort im Volke herum; denn mit den „Strohhüten" war das sächsische Fußvolk gemeint, das zur Sommer¬ zeit gern leichte Breithute trug, die nun des Königs Scherz- und Drohwort ehrte. Offenbar focht zu Ottos Zeit die Mehrzahl der sächsischen Geineinfreien schon wieder zu Fuße, sodaß sich Heinrichs Bcrittenmachen dieser Volksschicht für die meisten niederdeutschen Gauen als eine vorübergehende Maßregel darstellt. (Schluß folgt.) Alfred Meißner. von Linn Soffs. (Schluß.) e r r Roman „Snnsara" gehört nicht nur zu dem Besten, was uns Meißner geboten, sondern überhaupt zu dem Besten, was wir in unsrer Literatur unser eigen nennen. Es ist ein herrliches, farben¬ eiches Phantasiewerk, welches doch nicht der Realität entbehrt, ein Gemälde, das uns durch seine Großartigkeit fesselt, hinreißt, und ^tot, indem es uns bis in unser tiefstes Innere packt und rüttelt. Die Hauptfigur des Romans, der Freiherr von Hostiwin, ist zu Anfange des Buchs ^) Sarjcmt, span. sarKvuto, franz. 8si-Aout, ist das lat. Participium sorviaus Cou- a>Uiruug des i. Der Piemoutesc druckt noch jetzt das franz. 8vrMut mit sorvicmt, «us. ^enzbotm III. 1881. 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157968/209>, abgerufen am 24.11.2024.