Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.Literatur,
Alle erhuben sich feierlich und begeisteruugsvoll von ihren Bänken, und Literatur. Ueber Goethes Stellung zur Tonkunst. Vou Dr. Ernst Niemeyer. Pro¬ gramm des Königl. Gymnasiums in Chemnitz, 1831, Das Verhältniß Goethes zur Musik ist schon vor längerer Zeit in dem be¬ Augenscheinlich hat der Verfasser ein reiches Material vor sich gehabt und Literatur,
Alle erhuben sich feierlich und begeisteruugsvoll von ihren Bänken, und Literatur. Ueber Goethes Stellung zur Tonkunst. Vou Dr. Ernst Niemeyer. Pro¬ gramm des Königl. Gymnasiums in Chemnitz, 1831, Das Verhältniß Goethes zur Musik ist schon vor längerer Zeit in dem be¬ Augenscheinlich hat der Verfasser ein reiches Material vor sich gehabt und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0522" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150094"/> <fw type="header" place="top"> Literatur,</fw><lb/> <quote> <p xml:id="ID_1740" prev="#ID_1739"> Ihrer gerechten Wünsche finden. Kein Eigenthum, keinerlei Fesseln, also anch keine<lb/> Ehe mehr, und keine Verpflichtung der Eltern, für ihre Kinder zu sorgen.</p> <p xml:id="ID_1741"> Das sind die segensreichen Folgen, welche aus der Einführung der alten Mamsell<lb/> in die Schule entspringen, und mir bleibt nichts mehr übrig, als Sie aufzufordern,<lb/> durch dreimaliges Aufstehen von Ihren Sitzen der hochherzigen Fran Marlitt unsre<lb/> Huldigung und unsern ehrfurchtsvollen Dank nuszusprechcu dafür, daß sie der Mensch¬<lb/> heit den Anstoß gegeben hat, die Bahn der Tugend und Gerechtigkeit wieder zu<lb/> betreten, die sie verlassen, seit sie durch deu Sündenfall das Paradies eingebüßt hat.<lb/> Bei unsrer Ankunft in Lcmurien soll es unsre erste Pflicht sein, ihr ein würdiges<lb/> Denkmal zu setzen, damit die Nachwelt nie vergesse, daß sie mit ihrer alten Mamsell<lb/> die Wiederherstellung Polens und damit logisch und consequent die Rückkehr der<lb/> Völker zum Ausgangspunkte der Geschichte veranlaßt hat. Ein dreimaliges Hoch<lb/> auf die alte Mamsell!"</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_1742"> Alle erhuben sich feierlich und begeisteruugsvoll von ihren Bänken, und<lb/> dreimal erschallte der Jubelruf durch den Saal: „Hoch die alte Mamsell!"<lb/> Nur die unverbesserlichen Zündnadler schwiegen, und die fünf oder sechs Mit¬<lb/> glieder des Hauses, denen angedeutet worden, daß sie ihre Koffer nach Jerusalem<lb/> zu adressiren haben würden, machten betretue Gesichter, als ob ihnen diese Cvu-<lb/> scauenz ihres Sieges nicht in die Rechnung paßte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Literatur.</head><lb/> <div n="2"> <head> Ueber Goethes Stellung zur Tonkunst. Vou Dr. Ernst Niemeyer. Pro¬<lb/> gramm des Königl. Gymnasiums in Chemnitz, 1831,</head><lb/> <p xml:id="ID_1743"> Das Verhältniß Goethes zur Musik ist schon vor längerer Zeit in dem be¬<lb/> kannten Büchlein von Bock, neuerdings auch von einem Franzosen, Jullien, in einer<lb/> Schrift Soetlio et ig, muÄguk behandelt worden, in keiner von beiden erschöpfend.<lb/> Der Verfasser der vorliegenden Abhandlung hat das vorhaudue reiche Quellcu-<lb/> matcrial nochmals durchforscht und erörtert in der zunächst veröffentlichten ersten<lb/> Hälfte seiner Arbeit die Frage: In wie enge Beziehungen ist Goethe zur Tonkunst<lb/> getreten? Ein zweiter Theil soll die weitere Frage beantworten: Wie tief ist<lb/> Goethe in das Verständniß der Musik eingedrungen? In dem vorliegenden Theile<lb/> geht der Verfasser in der Hauptsache chronologisch zu Werke; er verfolgt die äußern<lb/> Beziehungen Goethes zur Musik von seiner Kindheit an bis zu seinem Tode. Drei<lb/> Name» siud es, die hier besondres Interesse erregen und denen daher auch ein<lb/> breiterer Raum gewidmet ist: Kahser, Reichardt und Zelter, denen sich in den letzten<lb/> Lebensjahren Goethes als vierter noch der junge Felix Mendelssohn anschließt.<lb/> Zwischen diesen Hnnptpartien aber liegt eine Fülle interessanten nebensächlichen<lb/> Details.</p><lb/> <p xml:id="ID_1744" next="#ID_1745"> Augenscheinlich hat der Verfasser ein reiches Material vor sich gehabt und<lb/> sorgfältig durchgearbeitet. Leider hat er es aber verabsäumt, über seine Quellen<lb/> irgendwelche Rechenschaft zu geben. Der Kundige wird zwar in den meisten Fällen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0522]
Literatur,
Ihrer gerechten Wünsche finden. Kein Eigenthum, keinerlei Fesseln, also anch keine
Ehe mehr, und keine Verpflichtung der Eltern, für ihre Kinder zu sorgen.
Das sind die segensreichen Folgen, welche aus der Einführung der alten Mamsell
in die Schule entspringen, und mir bleibt nichts mehr übrig, als Sie aufzufordern,
durch dreimaliges Aufstehen von Ihren Sitzen der hochherzigen Fran Marlitt unsre
Huldigung und unsern ehrfurchtsvollen Dank nuszusprechcu dafür, daß sie der Mensch¬
heit den Anstoß gegeben hat, die Bahn der Tugend und Gerechtigkeit wieder zu
betreten, die sie verlassen, seit sie durch deu Sündenfall das Paradies eingebüßt hat.
Bei unsrer Ankunft in Lcmurien soll es unsre erste Pflicht sein, ihr ein würdiges
Denkmal zu setzen, damit die Nachwelt nie vergesse, daß sie mit ihrer alten Mamsell
die Wiederherstellung Polens und damit logisch und consequent die Rückkehr der
Völker zum Ausgangspunkte der Geschichte veranlaßt hat. Ein dreimaliges Hoch
auf die alte Mamsell!"
Alle erhuben sich feierlich und begeisteruugsvoll von ihren Bänken, und
dreimal erschallte der Jubelruf durch den Saal: „Hoch die alte Mamsell!"
Nur die unverbesserlichen Zündnadler schwiegen, und die fünf oder sechs Mit¬
glieder des Hauses, denen angedeutet worden, daß sie ihre Koffer nach Jerusalem
zu adressiren haben würden, machten betretue Gesichter, als ob ihnen diese Cvu-
scauenz ihres Sieges nicht in die Rechnung paßte.
Literatur.
Ueber Goethes Stellung zur Tonkunst. Vou Dr. Ernst Niemeyer. Pro¬
gramm des Königl. Gymnasiums in Chemnitz, 1831,
Das Verhältniß Goethes zur Musik ist schon vor längerer Zeit in dem be¬
kannten Büchlein von Bock, neuerdings auch von einem Franzosen, Jullien, in einer
Schrift Soetlio et ig, muÄguk behandelt worden, in keiner von beiden erschöpfend.
Der Verfasser der vorliegenden Abhandlung hat das vorhaudue reiche Quellcu-
matcrial nochmals durchforscht und erörtert in der zunächst veröffentlichten ersten
Hälfte seiner Arbeit die Frage: In wie enge Beziehungen ist Goethe zur Tonkunst
getreten? Ein zweiter Theil soll die weitere Frage beantworten: Wie tief ist
Goethe in das Verständniß der Musik eingedrungen? In dem vorliegenden Theile
geht der Verfasser in der Hauptsache chronologisch zu Werke; er verfolgt die äußern
Beziehungen Goethes zur Musik von seiner Kindheit an bis zu seinem Tode. Drei
Name» siud es, die hier besondres Interesse erregen und denen daher auch ein
breiterer Raum gewidmet ist: Kahser, Reichardt und Zelter, denen sich in den letzten
Lebensjahren Goethes als vierter noch der junge Felix Mendelssohn anschließt.
Zwischen diesen Hnnptpartien aber liegt eine Fülle interessanten nebensächlichen
Details.
Augenscheinlich hat der Verfasser ein reiches Material vor sich gehabt und
sorgfältig durchgearbeitet. Leider hat er es aber verabsäumt, über seine Quellen
irgendwelche Rechenschaft zu geben. Der Kundige wird zwar in den meisten Fällen
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