Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.Gleim an Bertuch. Geiviß aber wird der junge Cramer, der mit seiner jungen Gravität den alten 2. Halberstadt, deu 12, Nov. 1774.*) ... Ich kenne die Menschen. Spalding, Ramler -- welche Namen, welche Gebe der Himmel, daß zu Weimar entstehe, was Sie hoffen. In meinem Zwei Worte noch von den bösen Buben, welche meinem Wielnnd Hohn 3. (undatirt.)**) Der Geh. Rath Nittelblath zu Halle hat die Veugerische Buchhandlung da¬ *) Antwort nus Bertuchs Brief vom 7. Ncwbr.; Bertuch schreibt wieder am 21. **) Wahrscheinlich 1776; ein bestimmteres Datum läßt sich auch aus deu Briefen Ber¬
tuchs an Gleim nicht folgern, da diese vom Juni 1776 bis December 17/7 fehlen. Gleim an Bertuch. Geiviß aber wird der junge Cramer, der mit seiner jungen Gravität den alten 2. Halberstadt, deu 12, Nov. 1774.*) ... Ich kenne die Menschen. Spalding, Ramler — welche Namen, welche Gebe der Himmel, daß zu Weimar entstehe, was Sie hoffen. In meinem Zwei Worte noch von den bösen Buben, welche meinem Wielnnd Hohn 3. (undatirt.)**) Der Geh. Rath Nittelblath zu Halle hat die Veugerische Buchhandlung da¬ *) Antwort nus Bertuchs Brief vom 7. Ncwbr.; Bertuch schreibt wieder am 21. **) Wahrscheinlich 1776; ein bestimmteres Datum läßt sich auch aus deu Briefen Ber¬
tuchs an Gleim nicht folgern, da diese vom Juni 1776 bis December 17/7 fehlen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0448" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/150020"/> <fw type="header" place="top"> Gleim an Bertuch.</fw><lb/> <lg xml:id="POEMID_34" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1483"> Geiviß aber wird der junge Cramer, der mit seiner jungen Gravität den alten<lb/> Manu wie einen alten Sünder anzusehn den Mund offen, das Auge starrauseheud<lb/> hatte, bei den Frommen seiner Secte nicht zum Besten von mir schwatzen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 2.</head><lb/> <p xml:id="ID_1484"> Halberstadt, deu 12, Nov. 1774.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_1485"> ... Ich kenne die Menschen. Spalding, Ramler — welche Namen, welche<lb/> lange Listen gleicher großer Namen könnte ich hersetzen und von einem jeden geo¬<lb/> metrisch beweisen, daß er verdiente, mit schwarzen Buchstaben im Tempel der Freund-<lb/> schaft angeschrieben zu werden! und also, nicht weil ich ein Menschenfeind durch<lb/> die traurigsten Erfahrungen, die wohl je ein Mensch ans Erden, seit Adam auf<lb/> mich gehabt hat, geworden bin, sondern nur, ich habe gelobet, nie wieder in den<lb/> Fall solcher Erfahrungen mich zu setzen, ich will in einem Winkel leben, mit<lb/> Freunden, die noch keinen Dolchstoß mir ins Herz gaben, in Verbindung bleiben,<lb/> aber auf deu Sprung bereit. . .</p><lb/> <p xml:id="ID_1486"> Gebe der Himmel, daß zu Weimar entstehe, was Sie hoffen. In meinem<lb/> Winkel will ich herzlich mich darüber freuen, und wenn die Freude mich über¬<lb/> nehmen sollte, nicht mich sträuben, ihrem Zuge zu folgen, kleine Besuche von etlichen<lb/> Tagen will ich macheu . . . Bey meinem Wieland war ich so wohl, bei meinem<lb/> Bertuch war ich so heiter, meinen Knebel halt ich für einen der besten Menschen<lb/> unter den Menschen von Adel, meinen alten Freund, den dicken Schmid, wie unser<lb/> Wieland ihn naunte, deu, ich unterstände es mir, brächte ich vom Plutus zum Apollo<lb/> zurück und doch — ich kenne die Menschen. Basta! ....</p><lb/> <p xml:id="ID_1487"> Zwei Worte noch von den bösen Buben, welche meinem Wielnnd Hohn<lb/> sprechen. Mit Boie bin ich äußerst unzufrieden; er hat sich nichts weniger als<lb/> gerechtfertigt. Sein Brief ist kalt wie eine Eidechse. Mögen doch die Buben wider<lb/> Wieland schreiben ganze große dicke Folianten, sie werden mich nicht aufbringen,<lb/> aber in so einer tückischen, den 9/10 unseres dumme» Publici hingeworfenen halben<lb/> Zeile, wie die im Musenalmanach, das, Hr. Boie sage, was er will, ist Herzens¬<lb/> bosheit, unverzeihlicher bösartiger Muthwille, Tollheit.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 3.</head><lb/> <p xml:id="ID_1488"> (undatirt.)**)</p><lb/> <p xml:id="ID_1489" next="#ID_1490"> Der Geh. Rath Nittelblath zu Halle hat die Veugerische Buchhandlung da¬<lb/> selbst geerbt. Gestern war er hier; ich konnt' aber nicht um ihn kommen. Wenns zu<lb/> Weimar meinem Bertuch nicht wohl erginge, so sollt er mit Gleim in Compagnie<lb/> diese Handlung kaufen, eine der ältesten und sehr versäumt bisher, könnten wir<lb/> ein herrlich Ding draus machen! Ich gehe über Halle zurück und svndire den<lb/> Eigenthümer, ob er sie verkaufen will, 10000 Thlr. gab' ich ihm, 12000 soll er<lb/> schon einmal gefordert haben. — Weygand aus Leipzig ist hier gewesen, der<lb/> einzige von allem Bnchhändlergeschmciß, der mir gefallen hat, ein rüstiger, kraft-</p><lb/> <note xml:id="FID_108" place="foot"> *) Antwort nus Bertuchs Brief vom 7. Ncwbr.; Bertuch schreibt wieder am 21.</note><lb/> <note xml:id="FID_109" place="foot"> **) Wahrscheinlich 1776; ein bestimmteres Datum läßt sich auch aus deu Briefen Ber¬<lb/> tuchs an Gleim nicht folgern, da diese vom Juni 1776 bis December 17/7 fehlen.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0448]
Gleim an Bertuch.
Geiviß aber wird der junge Cramer, der mit seiner jungen Gravität den alten
Manu wie einen alten Sünder anzusehn den Mund offen, das Auge starrauseheud
hatte, bei den Frommen seiner Secte nicht zum Besten von mir schwatzen.
2.
Halberstadt, deu 12, Nov. 1774.*)
... Ich kenne die Menschen. Spalding, Ramler — welche Namen, welche
lange Listen gleicher großer Namen könnte ich hersetzen und von einem jeden geo¬
metrisch beweisen, daß er verdiente, mit schwarzen Buchstaben im Tempel der Freund-
schaft angeschrieben zu werden! und also, nicht weil ich ein Menschenfeind durch
die traurigsten Erfahrungen, die wohl je ein Mensch ans Erden, seit Adam auf
mich gehabt hat, geworden bin, sondern nur, ich habe gelobet, nie wieder in den
Fall solcher Erfahrungen mich zu setzen, ich will in einem Winkel leben, mit
Freunden, die noch keinen Dolchstoß mir ins Herz gaben, in Verbindung bleiben,
aber auf deu Sprung bereit. . .
Gebe der Himmel, daß zu Weimar entstehe, was Sie hoffen. In meinem
Winkel will ich herzlich mich darüber freuen, und wenn die Freude mich über¬
nehmen sollte, nicht mich sträuben, ihrem Zuge zu folgen, kleine Besuche von etlichen
Tagen will ich macheu . . . Bey meinem Wieland war ich so wohl, bei meinem
Bertuch war ich so heiter, meinen Knebel halt ich für einen der besten Menschen
unter den Menschen von Adel, meinen alten Freund, den dicken Schmid, wie unser
Wieland ihn naunte, deu, ich unterstände es mir, brächte ich vom Plutus zum Apollo
zurück und doch — ich kenne die Menschen. Basta! ....
Zwei Worte noch von den bösen Buben, welche meinem Wielnnd Hohn
sprechen. Mit Boie bin ich äußerst unzufrieden; er hat sich nichts weniger als
gerechtfertigt. Sein Brief ist kalt wie eine Eidechse. Mögen doch die Buben wider
Wieland schreiben ganze große dicke Folianten, sie werden mich nicht aufbringen,
aber in so einer tückischen, den 9/10 unseres dumme» Publici hingeworfenen halben
Zeile, wie die im Musenalmanach, das, Hr. Boie sage, was er will, ist Herzens¬
bosheit, unverzeihlicher bösartiger Muthwille, Tollheit.
3.
(undatirt.)**)
Der Geh. Rath Nittelblath zu Halle hat die Veugerische Buchhandlung da¬
selbst geerbt. Gestern war er hier; ich konnt' aber nicht um ihn kommen. Wenns zu
Weimar meinem Bertuch nicht wohl erginge, so sollt er mit Gleim in Compagnie
diese Handlung kaufen, eine der ältesten und sehr versäumt bisher, könnten wir
ein herrlich Ding draus machen! Ich gehe über Halle zurück und svndire den
Eigenthümer, ob er sie verkaufen will, 10000 Thlr. gab' ich ihm, 12000 soll er
schon einmal gefordert haben. — Weygand aus Leipzig ist hier gewesen, der
einzige von allem Bnchhändlergeschmciß, der mir gefallen hat, ein rüstiger, kraft-
*) Antwort nus Bertuchs Brief vom 7. Ncwbr.; Bertuch schreibt wieder am 21.
**) Wahrscheinlich 1776; ein bestimmteres Datum läßt sich auch aus deu Briefen Ber¬
tuchs an Gleim nicht folgern, da diese vom Juni 1776 bis December 17/7 fehlen.
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