Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.Lalderon.
Seinen Sohn, der ins Dorf zurückgekehrt, läßt Crespv ebenfalls in Gewahrsam Wenden wir uns zu denjenigen Dramen, die der alten Geschichte entnommen *) Nevcrsetzt im 7, Bde, von Gries,
Lalderon.
Seinen Sohn, der ins Dorf zurückgekehrt, läßt Crespv ebenfalls in Gewahrsam Wenden wir uns zu denjenigen Dramen, die der alten Geschichte entnommen *) Nevcrsetzt im 7, Bde, von Gries,
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0282" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149854"/> <fw type="header" place="top"> Lalderon.</fw><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_25" type="poem"> <l> Legt dazu ihm Ketten an;<lb/> Mit Respect verhindert jeden<lb/> Seiner Schaar mit ihm zu reden.<lb/> Auch die andern sollt ihr daun,<lb/> Wie es recht, gefangen nehmen,<lb/> Doch getrennt: ist das vorbei,<lb/> Wollen wir sie alle drei,<lb/> Sämmtlich mit Respect, vernehmen.<lb/> Und, gesagt sei'S ohne Spott!<lb/> Hab' ich Griinde gnug entdeckt,<lb/> Laß' ich, immer all Respect,<lb/> Rasch Euch hängen, ja bei Gott!"</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_958"> Seinen Sohn, der ins Dorf zurückgekehrt, läßt Crespv ebenfalls in Gewahrsam<lb/> bringen, da er seinem Hauptmann gegenüber die Disciplin verletzt hat. Der<lb/> General, der mit seinem Regiment nach Zalcnnea zurückkehrt, um den Haupt¬<lb/> mann zu befreien, findet bei dem Schulzen energischen Widerstand; die Gewalt-<lb/> maßregeln, die er im Begriff ist zu ergreifen, werden indeß durch das Erscheinen<lb/> König Philipps verhindert, der auf dem Wege nach Portugal das Dorf passirt.<lb/> Er erhält Kunde von dem Vorgefallen und billigt das Vorgehen des Alcalden,<lb/> bestreitet ihm jedoch das Recht, das Urtheil an dem Offizier zu vollstrecken.<lb/> Dasselbe ist indeß bereits vollzogen, die Thür des Gefängnisses öffnet sich, und<lb/> der Hauptmann sitzt erdrosselt auf einem Stuhle, „Der Henker, den wir haben,"<lb/> erwidert Crcspo ironisch auf die Frage, warum er den Ritter nicht wenigstens<lb/> standesgemäß habe enthaupten lassen, „der Henker, den wir haben, hat keine<lb/> Uebung im Köpfen, da die Edelleute hier zu Lande zu brav sind," Der König<lb/> kann nichts gegen das Verfahren des Bauern einwenden und bestätigt ihn für<lb/> alle Zeit als Richter der Ortschaft, Die Tochter schickt der Alte in ein Kloster,<lb/> „wo sie einen Gatten findet, der nicht achtet auf den Stand," und sein Sohn,<lb/> dessen Freilassung der General selbst auswirkt, folgt des Königs Fahnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_959"> Wenden wir uns zu denjenigen Dramen, die der alten Geschichte entnommen<lb/> sind, so dürfen wir, von Schöpfungen geringerer Art wie „Judas Macabco"<lb/> absehend, unter den biblischen Stücken die „Locken Absalons" (I^os os-bsllos als<lb/> ^.bsiüon)*) nicht unerwähnt lassen, eine Tragödie von bewunderungswürdigster<lb/> Erfindung, und schon durch die einzige grandiose Scene, in der es zwischen<lb/> Ammon und Thamar zum Incest kommt, ein Vorwurf, den nur ein Genie ersten<lb/> Ranges so bewältigen konnte, wie dnrch den meisterlich durchgeführten Contrast<lb/> zwischen väterlicher Milde und Frevel der Kinder den vollendetsten Gebilden der<lb/> Caldervnschen Muse sich anreihend.</p><lb/> <note xml:id="FID_70" place="foot"> *) Nevcrsetzt im 7, Bde, von Gries,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0282]
Lalderon.
Legt dazu ihm Ketten an;
Mit Respect verhindert jeden
Seiner Schaar mit ihm zu reden.
Auch die andern sollt ihr daun,
Wie es recht, gefangen nehmen,
Doch getrennt: ist das vorbei,
Wollen wir sie alle drei,
Sämmtlich mit Respect, vernehmen.
Und, gesagt sei'S ohne Spott!
Hab' ich Griinde gnug entdeckt,
Laß' ich, immer all Respect,
Rasch Euch hängen, ja bei Gott!"
Seinen Sohn, der ins Dorf zurückgekehrt, läßt Crespv ebenfalls in Gewahrsam
bringen, da er seinem Hauptmann gegenüber die Disciplin verletzt hat. Der
General, der mit seinem Regiment nach Zalcnnea zurückkehrt, um den Haupt¬
mann zu befreien, findet bei dem Schulzen energischen Widerstand; die Gewalt-
maßregeln, die er im Begriff ist zu ergreifen, werden indeß durch das Erscheinen
König Philipps verhindert, der auf dem Wege nach Portugal das Dorf passirt.
Er erhält Kunde von dem Vorgefallen und billigt das Vorgehen des Alcalden,
bestreitet ihm jedoch das Recht, das Urtheil an dem Offizier zu vollstrecken.
Dasselbe ist indeß bereits vollzogen, die Thür des Gefängnisses öffnet sich, und
der Hauptmann sitzt erdrosselt auf einem Stuhle, „Der Henker, den wir haben,"
erwidert Crcspo ironisch auf die Frage, warum er den Ritter nicht wenigstens
standesgemäß habe enthaupten lassen, „der Henker, den wir haben, hat keine
Uebung im Köpfen, da die Edelleute hier zu Lande zu brav sind," Der König
kann nichts gegen das Verfahren des Bauern einwenden und bestätigt ihn für
alle Zeit als Richter der Ortschaft, Die Tochter schickt der Alte in ein Kloster,
„wo sie einen Gatten findet, der nicht achtet auf den Stand," und sein Sohn,
dessen Freilassung der General selbst auswirkt, folgt des Königs Fahnen.
Wenden wir uns zu denjenigen Dramen, die der alten Geschichte entnommen
sind, so dürfen wir, von Schöpfungen geringerer Art wie „Judas Macabco"
absehend, unter den biblischen Stücken die „Locken Absalons" (I^os os-bsllos als
^.bsiüon)*) nicht unerwähnt lassen, eine Tragödie von bewunderungswürdigster
Erfindung, und schon durch die einzige grandiose Scene, in der es zwischen
Ammon und Thamar zum Incest kommt, ein Vorwurf, den nur ein Genie ersten
Ranges so bewältigen konnte, wie dnrch den meisterlich durchgeführten Contrast
zwischen väterlicher Milde und Frevel der Kinder den vollendetsten Gebilden der
Caldervnschen Muse sich anreihend.
*) Nevcrsetzt im 7, Bde, von Gries,
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