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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

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Laldero".

Werfen wir zunächst einen Blick auf den Lebeusgnng des Dichters, der uns
freilich zum Verständniß seiner Werte äußerst wenig an die Hand giebt; denn
im Vergleich zu den abenteuerlichen Geschicken, die dem Leben andrer großer
Geister Spaniens, wie dem eines Cervantes, eines Lope de Vega oder Monzo
de Ercilla das Ansehen eines Romans verleihe", ist Calderons äußeres Leben
ein durchaus ruhiges, arm an Wechselfällen und merkwürdigen Ereignissen, Leider
sind die biographischen Nachrichten, über die wir verfügen, äußerst spärlich; sie
bestehen fast ausschließlich in den Notizen, die Calderons Freund Vera Tassis,
der auch die erste Herausgabe seiner Werte veranstaltete, seinem bombastischer
Pancgyrieus auf den Dahiugegangnen einflocht, Ihnen zufolge stammt der Dichter,
dessen Name vollständig Don Pedro Calderon de la Barea Barreda, Gonzalez
de Henao, Ruiz de Blnsco h Rianno lautet, väterlicherseits von einem alten Adels¬
geschlecht im Thale Carriedo, mütterlicherseits von einer edeln flandrischen, nach
Castilien übergesiedelten Familie, Geboren wurde er zu Madrid am 17. Januar
1600;*) seine erste Ausbildung erhielt er in einer Jesuitenschule der Hauptstadt
und widmete sich schon in sehr jungen Jahren auf der Universität Snlamanca
gelehrten Studien, namentlich der Philosophie, dem Civil- und kanonischen Recht
und der Mathematik. Wenn wir dem obengenannten Berichterstatter glauben
dürfen, verfaßte er schon mit 13 Jahren sein erstes Drama M on-ro act visto
und erregte schon vor Vollendung seines neunzehnten Jahres durch seine Komödien
Aufsehen. In demselben Lebensjahre begab er sich nach Madrid, im 25, trat
er unter die Waffen und leistete in Mailand, später in Flandern Kriegsdienste,
Von Philipp IV., jenem eifrigen Freunde des Theaters, an den Hof berufen,
widmete er seine Thätigkeit ungetheilt der Bühne und hatte besonders die Auf¬
führungen bei festlichen Anlässen zu leiten. Diese seine Wirksamkeit, die ihn:
1637 das Ritterkreuz von Santiago eintrug, ward 1640 durch seine freiwillige
Theilnahme an der militärischen Expedition nach Catalonien unterbrochen, nach
deren Beendigung wieder aufgenommen und dauerte auch fort, als der Dichter
1651 in den geistlichen Stand trat, in dem ihm einträgliche Pfründen ein be¬
hagliches Leben und reichliche Muße gewährten. Der Congregation von San
Pietro, in die er 1663 aufgenommen ward, vermachte er testamentarisch sein
ansehnliches Vermöge" und beschloß, bis an sein Ende der Poesie, namentlich der
Abfassung geistlicher Schauspiele obliegend, wie schon erwähnt am 25. Mai 1681
seine Tage. Seine irdischen Ueberreste wurden in der Kirche San Salvador
beigesetzt, von wo sie 1841 nach der Kirche San NieMs übertragen wurden.



Tills und nicht der 1. Januar, wie Schack und sogar noch Putiuau in seineu 1880
zu Utrecht erschienenen LtnSiSn ovsr (ZMorou ""giebt, ist der Geburtstag des Dichters, wie
bereits Harpeubusrh in seiner LiaMalia av (Ätäoroii, Madrid 1840, nachgewiesen hat.
Grenzboten II, 1881. M
Laldero».

Werfen wir zunächst einen Blick auf den Lebeusgnng des Dichters, der uns
freilich zum Verständniß seiner Werte äußerst wenig an die Hand giebt; denn
im Vergleich zu den abenteuerlichen Geschicken, die dem Leben andrer großer
Geister Spaniens, wie dem eines Cervantes, eines Lope de Vega oder Monzo
de Ercilla das Ansehen eines Romans verleihe», ist Calderons äußeres Leben
ein durchaus ruhiges, arm an Wechselfällen und merkwürdigen Ereignissen, Leider
sind die biographischen Nachrichten, über die wir verfügen, äußerst spärlich; sie
bestehen fast ausschließlich in den Notizen, die Calderons Freund Vera Tassis,
der auch die erste Herausgabe seiner Werte veranstaltete, seinem bombastischer
Pancgyrieus auf den Dahiugegangnen einflocht, Ihnen zufolge stammt der Dichter,
dessen Name vollständig Don Pedro Calderon de la Barea Barreda, Gonzalez
de Henao, Ruiz de Blnsco h Rianno lautet, väterlicherseits von einem alten Adels¬
geschlecht im Thale Carriedo, mütterlicherseits von einer edeln flandrischen, nach
Castilien übergesiedelten Familie, Geboren wurde er zu Madrid am 17. Januar
1600;*) seine erste Ausbildung erhielt er in einer Jesuitenschule der Hauptstadt
und widmete sich schon in sehr jungen Jahren auf der Universität Snlamanca
gelehrten Studien, namentlich der Philosophie, dem Civil- und kanonischen Recht
und der Mathematik. Wenn wir dem obengenannten Berichterstatter glauben
dürfen, verfaßte er schon mit 13 Jahren sein erstes Drama M on-ro act visto
und erregte schon vor Vollendung seines neunzehnten Jahres durch seine Komödien
Aufsehen. In demselben Lebensjahre begab er sich nach Madrid, im 25, trat
er unter die Waffen und leistete in Mailand, später in Flandern Kriegsdienste,
Von Philipp IV., jenem eifrigen Freunde des Theaters, an den Hof berufen,
widmete er seine Thätigkeit ungetheilt der Bühne und hatte besonders die Auf¬
führungen bei festlichen Anlässen zu leiten. Diese seine Wirksamkeit, die ihn:
1637 das Ritterkreuz von Santiago eintrug, ward 1640 durch seine freiwillige
Theilnahme an der militärischen Expedition nach Catalonien unterbrochen, nach
deren Beendigung wieder aufgenommen und dauerte auch fort, als der Dichter
1651 in den geistlichen Stand trat, in dem ihm einträgliche Pfründen ein be¬
hagliches Leben und reichliche Muße gewährten. Der Congregation von San
Pietro, in die er 1663 aufgenommen ward, vermachte er testamentarisch sein
ansehnliches Vermöge» und beschloß, bis an sein Ende der Poesie, namentlich der
Abfassung geistlicher Schauspiele obliegend, wie schon erwähnt am 25. Mai 1681
seine Tage. Seine irdischen Ueberreste wurden in der Kirche San Salvador
beigesetzt, von wo sie 1841 nach der Kirche San NieMs übertragen wurden.



Tills und nicht der 1. Januar, wie Schack und sogar noch Putiuau in seineu 1880
zu Utrecht erschienenen LtnSiSn ovsr (ZMorou «„giebt, ist der Geburtstag des Dichters, wie
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[0237] Laldero». Werfen wir zunächst einen Blick auf den Lebeusgnng des Dichters, der uns freilich zum Verständniß seiner Werte äußerst wenig an die Hand giebt; denn im Vergleich zu den abenteuerlichen Geschicken, die dem Leben andrer großer Geister Spaniens, wie dem eines Cervantes, eines Lope de Vega oder Monzo de Ercilla das Ansehen eines Romans verleihe», ist Calderons äußeres Leben ein durchaus ruhiges, arm an Wechselfällen und merkwürdigen Ereignissen, Leider sind die biographischen Nachrichten, über die wir verfügen, äußerst spärlich; sie bestehen fast ausschließlich in den Notizen, die Calderons Freund Vera Tassis, der auch die erste Herausgabe seiner Werte veranstaltete, seinem bombastischer Pancgyrieus auf den Dahiugegangnen einflocht, Ihnen zufolge stammt der Dichter, dessen Name vollständig Don Pedro Calderon de la Barea Barreda, Gonzalez de Henao, Ruiz de Blnsco h Rianno lautet, väterlicherseits von einem alten Adels¬ geschlecht im Thale Carriedo, mütterlicherseits von einer edeln flandrischen, nach Castilien übergesiedelten Familie, Geboren wurde er zu Madrid am 17. Januar 1600;*) seine erste Ausbildung erhielt er in einer Jesuitenschule der Hauptstadt und widmete sich schon in sehr jungen Jahren auf der Universität Snlamanca gelehrten Studien, namentlich der Philosophie, dem Civil- und kanonischen Recht und der Mathematik. Wenn wir dem obengenannten Berichterstatter glauben dürfen, verfaßte er schon mit 13 Jahren sein erstes Drama M on-ro act visto und erregte schon vor Vollendung seines neunzehnten Jahres durch seine Komödien Aufsehen. In demselben Lebensjahre begab er sich nach Madrid, im 25, trat er unter die Waffen und leistete in Mailand, später in Flandern Kriegsdienste, Von Philipp IV., jenem eifrigen Freunde des Theaters, an den Hof berufen, widmete er seine Thätigkeit ungetheilt der Bühne und hatte besonders die Auf¬ führungen bei festlichen Anlässen zu leiten. Diese seine Wirksamkeit, die ihn: 1637 das Ritterkreuz von Santiago eintrug, ward 1640 durch seine freiwillige Theilnahme an der militärischen Expedition nach Catalonien unterbrochen, nach deren Beendigung wieder aufgenommen und dauerte auch fort, als der Dichter 1651 in den geistlichen Stand trat, in dem ihm einträgliche Pfründen ein be¬ hagliches Leben und reichliche Muße gewährten. Der Congregation von San Pietro, in die er 1663 aufgenommen ward, vermachte er testamentarisch sein ansehnliches Vermöge» und beschloß, bis an sein Ende der Poesie, namentlich der Abfassung geistlicher Schauspiele obliegend, wie schon erwähnt am 25. Mai 1681 seine Tage. Seine irdischen Ueberreste wurden in der Kirche San Salvador beigesetzt, von wo sie 1841 nach der Kirche San NieMs übertragen wurden. Tills und nicht der 1. Januar, wie Schack und sogar noch Putiuau in seineu 1880 zu Utrecht erschienenen LtnSiSn ovsr (ZMorou «„giebt, ist der Geburtstag des Dichters, wie bereits Harpeubusrh in seiner LiaMalia av (Ätäoroii, Madrid 1840, nachgewiesen hat. Grenzboten II, 1881. M

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/237>, abgerufen am 23.07.2024.