Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

ursprünglich zum Privatgebrauch der Herren und Damen um Dcssanischen Hufe be¬
stimmt, aber später den Abdruck unter der Bedingung, daß auch sein Vorbericht
wörtlich mit abgedruckt werde, gestattet. Jener Vorbericht trügt das Datum Dessau
den l. September 1302.

Die dritte Reihe poetischer Productionen Behrischs, nämlich seine poetischen
Episteln um Berenhorst, umfnsit meist Gcburtstagsgedichte. Ju frühern Jahren war
es Behrisch eine angenehme Gewohnheit, Berenhorsts Geburtstag (den 26. Oetober)
jedesmal mit einigen Versen zu feiern und die Beobachtung dieser Gewohnheit sah
er später als Pflicht an. Er wollte lieber dem Freunde einmal ein schwaches Opfer
bringen, als untreu scheinen. Wir geben einige Proben dieser Gedichte.

Als im Jahre 1731 die deutsche Übersetzung der Odyssee bon Vos; erschienen war,
schickte sie Behrisch dem Freunde mit einer poetischen Epistel zu, in der er Homer
humoristisch mit dem poetischen Stümper Hansen in Köthen, einem Bekannten Beren¬
horsts, vergleicht. Wir theilen das Gedicht mit, weil es Behrisch zugleich bon der
kritische" Seite zeigt.

D. d. 20. Dec. 1781.


Empfange hier nebst meinem Gutcnmorgen
Die längst gewünschte Odüssce,
Womit Herr Voß nach langem Borgen
11us nun bezahlt. Sie wird fürs Magenweh
Dir gute Dienste thun. Denn lange lagen
Die harten Verse jeues Reimers,
Die Sinngedichte eines Wörter-Leimers
Aus unserm nachbarlichen Cöthen,
(Wo man nichts liesser kann, als löthen)
Dir unverdaut im kranken Magen,
Erzeugten Kopfweh, Schwindel, Uebelkeit.
Mir, leydcr! Freund, ich mich eS klagen --
Mir gaben sie den Ohrenzwnng
Noch oben drein durch ihre Rauhigkeit.
Von diesem allen soll uns der Gesang
Des göttlichen Homäros heilen.
Dann wollst du ans Barmherzigkeit
Die Lesung des Gesangs mit nnserm Hansen theilen.
Vielleicht bekömmt er Licht,
Und sieht, man schaffe ein Gedicht
Uns Wörterschwnll und Reimen nicht allein,
Es müßten auch Gedanke", Malereyen,
Wozu die M"sen selten nur die Farben leyhen,
Und scharf genehmer, und doch freyer Gang,
Und nichts zu kurz, und nichts zu lang
In unsern Liedern seyn.
Vielleicht ersieht er es, und trägt uns seltner nnf-
Ich wette, seine Ruh' hemmt nicht der Künste Lauf.

In dem Gedichte vom 2". Oetober 1739 gedenkt der Versasser seiner Schuld
gegen Berenhorst, der ihm im Frühjahre mit einem Gedichte (wahrscheinlich zu Behrischs


ursprünglich zum Privatgebrauch der Herren und Damen um Dcssanischen Hufe be¬
stimmt, aber später den Abdruck unter der Bedingung, daß auch sein Vorbericht
wörtlich mit abgedruckt werde, gestattet. Jener Vorbericht trügt das Datum Dessau
den l. September 1302.

Die dritte Reihe poetischer Productionen Behrischs, nämlich seine poetischen
Episteln um Berenhorst, umfnsit meist Gcburtstagsgedichte. Ju frühern Jahren war
es Behrisch eine angenehme Gewohnheit, Berenhorsts Geburtstag (den 26. Oetober)
jedesmal mit einigen Versen zu feiern und die Beobachtung dieser Gewohnheit sah
er später als Pflicht an. Er wollte lieber dem Freunde einmal ein schwaches Opfer
bringen, als untreu scheinen. Wir geben einige Proben dieser Gedichte.

Als im Jahre 1731 die deutsche Übersetzung der Odyssee bon Vos; erschienen war,
schickte sie Behrisch dem Freunde mit einer poetischen Epistel zu, in der er Homer
humoristisch mit dem poetischen Stümper Hansen in Köthen, einem Bekannten Beren¬
horsts, vergleicht. Wir theilen das Gedicht mit, weil es Behrisch zugleich bon der
kritische» Seite zeigt.

D. d. 20. Dec. 1781.


Empfange hier nebst meinem Gutcnmorgen
Die längst gewünschte Odüssce,
Womit Herr Voß nach langem Borgen
11us nun bezahlt. Sie wird fürs Magenweh
Dir gute Dienste thun. Denn lange lagen
Die harten Verse jeues Reimers,
Die Sinngedichte eines Wörter-Leimers
Aus unserm nachbarlichen Cöthen,
(Wo man nichts liesser kann, als löthen)
Dir unverdaut im kranken Magen,
Erzeugten Kopfweh, Schwindel, Uebelkeit.
Mir, leydcr! Freund, ich mich eS klagen —
Mir gaben sie den Ohrenzwnng
Noch oben drein durch ihre Rauhigkeit.
Von diesem allen soll uns der Gesang
Des göttlichen Homäros heilen.
Dann wollst du ans Barmherzigkeit
Die Lesung des Gesangs mit nnserm Hansen theilen.
Vielleicht bekömmt er Licht,
Und sieht, man schaffe ein Gedicht
Uns Wörterschwnll und Reimen nicht allein,
Es müßten auch Gedanke», Malereyen,
Wozu die M»sen selten nur die Farben leyhen,
Und scharf genehmer, und doch freyer Gang,
Und nichts zu kurz, und nichts zu lang
In unsern Liedern seyn.
Vielleicht ersieht er es, und trägt uns seltner nnf-
Ich wette, seine Ruh' hemmt nicht der Künste Lauf.

In dem Gedichte vom 2«. Oetober 1739 gedenkt der Versasser seiner Schuld
gegen Berenhorst, der ihm im Frühjahre mit einem Gedichte (wahrscheinlich zu Behrischs


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0164" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/149736"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_559" prev="#ID_558"> ursprünglich zum Privatgebrauch der Herren und Damen um Dcssanischen Hufe be¬<lb/>
stimmt, aber später den Abdruck unter der Bedingung, daß auch sein Vorbericht<lb/>
wörtlich mit abgedruckt werde, gestattet. Jener Vorbericht trügt das Datum Dessau<lb/>
den l. September 1302.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_560"> Die dritte Reihe poetischer Productionen Behrischs, nämlich seine poetischen<lb/>
Episteln um Berenhorst, umfnsit meist Gcburtstagsgedichte. Ju frühern Jahren war<lb/>
es Behrisch eine angenehme Gewohnheit, Berenhorsts Geburtstag (den 26. Oetober)<lb/>
jedesmal mit einigen Versen zu feiern und die Beobachtung dieser Gewohnheit sah<lb/>
er später als Pflicht an. Er wollte lieber dem Freunde einmal ein schwaches Opfer<lb/>
bringen, als untreu scheinen.  Wir geben einige Proben dieser Gedichte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_561"> Als im Jahre 1731 die deutsche Übersetzung der Odyssee bon Vos; erschienen war,<lb/>
schickte sie Behrisch dem Freunde mit einer poetischen Epistel zu, in der er Homer<lb/>
humoristisch mit dem poetischen Stümper Hansen in Köthen, einem Bekannten Beren¬<lb/>
horsts, vergleicht. Wir theilen das Gedicht mit, weil es Behrisch zugleich bon der<lb/>
kritische» Seite zeigt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_562"> D. d. 20. Dec. 1781.</p><lb/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_13" type="poem">
              <l> Empfange hier nebst meinem Gutcnmorgen<lb/>
Die längst gewünschte Odüssce,<lb/><lb/>
Womit Herr Voß nach langem Borgen<lb/><lb/>
11us nun bezahlt. Sie wird fürs Magenweh<lb/>
Dir gute Dienste thun. Denn lange lagen<lb/>
Die harten Verse jeues Reimers,<lb/><lb/>
Die Sinngedichte eines Wörter-Leimers<lb/><lb/>
Aus unserm nachbarlichen Cöthen,<lb/><lb/>
(Wo man nichts liesser kann, als löthen)<lb/><lb/>
Dir unverdaut im kranken Magen,<lb/>
Erzeugten Kopfweh, Schwindel, Uebelkeit.<lb/><lb/>
Mir, leydcr! Freund, ich mich eS klagen &#x2014;<lb/>
Mir gaben sie den Ohrenzwnng<lb/><lb/>
Noch oben drein durch ihre Rauhigkeit.<lb/>
Von diesem allen soll uns der Gesang<lb/><lb/>
Des göttlichen Homäros heilen.<lb/><lb/>
Dann wollst du ans Barmherzigkeit<lb/><lb/>
Die Lesung des Gesangs mit nnserm Hansen theilen.<lb/><lb/>
Vielleicht bekömmt er Licht,<lb/><lb/>
Und sieht, man schaffe ein Gedicht<lb/><lb/>
Uns Wörterschwnll und Reimen nicht allein,<lb/>
Es müßten auch Gedanke», Malereyen,<lb/><lb/>
Wozu die M»sen selten nur die Farben leyhen,<lb/><lb/>
Und scharf genehmer, und doch freyer Gang,<lb/><lb/>
Und nichts zu kurz, und nichts zu lang<lb/>
In unsern Liedern seyn.<lb/><lb/>
Vielleicht ersieht er es, und trägt uns seltner nnf-<lb/>
Ich wette, seine Ruh' hemmt nicht der Künste Lauf.</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <p xml:id="ID_563" next="#ID_564"> In dem Gedichte vom 2«. Oetober 1739 gedenkt der Versasser seiner Schuld<lb/>
gegen Berenhorst, der ihm im Frühjahre mit einem Gedichte (wahrscheinlich zu Behrischs</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0164] ursprünglich zum Privatgebrauch der Herren und Damen um Dcssanischen Hufe be¬ stimmt, aber später den Abdruck unter der Bedingung, daß auch sein Vorbericht wörtlich mit abgedruckt werde, gestattet. Jener Vorbericht trügt das Datum Dessau den l. September 1302. Die dritte Reihe poetischer Productionen Behrischs, nämlich seine poetischen Episteln um Berenhorst, umfnsit meist Gcburtstagsgedichte. Ju frühern Jahren war es Behrisch eine angenehme Gewohnheit, Berenhorsts Geburtstag (den 26. Oetober) jedesmal mit einigen Versen zu feiern und die Beobachtung dieser Gewohnheit sah er später als Pflicht an. Er wollte lieber dem Freunde einmal ein schwaches Opfer bringen, als untreu scheinen. Wir geben einige Proben dieser Gedichte. Als im Jahre 1731 die deutsche Übersetzung der Odyssee bon Vos; erschienen war, schickte sie Behrisch dem Freunde mit einer poetischen Epistel zu, in der er Homer humoristisch mit dem poetischen Stümper Hansen in Köthen, einem Bekannten Beren¬ horsts, vergleicht. Wir theilen das Gedicht mit, weil es Behrisch zugleich bon der kritische» Seite zeigt. D. d. 20. Dec. 1781. Empfange hier nebst meinem Gutcnmorgen Die längst gewünschte Odüssce, Womit Herr Voß nach langem Borgen 11us nun bezahlt. Sie wird fürs Magenweh Dir gute Dienste thun. Denn lange lagen Die harten Verse jeues Reimers, Die Sinngedichte eines Wörter-Leimers Aus unserm nachbarlichen Cöthen, (Wo man nichts liesser kann, als löthen) Dir unverdaut im kranken Magen, Erzeugten Kopfweh, Schwindel, Uebelkeit. Mir, leydcr! Freund, ich mich eS klagen — Mir gaben sie den Ohrenzwnng Noch oben drein durch ihre Rauhigkeit. Von diesem allen soll uns der Gesang Des göttlichen Homäros heilen. Dann wollst du ans Barmherzigkeit Die Lesung des Gesangs mit nnserm Hansen theilen. Vielleicht bekömmt er Licht, Und sieht, man schaffe ein Gedicht Uns Wörterschwnll und Reimen nicht allein, Es müßten auch Gedanke», Malereyen, Wozu die M»sen selten nur die Farben leyhen, Und scharf genehmer, und doch freyer Gang, Und nichts zu kurz, und nichts zu lang In unsern Liedern seyn. Vielleicht ersieht er es, und trägt uns seltner nnf- Ich wette, seine Ruh' hemmt nicht der Künste Lauf. In dem Gedichte vom 2«. Oetober 1739 gedenkt der Versasser seiner Schuld gegen Berenhorst, der ihm im Frühjahre mit einem Gedichte (wahrscheinlich zu Behrischs

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/164
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157699/164>, abgerufen am 23.07.2024.