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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Goethe und Gustchen Stolberg.

denn die eäitio xrwooxs wird nun als solche erst recht im Werthe steigen.
Was für ein Goethesammler wäre das, der sich nicht darauf versteifte, von nun
an beide Ausgaben zu besitzen? Die erste muß er haben, weil -- nun weil
er sie eben haben muß, die zweite, weil der neue Herausgeber, Prof. Wilhelm
Arndt in Leipzig, die Briefe nochmals sorgfältig mit den Originalen verglichen,
eine interessante Einleitung vorausgeschickt und einen fleißigen, das Verständniß
der Briefe bis in die kleinsten Falten und Winkel hinein eröffnenden Commentar
beigegeben hat.*) Welche Fortschritte unsere Kenntniß von Goethes Leben, vor
allem von seinem Jugendleben, in neuerer Zeit gemacht hat, wie großen Dank
wir vor allem Hirzels "Jungen Goethe" und G. v. Loepers musterhaften Com¬
mentar zu "Dichtung und Wahrheit" schulden, das wird uns wieder recht zu
Gemüthe geführt, wenn wir vergleichen, was seiner Zeit der treffliche Binzer
zur Erklärung der vorliegenden Briefe bieten konnte, und was uns jetzt statt
dessen Prof. Arndt auf Grund umsichtigster Benutzung der Goetheliteratnr spendet.

Auguste Luise Gräfin Stolberg war die jüngere Schwester der beiden
Dichter Christian und Friedrich Leopold Stolberg. Sie war am 7. Januar
1753 wahrscheinlich in dem Flecken Bramstedt in der Amtsmannschaft Segeberg
in Holstein geboren. Der Vater, Graf Christian Günther, dessen Wiege in
Stolberg im Harz gestanden hatte, war, durch die dänische Königin Sophie
Magdalene veranlaßt, in dänische Dienste getreten und hatte die Stelle des
Obervorstehers der genannten Amtsmannschaft übernommen- Seine Ehe mit
Friederike Christiane geborne Gräfin zu Castell-Remlingen war reich mit Kin¬
dern gesegnet; sechs Söhne und fünf Töchter entsproßten ihr. Christian (geb.
den 15. October 1748) und Friedrich Leopold (geb. den 7. November 1750)
waren das zweite und dritte, Auguste das fünfte Kind. Frühzeitig verloren
die Kinder ihren Vater. Im Jahre 1756 ernannte ihn die inzwischen verwit¬
wete dänische Königin zu ihrem Hofmarschall, und die Familie siedelte nach
Kopenhagen über. Aber bereits am 22. Juni 1756 starb der Graf, fern von
der Heimat und den Seinen, in Aachen, in dessen Bädern er Genesung gesucht,
und die Witwe lebte von nun an mit ihren Kindern auf dem Gute Rondstedt,
welches die Königin ihr geschenkt hatte. 1771, nach dem Sturze des Ministers
Bernstorff, wandte sich die Gräfin nach Altona, kehrte aber Ende 1773 leidend
nach Kopenhagen zurück und starb dort am 20. December desselben Jahres.
Auguste lebte seit dem Tode der Mutter als Stiftsdame in Uetersen in der
Nähe von Hamburg; von hier aus eröffnete sie 1775 die Korrespondenz mit
Goethe.



Wiederholungen, wie S. XVI. und 107 liber Augustens Krankheit oder S. XXV
"ut 89 Aber den Briefwechsel zwischen Goethe und den Brüdern Stolberg, waren be, dem
leicht zu übersehenden Umfange des Büchleins wohl unnöthig.
Grenzboten I. 1881. ^
Goethe und Gustchen Stolberg.

denn die eäitio xrwooxs wird nun als solche erst recht im Werthe steigen.
Was für ein Goethesammler wäre das, der sich nicht darauf versteifte, von nun
an beide Ausgaben zu besitzen? Die erste muß er haben, weil — nun weil
er sie eben haben muß, die zweite, weil der neue Herausgeber, Prof. Wilhelm
Arndt in Leipzig, die Briefe nochmals sorgfältig mit den Originalen verglichen,
eine interessante Einleitung vorausgeschickt und einen fleißigen, das Verständniß
der Briefe bis in die kleinsten Falten und Winkel hinein eröffnenden Commentar
beigegeben hat.*) Welche Fortschritte unsere Kenntniß von Goethes Leben, vor
allem von seinem Jugendleben, in neuerer Zeit gemacht hat, wie großen Dank
wir vor allem Hirzels „Jungen Goethe" und G. v. Loepers musterhaften Com¬
mentar zu „Dichtung und Wahrheit" schulden, das wird uns wieder recht zu
Gemüthe geführt, wenn wir vergleichen, was seiner Zeit der treffliche Binzer
zur Erklärung der vorliegenden Briefe bieten konnte, und was uns jetzt statt
dessen Prof. Arndt auf Grund umsichtigster Benutzung der Goetheliteratnr spendet.

Auguste Luise Gräfin Stolberg war die jüngere Schwester der beiden
Dichter Christian und Friedrich Leopold Stolberg. Sie war am 7. Januar
1753 wahrscheinlich in dem Flecken Bramstedt in der Amtsmannschaft Segeberg
in Holstein geboren. Der Vater, Graf Christian Günther, dessen Wiege in
Stolberg im Harz gestanden hatte, war, durch die dänische Königin Sophie
Magdalene veranlaßt, in dänische Dienste getreten und hatte die Stelle des
Obervorstehers der genannten Amtsmannschaft übernommen- Seine Ehe mit
Friederike Christiane geborne Gräfin zu Castell-Remlingen war reich mit Kin¬
dern gesegnet; sechs Söhne und fünf Töchter entsproßten ihr. Christian (geb.
den 15. October 1748) und Friedrich Leopold (geb. den 7. November 1750)
waren das zweite und dritte, Auguste das fünfte Kind. Frühzeitig verloren
die Kinder ihren Vater. Im Jahre 1756 ernannte ihn die inzwischen verwit¬
wete dänische Königin zu ihrem Hofmarschall, und die Familie siedelte nach
Kopenhagen über. Aber bereits am 22. Juni 1756 starb der Graf, fern von
der Heimat und den Seinen, in Aachen, in dessen Bädern er Genesung gesucht,
und die Witwe lebte von nun an mit ihren Kindern auf dem Gute Rondstedt,
welches die Königin ihr geschenkt hatte. 1771, nach dem Sturze des Ministers
Bernstorff, wandte sich die Gräfin nach Altona, kehrte aber Ende 1773 leidend
nach Kopenhagen zurück und starb dort am 20. December desselben Jahres.
Auguste lebte seit dem Tode der Mutter als Stiftsdame in Uetersen in der
Nähe von Hamburg; von hier aus eröffnete sie 1775 die Korrespondenz mit
Goethe.



Wiederholungen, wie S. XVI. und 107 liber Augustens Krankheit oder S. XXV
"ut 89 Aber den Briefwechsel zwischen Goethe und den Brüdern Stolberg, waren be, dem
leicht zu übersehenden Umfange des Büchleins wohl unnöthig.
Grenzboten I. 1881. ^
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[0077] Goethe und Gustchen Stolberg. denn die eäitio xrwooxs wird nun als solche erst recht im Werthe steigen. Was für ein Goethesammler wäre das, der sich nicht darauf versteifte, von nun an beide Ausgaben zu besitzen? Die erste muß er haben, weil — nun weil er sie eben haben muß, die zweite, weil der neue Herausgeber, Prof. Wilhelm Arndt in Leipzig, die Briefe nochmals sorgfältig mit den Originalen verglichen, eine interessante Einleitung vorausgeschickt und einen fleißigen, das Verständniß der Briefe bis in die kleinsten Falten und Winkel hinein eröffnenden Commentar beigegeben hat.*) Welche Fortschritte unsere Kenntniß von Goethes Leben, vor allem von seinem Jugendleben, in neuerer Zeit gemacht hat, wie großen Dank wir vor allem Hirzels „Jungen Goethe" und G. v. Loepers musterhaften Com¬ mentar zu „Dichtung und Wahrheit" schulden, das wird uns wieder recht zu Gemüthe geführt, wenn wir vergleichen, was seiner Zeit der treffliche Binzer zur Erklärung der vorliegenden Briefe bieten konnte, und was uns jetzt statt dessen Prof. Arndt auf Grund umsichtigster Benutzung der Goetheliteratnr spendet. Auguste Luise Gräfin Stolberg war die jüngere Schwester der beiden Dichter Christian und Friedrich Leopold Stolberg. Sie war am 7. Januar 1753 wahrscheinlich in dem Flecken Bramstedt in der Amtsmannschaft Segeberg in Holstein geboren. Der Vater, Graf Christian Günther, dessen Wiege in Stolberg im Harz gestanden hatte, war, durch die dänische Königin Sophie Magdalene veranlaßt, in dänische Dienste getreten und hatte die Stelle des Obervorstehers der genannten Amtsmannschaft übernommen- Seine Ehe mit Friederike Christiane geborne Gräfin zu Castell-Remlingen war reich mit Kin¬ dern gesegnet; sechs Söhne und fünf Töchter entsproßten ihr. Christian (geb. den 15. October 1748) und Friedrich Leopold (geb. den 7. November 1750) waren das zweite und dritte, Auguste das fünfte Kind. Frühzeitig verloren die Kinder ihren Vater. Im Jahre 1756 ernannte ihn die inzwischen verwit¬ wete dänische Königin zu ihrem Hofmarschall, und die Familie siedelte nach Kopenhagen über. Aber bereits am 22. Juni 1756 starb der Graf, fern von der Heimat und den Seinen, in Aachen, in dessen Bädern er Genesung gesucht, und die Witwe lebte von nun an mit ihren Kindern auf dem Gute Rondstedt, welches die Königin ihr geschenkt hatte. 1771, nach dem Sturze des Ministers Bernstorff, wandte sich die Gräfin nach Altona, kehrte aber Ende 1773 leidend nach Kopenhagen zurück und starb dort am 20. December desselben Jahres. Auguste lebte seit dem Tode der Mutter als Stiftsdame in Uetersen in der Nähe von Hamburg; von hier aus eröffnete sie 1775 die Korrespondenz mit Goethe. Wiederholungen, wie S. XVI. und 107 liber Augustens Krankheit oder S. XXV "ut 89 Aber den Briefwechsel zwischen Goethe und den Brüdern Stolberg, waren be, dem leicht zu übersehenden Umfange des Büchleins wohl unnöthig. Grenzboten I. 1881. ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/77>, abgerufen am 27.12.2024.