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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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lediglich deshalb, weil er dem einen der beiden Herausgeber als seinem Lehrer
und als dem besten Kenner dieser Literatur, die Veröffentlichung seines Werkes
sterbend ans Herz gelegt hatte und weil es ein wissenschaftliche Pflicht war, das
gediegene und zur Zeit einzigartige Buch nicht ungedruckt zu lassen/")

Dank der Sorgfalt der beiden Herausgeber, Prof. Franz Delitzsch und Dr.
Georg Schuedermann, welche uicht bloß die mühevolle Arbeit der Prüfung und
Verisieirung der Citate zu leisten, sondern auch die letzte Feile anzulegen hatten,
liegt nun ein Werk vor uns, das sich vor allem durch absolute Objektivität und
durch wissenschaftliche Selbständigkeit auszeichnet und das -- da es nun einmal
mitten in diesen Tagen der Aufregung und des Kampfes ans Licht getreten ist --
auch die erste Handhabe bietet zu einer unparteiischen Prüfung der Frage nach
der sittlichen Berechtigung der Principien des Judenthums, wie sich dieselben unter
den soeinlen Verhältnissen der römischen Kciiserzeit firirt haben.

Die Rüstkammer aller Polemik gegen das Judenthum ist noch immer das vor
anderthalb Jahrhunderten erschienene "Entdeckte Judenthum" von Joh. Andreas
Eisenmeugcr (Königsberg, 1711), in welchem der Verfasser auf 1110 Seiten in
groß Quart aus 196 Schriften jüdischer Gelehrten und 8 Schriften bekehrter
Juden einen "gründlichen und wahrhaften Bericht" gegeben hat, "welchergestalt
die verstockten Juden die hochheilige Dreieinigkeit, Gott Vater, Sohn und Heil.
Geist, erschrecklicher Weise lästern und verunehren, die heil. Mutter Christi ver¬
schmähen, das Neue Testament, die Evangelisten und Apostel, die Christliche Reli¬
gion spöttisch durchziehen und die ganze Christenheit auf das äußerste verachten und
verfluchen." Von diesem Werk ist in der jüngsten Zeit so viel die Rede gewesen,
daß wir bei allen Gebildeten eine Kenntniß des Buches und seiner Schicksale voraus¬
setzen können. Weniger bekannt aber dürfte der Umstand sein, daß es veranlaßt
wurde dnrch den widerlichen Eindruck, den die Lästerwvrte des damals berühmten
deutschen Rabbiners David Lida gegen das Christenthum und der Uebertritt dreier
Christen zum Judenthum auf den Verfasser machten, und daß es zu dein ganz
unverhehlter Zwecke angefertigt ist, jede gesellschaftliche Besserung der Lage der
Juden zu verhindern. So will dieses Werk von vornherein nicht etwa ein treues
und vollständiges Bild des Judenthums geben, sondern nnr das Judenthum in
seiner feindlichen Stellung gegen das Christenthum schildern. Und wenn der Ver¬
fasser auch noch so "wahrhaftig" zu Wege gehen wollte, so trägt doch die Art,
wie er einzelne Stellen jüdischer Schriften ohne allen Unterschied der Zeiten aus



System der altsyuagogaleu paliistiuischeu Theologie eins Targum, Midrasch
und Talmud, dargestellt von Dr. Ferdinand Weber, Pfarrer in Polsingen, Mittelfranken.
Nach des Verfassers Tode herausgegeben von Franz Delitzsch und Georg Schuedermann.
Leipzig, Dörsfling und Frauke, 1880.

lediglich deshalb, weil er dem einen der beiden Herausgeber als seinem Lehrer
und als dem besten Kenner dieser Literatur, die Veröffentlichung seines Werkes
sterbend ans Herz gelegt hatte und weil es ein wissenschaftliche Pflicht war, das
gediegene und zur Zeit einzigartige Buch nicht ungedruckt zu lassen/")

Dank der Sorgfalt der beiden Herausgeber, Prof. Franz Delitzsch und Dr.
Georg Schuedermann, welche uicht bloß die mühevolle Arbeit der Prüfung und
Verisieirung der Citate zu leisten, sondern auch die letzte Feile anzulegen hatten,
liegt nun ein Werk vor uns, das sich vor allem durch absolute Objektivität und
durch wissenschaftliche Selbständigkeit auszeichnet und das — da es nun einmal
mitten in diesen Tagen der Aufregung und des Kampfes ans Licht getreten ist —
auch die erste Handhabe bietet zu einer unparteiischen Prüfung der Frage nach
der sittlichen Berechtigung der Principien des Judenthums, wie sich dieselben unter
den soeinlen Verhältnissen der römischen Kciiserzeit firirt haben.

Die Rüstkammer aller Polemik gegen das Judenthum ist noch immer das vor
anderthalb Jahrhunderten erschienene „Entdeckte Judenthum" von Joh. Andreas
Eisenmeugcr (Königsberg, 1711), in welchem der Verfasser auf 1110 Seiten in
groß Quart aus 196 Schriften jüdischer Gelehrten und 8 Schriften bekehrter
Juden einen „gründlichen und wahrhaften Bericht" gegeben hat, „welchergestalt
die verstockten Juden die hochheilige Dreieinigkeit, Gott Vater, Sohn und Heil.
Geist, erschrecklicher Weise lästern und verunehren, die heil. Mutter Christi ver¬
schmähen, das Neue Testament, die Evangelisten und Apostel, die Christliche Reli¬
gion spöttisch durchziehen und die ganze Christenheit auf das äußerste verachten und
verfluchen." Von diesem Werk ist in der jüngsten Zeit so viel die Rede gewesen,
daß wir bei allen Gebildeten eine Kenntniß des Buches und seiner Schicksale voraus¬
setzen können. Weniger bekannt aber dürfte der Umstand sein, daß es veranlaßt
wurde dnrch den widerlichen Eindruck, den die Lästerwvrte des damals berühmten
deutschen Rabbiners David Lida gegen das Christenthum und der Uebertritt dreier
Christen zum Judenthum auf den Verfasser machten, und daß es zu dein ganz
unverhehlter Zwecke angefertigt ist, jede gesellschaftliche Besserung der Lage der
Juden zu verhindern. So will dieses Werk von vornherein nicht etwa ein treues
und vollständiges Bild des Judenthums geben, sondern nnr das Judenthum in
seiner feindlichen Stellung gegen das Christenthum schildern. Und wenn der Ver¬
fasser auch noch so „wahrhaftig" zu Wege gehen wollte, so trägt doch die Art,
wie er einzelne Stellen jüdischer Schriften ohne allen Unterschied der Zeiten aus



System der altsyuagogaleu paliistiuischeu Theologie eins Targum, Midrasch
und Talmud, dargestellt von Dr. Ferdinand Weber, Pfarrer in Polsingen, Mittelfranken.
Nach des Verfassers Tode herausgegeben von Franz Delitzsch und Georg Schuedermann.
Leipzig, Dörsfling und Frauke, 1880.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/508>, abgerufen am 28.12.2024.