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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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tektonischen Rahmen anschloß. Die Plafondmalereien und die Stuckarbeiten der
Rococozeit dürfen, auf ihren stilistischen Werth hin betrachtet, als Muster ihrer
Gattung gelten. Nur löse man sie nicht aus ihrem Nahmen heraus. Eine
Rocveofigur an einer Roeveofassnde kann von bezaubernden Reize sein, wahrend
sie in andrer Umgebung, als selbständiges Kunstwerk, nicht als dienendes "der
deeorativcs Glied angesehen, schlechthin lächerlich wirkt.

Die Düsseldorfer Kunstakademie, welche der Kurfürst Karl Theodor im
Jahre 1767 im Anschluß an die berühmte, von Johann Wilhelm zusammenge¬
brachte Gemäldegalerie begründete, unterschied sich von den ähnlichen Stiftungen
damaliger Zeit vielleicht nur dadurch, daß von ihrem Einfluß auf die Kunst ihrer
Zeit noch viel weniger nachweisbar ist, als von allen übrigen. Obgleich der
Kurfürst ihr alle mögliche Fürsorge angedeihen ließ, führte sie ein klägliches Dasein,
So bestand z, B. im Jahre 1795 ihr gesmnmtes Lehrpersonal aus folgenden
drei Künstlern: Peter Langer, Director und Professor der Malerei, Perspective
und Anatomie, Vrouillot, Lehrer der Malerei, und Joseph Erb, Lehrer der Bau¬
kunst, Dazu kam noch der Akademieinspector Alohs Cornelius, der Vater des
Peter, Dagegen führt der damalige Hof- und Staatskalender einen langen
Schwanz von Protectoren, außerordentlichen und Ehrenmitgliedern und "ab¬
wesenden Lehrern," also nur Titnlarlehrern, ans, welche der Akademie selbstver¬
ständlich nicht das geringste nützten, sondern nur creirt worden waren, um der
Sache einen recht pomphaften Anstrich zu geben. 1806, nachdem die herrliche
Gemäldegalerie nach München übergeführt und dadurch der Akademie ihre Lebens¬
ader durchschnitten war, hatte sich die Physiognomie derselben noch trauriger
gestaltet. Langer war als Director nach München berufen und ein neuer nicht
ernannt worden, was übrigens auch nicht nöthig war, da die Akademie fast gar
keine Schüler hatte. Nur zwei Professoren, Schäffer und Thelott und der In-
spector Lambert Cornelius, Peters Bruder, ertheilten noch einigen Unterricht,
und dieser Zustand zwischen Tod und Leben dauerte bis zum Jahre 1819, wo
die preußische Regierung den Beschluß saßte, die Akademie zu reorganisiren und
Peter Cornelius an die Spitze derselben zu berufen,

Cornelius nahm die Berufung an. Aber wenn er auch anfangs mit ehr¬
lichem Eifer an die ihm zunächst übertragene Arbeit, die Reorganisation der
Akademie, ging, schon aus Anhänglichkeit an seine Vaterstadt, so traten doch bald
Uebelstände hindernd dazwischen, die zunächst daraus entsprangen, daß Cornelius
seinen Schwerpunkt nicht in Düsseldorf, sondern in München sah, wo er während
der Sommermonate, wie er sich contractlich ausbedungen hatte, an den Fresken
für die Glyptothek malte. Cornelius war zu sehr schaffender Künstler, als daß
er nicht mit seinem ganzen Herzen an München hätte hängen sollen, wo ihn


tektonischen Rahmen anschloß. Die Plafondmalereien und die Stuckarbeiten der
Rococozeit dürfen, auf ihren stilistischen Werth hin betrachtet, als Muster ihrer
Gattung gelten. Nur löse man sie nicht aus ihrem Nahmen heraus. Eine
Rocveofigur an einer Roeveofassnde kann von bezaubernden Reize sein, wahrend
sie in andrer Umgebung, als selbständiges Kunstwerk, nicht als dienendes »der
deeorativcs Glied angesehen, schlechthin lächerlich wirkt.

Die Düsseldorfer Kunstakademie, welche der Kurfürst Karl Theodor im
Jahre 1767 im Anschluß an die berühmte, von Johann Wilhelm zusammenge¬
brachte Gemäldegalerie begründete, unterschied sich von den ähnlichen Stiftungen
damaliger Zeit vielleicht nur dadurch, daß von ihrem Einfluß auf die Kunst ihrer
Zeit noch viel weniger nachweisbar ist, als von allen übrigen. Obgleich der
Kurfürst ihr alle mögliche Fürsorge angedeihen ließ, führte sie ein klägliches Dasein,
So bestand z, B. im Jahre 1795 ihr gesmnmtes Lehrpersonal aus folgenden
drei Künstlern: Peter Langer, Director und Professor der Malerei, Perspective
und Anatomie, Vrouillot, Lehrer der Malerei, und Joseph Erb, Lehrer der Bau¬
kunst, Dazu kam noch der Akademieinspector Alohs Cornelius, der Vater des
Peter, Dagegen führt der damalige Hof- und Staatskalender einen langen
Schwanz von Protectoren, außerordentlichen und Ehrenmitgliedern und „ab¬
wesenden Lehrern," also nur Titnlarlehrern, ans, welche der Akademie selbstver¬
ständlich nicht das geringste nützten, sondern nur creirt worden waren, um der
Sache einen recht pomphaften Anstrich zu geben. 1806, nachdem die herrliche
Gemäldegalerie nach München übergeführt und dadurch der Akademie ihre Lebens¬
ader durchschnitten war, hatte sich die Physiognomie derselben noch trauriger
gestaltet. Langer war als Director nach München berufen und ein neuer nicht
ernannt worden, was übrigens auch nicht nöthig war, da die Akademie fast gar
keine Schüler hatte. Nur zwei Professoren, Schäffer und Thelott und der In-
spector Lambert Cornelius, Peters Bruder, ertheilten noch einigen Unterricht,
und dieser Zustand zwischen Tod und Leben dauerte bis zum Jahre 1819, wo
die preußische Regierung den Beschluß saßte, die Akademie zu reorganisiren und
Peter Cornelius an die Spitze derselben zu berufen,

Cornelius nahm die Berufung an. Aber wenn er auch anfangs mit ehr¬
lichem Eifer an die ihm zunächst übertragene Arbeit, die Reorganisation der
Akademie, ging, schon aus Anhänglichkeit an seine Vaterstadt, so traten doch bald
Uebelstände hindernd dazwischen, die zunächst daraus entsprangen, daß Cornelius
seinen Schwerpunkt nicht in Düsseldorf, sondern in München sah, wo er während
der Sommermonate, wie er sich contractlich ausbedungen hatte, an den Fresken
für die Glyptothek malte. Cornelius war zu sehr schaffender Künstler, als daß
er nicht mit seinem ganzen Herzen an München hätte hängen sollen, wo ihn


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/495>, abgerufen am 29.12.2024.