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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Das Herrenhaus,

Die erste Frage bei vielen der zu jenem Zweck in Berlin eintreffenden ist
gewöhnlich die: Wann wird man wieder heimreisen können? Bei der Berathung
des Gesetzes, welches gerade für den Großgrundbesitz von höchster Bedeutung
war, und welches demselben mit unerträglicher Verativn bedrohte (wir meinen
das Feld- und Forstpvlizei-Gesetz), sind, wenn wir recht zählten, nur etwas
mehr als 80 Hcrreuhansmitglieder zur Abstimmung erschienen, von denen kaum
zwanzig den durch dieses Gesetz gefährdeten Grundherren ans der Provinz an¬
gehörten.

Wir kommen zum Schluß und zur Moral dieser Betrachtungen, und diese
lautet wie folgt: Wenn die Regierung wirksame Politik treiben und nicht bloß
einzelne Ressorts verwalten will, so wird sie die Nothwendigkeit einsehen müssen,
den Versuch zu unternehme", ob eine bessere, mehr auf dem Fuße der Gleich¬
heit mit dem Abgeordnetenhaus" sich bewegende Behandlung des Herrenhauses
nicht bewirken kann, daß dessen Mitglieder sich lebhafter und regelmäßiger an
den Landtags-Geschäften betheiligen. So wie der Geschäftsgang bisher war,
darf es fernerhin nicht gehalten werden, wenn die Wünschenswerthe Regeneration
des Hauses sich vollziehe" soll. Denn wer wollte jetzt etwas Stichhaltiges und
Ueberzeugendes gegen die Ausrede vorbringen, mit welcher die Mehrzahl der
133 Herrenhansmitgliedcr, die von den 3M) bei der letzten namentlicher Ab¬
stimmung zugegen waren, auf den Vorwarf antworten konnten, daß sie erst in
den letzten beiden Wochen in der Mitte der andern erschienen seien, gegen die
Frage nämlich: Was hätten wir denn früher hier gesollt? Etwa an der Thür
des Abgeordnetenhauses warten, bis es den dortigen Herren beliebte, uns den
Abhub ihrer Leistungen zukommen zu lassen? Oder ans die Minister zu warten,
bis die für uns Zeit haben? Wir können das ganz und gar ebenso gut zu
Hanse abwarten. Wir meinen, es wird nicht leicht sein, den Gegcnvorwnrf,
der hierin für das bisherige Verfahren der Regierung gegen das Herrenhaus
liegt, zu entkräften, und so kommen wir auf unsere Forderung zurück, daß hier
Remedur eintreten sollte und bald.




Das Herrenhaus,

Die erste Frage bei vielen der zu jenem Zweck in Berlin eintreffenden ist
gewöhnlich die: Wann wird man wieder heimreisen können? Bei der Berathung
des Gesetzes, welches gerade für den Großgrundbesitz von höchster Bedeutung
war, und welches demselben mit unerträglicher Verativn bedrohte (wir meinen
das Feld- und Forstpvlizei-Gesetz), sind, wenn wir recht zählten, nur etwas
mehr als 80 Hcrreuhansmitglieder zur Abstimmung erschienen, von denen kaum
zwanzig den durch dieses Gesetz gefährdeten Grundherren ans der Provinz an¬
gehörten.

Wir kommen zum Schluß und zur Moral dieser Betrachtungen, und diese
lautet wie folgt: Wenn die Regierung wirksame Politik treiben und nicht bloß
einzelne Ressorts verwalten will, so wird sie die Nothwendigkeit einsehen müssen,
den Versuch zu unternehme», ob eine bessere, mehr auf dem Fuße der Gleich¬
heit mit dem Abgeordnetenhaus« sich bewegende Behandlung des Herrenhauses
nicht bewirken kann, daß dessen Mitglieder sich lebhafter und regelmäßiger an
den Landtags-Geschäften betheiligen. So wie der Geschäftsgang bisher war,
darf es fernerhin nicht gehalten werden, wenn die Wünschenswerthe Regeneration
des Hauses sich vollziehe» soll. Denn wer wollte jetzt etwas Stichhaltiges und
Ueberzeugendes gegen die Ausrede vorbringen, mit welcher die Mehrzahl der
133 Herrenhansmitgliedcr, die von den 3M) bei der letzten namentlicher Ab¬
stimmung zugegen waren, auf den Vorwarf antworten konnten, daß sie erst in
den letzten beiden Wochen in der Mitte der andern erschienen seien, gegen die
Frage nämlich: Was hätten wir denn früher hier gesollt? Etwa an der Thür
des Abgeordnetenhauses warten, bis es den dortigen Herren beliebte, uns den
Abhub ihrer Leistungen zukommen zu lassen? Oder ans die Minister zu warten,
bis die für uns Zeit haben? Wir können das ganz und gar ebenso gut zu
Hanse abwarten. Wir meinen, es wird nicht leicht sein, den Gegcnvorwnrf,
der hierin für das bisherige Verfahren der Regierung gegen das Herrenhaus
liegt, zu entkräften, und so kommen wir auf unsere Forderung zurück, daß hier
Remedur eintreten sollte und bald.




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[0379] Das Herrenhaus, Die erste Frage bei vielen der zu jenem Zweck in Berlin eintreffenden ist gewöhnlich die: Wann wird man wieder heimreisen können? Bei der Berathung des Gesetzes, welches gerade für den Großgrundbesitz von höchster Bedeutung war, und welches demselben mit unerträglicher Verativn bedrohte (wir meinen das Feld- und Forstpvlizei-Gesetz), sind, wenn wir recht zählten, nur etwas mehr als 80 Hcrreuhansmitglieder zur Abstimmung erschienen, von denen kaum zwanzig den durch dieses Gesetz gefährdeten Grundherren ans der Provinz an¬ gehörten. Wir kommen zum Schluß und zur Moral dieser Betrachtungen, und diese lautet wie folgt: Wenn die Regierung wirksame Politik treiben und nicht bloß einzelne Ressorts verwalten will, so wird sie die Nothwendigkeit einsehen müssen, den Versuch zu unternehme», ob eine bessere, mehr auf dem Fuße der Gleich¬ heit mit dem Abgeordnetenhaus« sich bewegende Behandlung des Herrenhauses nicht bewirken kann, daß dessen Mitglieder sich lebhafter und regelmäßiger an den Landtags-Geschäften betheiligen. So wie der Geschäftsgang bisher war, darf es fernerhin nicht gehalten werden, wenn die Wünschenswerthe Regeneration des Hauses sich vollziehe» soll. Denn wer wollte jetzt etwas Stichhaltiges und Ueberzeugendes gegen die Ausrede vorbringen, mit welcher die Mehrzahl der 133 Herrenhansmitgliedcr, die von den 3M) bei der letzten namentlicher Ab¬ stimmung zugegen waren, auf den Vorwarf antworten konnten, daß sie erst in den letzten beiden Wochen in der Mitte der andern erschienen seien, gegen die Frage nämlich: Was hätten wir denn früher hier gesollt? Etwa an der Thür des Abgeordnetenhauses warten, bis es den dortigen Herren beliebte, uns den Abhub ihrer Leistungen zukommen zu lassen? Oder ans die Minister zu warten, bis die für uns Zeit haben? Wir können das ganz und gar ebenso gut zu Hanse abwarten. Wir meinen, es wird nicht leicht sein, den Gegcnvorwnrf, der hierin für das bisherige Verfahren der Regierung gegen das Herrenhaus liegt, zu entkräften, und so kommen wir auf unsere Forderung zurück, daß hier Remedur eintreten sollte und bald.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/379>, abgerufen am 27.12.2024.