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Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal.

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Chr. Gottfried Körner und I- S. Göschen.

ligen Handel abnöthigen will. Werden Sie mit ihm einig, wie ich nicht zweifle,
so wird uns hiernach wohl nichts von seinen übrigen künftigen Schriften ent¬
gehen." (Körner an Göschen, Dresden, 6. März 1785, Originalbrief in der
Dresdner Bibliothek, abgedruckt bei Goedeke, Geschäftsbriefe Schillers. Leipzig,
1875, S. 5.)

Körners wackres Herz und sein guter Tact leuchten aus dem angeführten
Briefe ebenso hervor, wie die frohen Hoffnungen, die er damals an "unsre",
seine und Göschens, "Handlung" knüpfte. In der That ließ es Göschen auch
seinerseits an Eifer für das gemeinsame Geschäft nicht fehlen und stimmte mit
Körner darin überein, daß man vor allen Dingen hervorragende Namen, die
Zierden der zeitgenössischen Literatur, für die junge Buchhandlung gewinnen
müsse. Im nächsten Monat, in welchem Schillers Ankunft in Leipzig erwartet
wurde, unternahm Göschen im Interesse der neuen Verlagshandlung eine Reise
nach Gotha und Weimar, um Verbindungen mit den dortigen Schriftstellern
anzuknüpfen. Bertuch scheint ihm dabei als Cicerone gedient zu haben, und es
gelang ihm, einige treffliche Manuscripte und noch vortrefflichere Zusagen zu
erhalten. Vor allen Dingen hatte sich Göschen das Zutrauen Wielands zu er¬
werben gewußt, welcher der neuen Leipziger Firma bereits für das Jahr 1786
den Comissionsdebit des "Teutschen Merkur" übergab. Herder hatte ihm
das Manuscript von "Johann Val. Andreas Dichtungen" mit seiner Vorrede
"zur Beherzigung unsres Zeitalters" anvertraut, welches im folgenden Jahre
gedruckt wurde. Von dem Hamburger Bode, der jetzt in Weimar lebte, erhielt
Göschen die Uebersetzung des "Tom Jones" von Fielding und eines Congreveschen
Lustspiels, mit Bertuch und Musäus ward die Herausgabe eines neuen Taschen¬
buches "Pandora oder Taschenbuch des Luxus und der Moden" verabredet.
Dazu kam nun inzwischen Schiller nach Leipzig (17. April 1785), wohnte im
Sommer 1785 mit Huber und Göschen in Gohlis zusammen und hatte nicht
nur die Fortsetzung der in Mannheim kaum begonnenen und alsbald wieder
unterbrochner "Thalia", sondern vor allen Dingen die neue große dramatische
Dichtung "Don Carlos", an der er arbeitete, in Aussicht zu stellen. Endlich
ließen es natürlich auch die Einheimischen an Verlagsanträgen nicht fehlen.
Daß Göschens Handlung alsbald einen Band von I. G. Körners ausgewählten
Predigten, "deu Freunden des Verstorbenen gewidmet" erscheinen ließ, war ein
Act der Pietät gegen das Andenken des Herrn Superintendenten und der
schuldigen Rücksicht gegen seinen Socius. Ferdinand Huber übersetzte zunächst
in Ermangelung eigner Productivität das Beaumarchaissche Lustspiel "Figaros
Hochzeit" und ein englisches Drama "Ethelwolf", der talentvolle, aber oberflächlich
flüchtige Johann Fr. Jünger, ein Genosse des engern Lebenskreises Körners
und Göschens und ein echter Vertreter der specifischen Leipziger Belletristik


Chr. Gottfried Körner und I- S. Göschen.

ligen Handel abnöthigen will. Werden Sie mit ihm einig, wie ich nicht zweifle,
so wird uns hiernach wohl nichts von seinen übrigen künftigen Schriften ent¬
gehen." (Körner an Göschen, Dresden, 6. März 1785, Originalbrief in der
Dresdner Bibliothek, abgedruckt bei Goedeke, Geschäftsbriefe Schillers. Leipzig,
1875, S. 5.)

Körners wackres Herz und sein guter Tact leuchten aus dem angeführten
Briefe ebenso hervor, wie die frohen Hoffnungen, die er damals an „unsre",
seine und Göschens, „Handlung" knüpfte. In der That ließ es Göschen auch
seinerseits an Eifer für das gemeinsame Geschäft nicht fehlen und stimmte mit
Körner darin überein, daß man vor allen Dingen hervorragende Namen, die
Zierden der zeitgenössischen Literatur, für die junge Buchhandlung gewinnen
müsse. Im nächsten Monat, in welchem Schillers Ankunft in Leipzig erwartet
wurde, unternahm Göschen im Interesse der neuen Verlagshandlung eine Reise
nach Gotha und Weimar, um Verbindungen mit den dortigen Schriftstellern
anzuknüpfen. Bertuch scheint ihm dabei als Cicerone gedient zu haben, und es
gelang ihm, einige treffliche Manuscripte und noch vortrefflichere Zusagen zu
erhalten. Vor allen Dingen hatte sich Göschen das Zutrauen Wielands zu er¬
werben gewußt, welcher der neuen Leipziger Firma bereits für das Jahr 1786
den Comissionsdebit des „Teutschen Merkur" übergab. Herder hatte ihm
das Manuscript von „Johann Val. Andreas Dichtungen" mit seiner Vorrede
„zur Beherzigung unsres Zeitalters" anvertraut, welches im folgenden Jahre
gedruckt wurde. Von dem Hamburger Bode, der jetzt in Weimar lebte, erhielt
Göschen die Uebersetzung des „Tom Jones" von Fielding und eines Congreveschen
Lustspiels, mit Bertuch und Musäus ward die Herausgabe eines neuen Taschen¬
buches „Pandora oder Taschenbuch des Luxus und der Moden" verabredet.
Dazu kam nun inzwischen Schiller nach Leipzig (17. April 1785), wohnte im
Sommer 1785 mit Huber und Göschen in Gohlis zusammen und hatte nicht
nur die Fortsetzung der in Mannheim kaum begonnenen und alsbald wieder
unterbrochner „Thalia", sondern vor allen Dingen die neue große dramatische
Dichtung „Don Carlos", an der er arbeitete, in Aussicht zu stellen. Endlich
ließen es natürlich auch die Einheimischen an Verlagsanträgen nicht fehlen.
Daß Göschens Handlung alsbald einen Band von I. G. Körners ausgewählten
Predigten, „deu Freunden des Verstorbenen gewidmet" erscheinen ließ, war ein
Act der Pietät gegen das Andenken des Herrn Superintendenten und der
schuldigen Rücksicht gegen seinen Socius. Ferdinand Huber übersetzte zunächst
in Ermangelung eigner Productivität das Beaumarchaissche Lustspiel „Figaros
Hochzeit" und ein englisches Drama „Ethelwolf", der talentvolle, aber oberflächlich
flüchtige Johann Fr. Jünger, ein Genosse des engern Lebenskreises Körners
und Göschens und ein echter Vertreter der specifischen Leipziger Belletristik


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[0131] Chr. Gottfried Körner und I- S. Göschen. ligen Handel abnöthigen will. Werden Sie mit ihm einig, wie ich nicht zweifle, so wird uns hiernach wohl nichts von seinen übrigen künftigen Schriften ent¬ gehen." (Körner an Göschen, Dresden, 6. März 1785, Originalbrief in der Dresdner Bibliothek, abgedruckt bei Goedeke, Geschäftsbriefe Schillers. Leipzig, 1875, S. 5.) Körners wackres Herz und sein guter Tact leuchten aus dem angeführten Briefe ebenso hervor, wie die frohen Hoffnungen, die er damals an „unsre", seine und Göschens, „Handlung" knüpfte. In der That ließ es Göschen auch seinerseits an Eifer für das gemeinsame Geschäft nicht fehlen und stimmte mit Körner darin überein, daß man vor allen Dingen hervorragende Namen, die Zierden der zeitgenössischen Literatur, für die junge Buchhandlung gewinnen müsse. Im nächsten Monat, in welchem Schillers Ankunft in Leipzig erwartet wurde, unternahm Göschen im Interesse der neuen Verlagshandlung eine Reise nach Gotha und Weimar, um Verbindungen mit den dortigen Schriftstellern anzuknüpfen. Bertuch scheint ihm dabei als Cicerone gedient zu haben, und es gelang ihm, einige treffliche Manuscripte und noch vortrefflichere Zusagen zu erhalten. Vor allen Dingen hatte sich Göschen das Zutrauen Wielands zu er¬ werben gewußt, welcher der neuen Leipziger Firma bereits für das Jahr 1786 den Comissionsdebit des „Teutschen Merkur" übergab. Herder hatte ihm das Manuscript von „Johann Val. Andreas Dichtungen" mit seiner Vorrede „zur Beherzigung unsres Zeitalters" anvertraut, welches im folgenden Jahre gedruckt wurde. Von dem Hamburger Bode, der jetzt in Weimar lebte, erhielt Göschen die Uebersetzung des „Tom Jones" von Fielding und eines Congreveschen Lustspiels, mit Bertuch und Musäus ward die Herausgabe eines neuen Taschen¬ buches „Pandora oder Taschenbuch des Luxus und der Moden" verabredet. Dazu kam nun inzwischen Schiller nach Leipzig (17. April 1785), wohnte im Sommer 1785 mit Huber und Göschen in Gohlis zusammen und hatte nicht nur die Fortsetzung der in Mannheim kaum begonnenen und alsbald wieder unterbrochner „Thalia", sondern vor allen Dingen die neue große dramatische Dichtung „Don Carlos", an der er arbeitete, in Aussicht zu stellen. Endlich ließen es natürlich auch die Einheimischen an Verlagsanträgen nicht fehlen. Daß Göschens Handlung alsbald einen Band von I. G. Körners ausgewählten Predigten, „deu Freunden des Verstorbenen gewidmet" erscheinen ließ, war ein Act der Pietät gegen das Andenken des Herrn Superintendenten und der schuldigen Rücksicht gegen seinen Socius. Ferdinand Huber übersetzte zunächst in Ermangelung eigner Productivität das Beaumarchaissche Lustspiel „Figaros Hochzeit" und ein englisches Drama „Ethelwolf", der talentvolle, aber oberflächlich flüchtige Johann Fr. Jünger, ein Genosse des engern Lebenskreises Körners und Göschens und ein echter Vertreter der specifischen Leipziger Belletristik

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 40, 1881, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341833_157697/131>, abgerufen am 27.12.2024.