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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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Meine Reise giebt mir neuen, n wenn ich mein Leben u meine Lebensart
betrachte unendlichen Stoff, mit dessen Verarbeitung ich auch nicht säumen
werde. So scheint es mir gleich jetzt daß wir statt 8 Bänden 10 haben werden,
doch davon läßt sich noch nichts sagen u man schweigt besser davon.

Haben Sie die Güte von denen mir zukommenden Exemplaren

6 an Meine Mutter Fr. Rath Goethe in Franckfurt am Mayn
Ein schön gebundnes u fünf rohe
1 An H. Rath u Archivarius Kestner in Hannover.
3 Nach Rom an H. Tischbein weonrro ?tÜÄ220 Ronclaniiri zu spediren
"
Se^0

Doch bitte ich wegen der letzten soviel wie möglich Sorge zu tragen daß
die Fracht nicht so hoch komme. Augsburger Freunde werden, Sie darinn am
besten bedienen können.

Schreiben Sie mir wie Sie Sich befinden, ob Sie Sich eine Gattinn aus¬
gesucht haben u wie Ihre Unternehmungen gelingen.

Den Rest der mir zukommenden Exemplare schicken Sie unter meiner Adresse
nach Weimar. Wie auch einen Brief den Sie mir schreiben möchten.

Wollen Sie bey Herrn Weygand auf Ostern 60 für mich empfangen,
welche derselbe von H. Plessig in Wernigerode an mich auszuzahlen angewiesen
lst, u sich dazu durch dieses Blut legitimiren. Sodann das Geld an den
Caininerkalkulatvr Seidel übersenden; so würden Sie mich verbinden.

Rom d. 20 Febr. 87.


Goethe

Der vorliegende, ganz eigenhändige Brief (auf der ersten Seite steht unten
u"ks, ebenfalls von Goethes Hand: "H. Göschen") wurde nicht an Goschen direct ge¬
sandt, sondern kam diesen, erst durch Philipp Seidel zu, der bereits am 17. Januar
17"? das Manuscript zum vierten Bande der in Göschens Verlag erscheinenden
Goethischen Schriften abgefertigt hatte. Die ersten vier Bände wurden noch im
^nu oder Anfang August desselben Jahres zusammen ausgegeben, mit dein ersten
^ende zugleich "eine ,von Goethe' unterzeichnete Anzeige, des Inhalts, daß dem
Erfasser sein Wunsch, den vier letzten Bänden eine andere als die angekündigte
Gestalt zu geben, wider Erwarten in Erfüllung gegangen sei, daß er aber deswegen
"w eine verlängerte Frist für das Erscheinen derselben bitten müsse." Aus unserem
Griese ersehen wir, daß diese Anzeige (jetzt wieder abgedruckt in der Hempelschen
Goethe-Ausgabe, Band 29, S. 275.) durch Herders Hände gegangen war. Goethe
Mbst war übrigens mit der Ausstattung seiner Werke, die Göschen beliebt hatte,
gar nicht zufrieden. -- Daß Goethe wirklich dem hypochondrischen Plessiug in
-Wernigerode Geld geborgt, ihm also in Wahrheit "einige reelle Dienste erwiesen"
h"ete (wie noch Düntzer, Hempel 24, S. 739 u. "41 bezweifelte) ist nach dem vor
UMnden Briefe feststehend.


Meine Reise giebt mir neuen, n wenn ich mein Leben u meine Lebensart
betrachte unendlichen Stoff, mit dessen Verarbeitung ich auch nicht säumen
werde. So scheint es mir gleich jetzt daß wir statt 8 Bänden 10 haben werden,
doch davon läßt sich noch nichts sagen u man schweigt besser davon.

Haben Sie die Güte von denen mir zukommenden Exemplaren

6 an Meine Mutter Fr. Rath Goethe in Franckfurt am Mayn
Ein schön gebundnes u fünf rohe
1 An H. Rath u Archivarius Kestner in Hannover.
3 Nach Rom an H. Tischbein weonrro ?tÜÄ220 Ronclaniiri zu spediren
"
Se^0

Doch bitte ich wegen der letzten soviel wie möglich Sorge zu tragen daß
die Fracht nicht so hoch komme. Augsburger Freunde werden, Sie darinn am
besten bedienen können.

Schreiben Sie mir wie Sie Sich befinden, ob Sie Sich eine Gattinn aus¬
gesucht haben u wie Ihre Unternehmungen gelingen.

Den Rest der mir zukommenden Exemplare schicken Sie unter meiner Adresse
nach Weimar. Wie auch einen Brief den Sie mir schreiben möchten.

Wollen Sie bey Herrn Weygand auf Ostern 60 für mich empfangen,
welche derselbe von H. Plessig in Wernigerode an mich auszuzahlen angewiesen
lst, u sich dazu durch dieses Blut legitimiren. Sodann das Geld an den
Caininerkalkulatvr Seidel übersenden; so würden Sie mich verbinden.

Rom d. 20 Febr. 87.


Goethe

Der vorliegende, ganz eigenhändige Brief (auf der ersten Seite steht unten
u»ks, ebenfalls von Goethes Hand: „H. Göschen") wurde nicht an Goschen direct ge¬
sandt, sondern kam diesen, erst durch Philipp Seidel zu, der bereits am 17. Januar
17«? das Manuscript zum vierten Bande der in Göschens Verlag erscheinenden
Goethischen Schriften abgefertigt hatte. Die ersten vier Bände wurden noch im
^nu oder Anfang August desselben Jahres zusammen ausgegeben, mit dein ersten
^ende zugleich „eine ,von Goethe' unterzeichnete Anzeige, des Inhalts, daß dem
Erfasser sein Wunsch, den vier letzten Bänden eine andere als die angekündigte
Gestalt zu geben, wider Erwarten in Erfüllung gegangen sei, daß er aber deswegen
"w eine verlängerte Frist für das Erscheinen derselben bitten müsse." Aus unserem
Griese ersehen wir, daß diese Anzeige (jetzt wieder abgedruckt in der Hempelschen
Goethe-Ausgabe, Band 29, S. 275.) durch Herders Hände gegangen war. Goethe
Mbst war übrigens mit der Ausstattung seiner Werke, die Göschen beliebt hatte,
gar nicht zufrieden. — Daß Goethe wirklich dem hypochondrischen Plessiug in
-Wernigerode Geld geborgt, ihm also in Wahrheit „einige reelle Dienste erwiesen"
h"ete (wie noch Düntzer, Hempel 24, S. 739 u. «41 bezweifelte) ist nach dem vor
UMnden Briefe feststehend.


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[0356] Meine Reise giebt mir neuen, n wenn ich mein Leben u meine Lebensart betrachte unendlichen Stoff, mit dessen Verarbeitung ich auch nicht säumen werde. So scheint es mir gleich jetzt daß wir statt 8 Bänden 10 haben werden, doch davon läßt sich noch nichts sagen u man schweigt besser davon. Haben Sie die Güte von denen mir zukommenden Exemplaren 6 an Meine Mutter Fr. Rath Goethe in Franckfurt am Mayn Ein schön gebundnes u fünf rohe 1 An H. Rath u Archivarius Kestner in Hannover. 3 Nach Rom an H. Tischbein weonrro ?tÜÄ220 Ronclaniiri zu spediren " Se^0 Doch bitte ich wegen der letzten soviel wie möglich Sorge zu tragen daß die Fracht nicht so hoch komme. Augsburger Freunde werden, Sie darinn am besten bedienen können. Schreiben Sie mir wie Sie Sich befinden, ob Sie Sich eine Gattinn aus¬ gesucht haben u wie Ihre Unternehmungen gelingen. Den Rest der mir zukommenden Exemplare schicken Sie unter meiner Adresse nach Weimar. Wie auch einen Brief den Sie mir schreiben möchten. Wollen Sie bey Herrn Weygand auf Ostern 60 für mich empfangen, welche derselbe von H. Plessig in Wernigerode an mich auszuzahlen angewiesen lst, u sich dazu durch dieses Blut legitimiren. Sodann das Geld an den Caininerkalkulatvr Seidel übersenden; so würden Sie mich verbinden. Rom d. 20 Febr. 87. Goethe Der vorliegende, ganz eigenhändige Brief (auf der ersten Seite steht unten u»ks, ebenfalls von Goethes Hand: „H. Göschen") wurde nicht an Goschen direct ge¬ sandt, sondern kam diesen, erst durch Philipp Seidel zu, der bereits am 17. Januar 17«? das Manuscript zum vierten Bande der in Göschens Verlag erscheinenden Goethischen Schriften abgefertigt hatte. Die ersten vier Bände wurden noch im ^nu oder Anfang August desselben Jahres zusammen ausgegeben, mit dein ersten ^ende zugleich „eine ,von Goethe' unterzeichnete Anzeige, des Inhalts, daß dem Erfasser sein Wunsch, den vier letzten Bänden eine andere als die angekündigte Gestalt zu geben, wider Erwarten in Erfüllung gegangen sei, daß er aber deswegen "w eine verlängerte Frist für das Erscheinen derselben bitten müsse." Aus unserem Griese ersehen wir, daß diese Anzeige (jetzt wieder abgedruckt in der Hempelschen Goethe-Ausgabe, Band 29, S. 275.) durch Herders Hände gegangen war. Goethe Mbst war übrigens mit der Ausstattung seiner Werke, die Göschen beliebt hatte, gar nicht zufrieden. — Daß Goethe wirklich dem hypochondrischen Plessiug in -Wernigerode Geld geborgt, ihm also in Wahrheit „einige reelle Dienste erwiesen" h"ete (wie noch Düntzer, Hempel 24, S. 739 u. «41 bezweifelte) ist nach dem vor UMnden Briefe feststehend.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/356>, abgerufen am 23.07.2024.