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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal.

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zu versichern, und mein Wort zu halten ergreif ich um frühen Morgen die
Feder. Hier sind die beyden versprvchnen Kleinigkeiten. Die Reise hat beson¬
ders von mehr als einer*) Seite die Angen eines freundschafftlichen Beschauers
nötig, vielleicht mündlich darüber ein mehreres. Die Schuwalovische Carawane
hat sich gestern von Erfurt auf Weimar bewegt, wo ich ihr zum Geleitsinanne
gedient habe. Heut Abend gehn sie weiters. Durchl dem Herzog und Herzoginn
bitte mich zu Misen zu legen, und selbst von meinen unveränderlich anhäng¬
lichen Gesinnungen überzeugt zu seyn.


Ew Durchlaucht
Weimar d. 17 Sept. uuterthmügster
Goethe 1781.

Die Reise war nicht in meinen
Händen, der Bediente bleibt aus, und ich
muß das Packet zumachen. Sie soll den nächsten
Posttag folgen.

Ur. 2. und 3. ganz eigenhändig, mit dem Streben nach äußerster Snnberkeit,
geschrieben. Dein letzten Briefe ist ein Octavblättchcn beigelegt, auf welchem von
der Hand des Empfängers Folgendes bemerkt ist:

Nachricht zu Goethens Briefe
vom 17ten Sept. 1781.
Das erst überschickte Werk, das mit diesem Briefe ankam, hieß:
Wilhelm Meisters theatralische
Sendung.
Ersten Theils erstes Buch.

Das zweyte Werk, das den folgenden Posttag nachkam, und auch in der
Handschrift war, hatte keinen Titel, es war nur ein Bruchstück aus Goethens
Reise mit dem Herzoge durch die Schweitz (1779.) und enthielt die Be¬
schreibung der Gletscher, und zumal der Savojischen bey Chamouni u. s. w-
In langer Zeit hab' ich nichts anziehenders gelesen, als eben dieses Bruch¬
stück. 23den Sept 1781.

Prinz August von Gotha, der Bruder des regierenden Herzogs Ernst 11. und
nicht mit dem später regierenden Herzog August Emil Leopold zu verwechseln, stand
Zeit seines Lebens mit Goethe in enger Verbindung. Namentlich in den Briefen
an Frau von Stein spricht Goethe sich zu wiederholten Malen höchst anerkennend



*) Dies Wort zweimal geschrieben, an Schlüsse einer Zeile und am Anfange
nächsten.

zu versichern, und mein Wort zu halten ergreif ich um frühen Morgen die
Feder. Hier sind die beyden versprvchnen Kleinigkeiten. Die Reise hat beson¬
ders von mehr als einer*) Seite die Angen eines freundschafftlichen Beschauers
nötig, vielleicht mündlich darüber ein mehreres. Die Schuwalovische Carawane
hat sich gestern von Erfurt auf Weimar bewegt, wo ich ihr zum Geleitsinanne
gedient habe. Heut Abend gehn sie weiters. Durchl dem Herzog und Herzoginn
bitte mich zu Misen zu legen, und selbst von meinen unveränderlich anhäng¬
lichen Gesinnungen überzeugt zu seyn.


Ew Durchlaucht
Weimar d. 17 Sept. uuterthmügster
Goethe 1781.

Die Reise war nicht in meinen
Händen, der Bediente bleibt aus, und ich
muß das Packet zumachen. Sie soll den nächsten
Posttag folgen.

Ur. 2. und 3. ganz eigenhändig, mit dem Streben nach äußerster Snnberkeit,
geschrieben. Dein letzten Briefe ist ein Octavblättchcn beigelegt, auf welchem von
der Hand des Empfängers Folgendes bemerkt ist:

Nachricht zu Goethens Briefe
vom 17ten Sept. 1781.
Das erst überschickte Werk, das mit diesem Briefe ankam, hieß:
Wilhelm Meisters theatralische
Sendung.
Ersten Theils erstes Buch.

Das zweyte Werk, das den folgenden Posttag nachkam, und auch in der
Handschrift war, hatte keinen Titel, es war nur ein Bruchstück aus Goethens
Reise mit dem Herzoge durch die Schweitz (1779.) und enthielt die Be¬
schreibung der Gletscher, und zumal der Savojischen bey Chamouni u. s. w-
In langer Zeit hab' ich nichts anziehenders gelesen, als eben dieses Bruch¬
stück. 23den Sept 1781.

Prinz August von Gotha, der Bruder des regierenden Herzogs Ernst 11. und
nicht mit dem später regierenden Herzog August Emil Leopold zu verwechseln, stand
Zeit seines Lebens mit Goethe in enger Verbindung. Namentlich in den Briefen
an Frau von Stein spricht Goethe sich zu wiederholten Malen höchst anerkennend



*) Dies Wort zweimal geschrieben, an Schlüsse einer Zeile und am Anfange
nächsten.
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[0353] zu versichern, und mein Wort zu halten ergreif ich um frühen Morgen die Feder. Hier sind die beyden versprvchnen Kleinigkeiten. Die Reise hat beson¬ ders von mehr als einer*) Seite die Angen eines freundschafftlichen Beschauers nötig, vielleicht mündlich darüber ein mehreres. Die Schuwalovische Carawane hat sich gestern von Erfurt auf Weimar bewegt, wo ich ihr zum Geleitsinanne gedient habe. Heut Abend gehn sie weiters. Durchl dem Herzog und Herzoginn bitte mich zu Misen zu legen, und selbst von meinen unveränderlich anhäng¬ lichen Gesinnungen überzeugt zu seyn. Ew Durchlaucht Weimar d. 17 Sept. uuterthmügster Goethe 1781. Die Reise war nicht in meinen Händen, der Bediente bleibt aus, und ich muß das Packet zumachen. Sie soll den nächsten Posttag folgen. Ur. 2. und 3. ganz eigenhändig, mit dem Streben nach äußerster Snnberkeit, geschrieben. Dein letzten Briefe ist ein Octavblättchcn beigelegt, auf welchem von der Hand des Empfängers Folgendes bemerkt ist: Nachricht zu Goethens Briefe vom 17ten Sept. 1781. Das erst überschickte Werk, das mit diesem Briefe ankam, hieß: Wilhelm Meisters theatralische Sendung. Ersten Theils erstes Buch. Das zweyte Werk, das den folgenden Posttag nachkam, und auch in der Handschrift war, hatte keinen Titel, es war nur ein Bruchstück aus Goethens Reise mit dem Herzoge durch die Schweitz (1779.) und enthielt die Be¬ schreibung der Gletscher, und zumal der Savojischen bey Chamouni u. s. w- In langer Zeit hab' ich nichts anziehenders gelesen, als eben dieses Bruch¬ stück. 23den Sept 1781. Prinz August von Gotha, der Bruder des regierenden Herzogs Ernst 11. und nicht mit dem später regierenden Herzog August Emil Leopold zu verwechseln, stand Zeit seines Lebens mit Goethe in enger Verbindung. Namentlich in den Briefen an Frau von Stein spricht Goethe sich zu wiederholten Malen höchst anerkennend *) Dies Wort zweimal geschrieben, an Schlüsse einer Zeile und am Anfange nächsten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157693/353>, abgerufen am 23.07.2024.