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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal.

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die französische Section wiederzugewinnen, begab sich Gerhard selbst nach Paris,
und es gelang ihm nach achttägigen Berathungen, die Zustimmung und Unter¬
schrift von Lajard, Lenormant, Letronne, Raoul-Rochette und de Witte -- aber
nicht des abwesenden Luynes -- zu dem Vorschlage zu gewinnen, daß unter
Ausschließung von Berlin die Jnstitutswerke entweder, sei es in Rom, sei es
in Paris erscheinen oder aber ein bestimmter Theil derselben durch die franzö¬
sische Section, der andere nach freiem Belieben der Direction veröffentlicht
werden und daß in letzterem Falle die französischen Subseriptionsbeiträge der
Pariser Verwaltung zufallen sollten -- alles unter Vorbehalt der Zustimmung
Luynes'.

Bunsen erklärte sich ohne Zögern für den ersten Theil der Alternative, und
auf sein Verlangen gab Gerhard nochmals seine Zustimmung zu dem oben
erwähnten Projecte Bunsens, indem er nur gegen die Gleichstellung zweier
Secretäre Bedenken erhob. Mit neuem Eifer begann Bunsen seine Thätigkeit.
"In Zeiten so großer finanzieller Bedrängniß, als neun fertige Kupfertafeln
aus Mangel an Geld nicht abgezogen werden konnten, faßte er den Plan, für
das Institut ein eigenes Gebäude zu errichten!" Ohne die Finanzen des Insti¬
tutes zu belasten, brachte er 3000 Francs zusammen, und schon am 26. Januar
1836 konnte das bescheidene, aber doch im Vergleich mit den bisher bewohnten
engen Räumen im Palazzo Cassarelli glänzende Haus bezogen werden, welches
vierzig Jahre lang bis zur Errichtung des jetzigen imposanten Neubaues das
Institut beherbergt und sich in der Erinnerung eines Jeden, der den Kreisen
der Alterthumsforscher in Rom nahegetreten, eine bleibende Stätte erworben
hat. Die Kuxs T^rxoa, auf welcher das an das deutsche Hospital sich anleh-
nende Haus sich erhob, wurde dadurch zur bleibenden Heimstätte und zugleich
zur Bezeichnung der Neugründung. Die Beamten fanden im Hospital selbst
Wohnung und ließen sich nicht davon anfechten, daß wegen dieser Nachbarschaft
das Institut zuweilen scherzhaft als Osxsclals äslls dslts arti bezeichnet wurde.

Da Panofka die Annahme einer Secretärstelle ablehnte, so fand vorläufig
nur eine derselben in der Person Brauns eine Besetzung, der nun mit Bunsen
eifrig daran ging, die Publikationen dem neuen System gemäß einzuleiten. Als
Antwort auf die erste Sendung der Monumente zur Auswahl für die Pariser
Section lief aber ein Schreiben von Luynes ein, in welchem dieser erklärte, sich
vielmehr für die andere der mit Gerhard besprochenen Alternativen entschieden
zu haben und die Sonderpublikationen seitens der französischen Section nicht
aufgebe:: zu wollen. Obwohl man sich nach längeren Verhandlungen dahin
einigte, daß die ^ring.Il und Nvnuwsuti fortan in jährlichen Halbbänden ab¬
wechselnd von der französischen und der italienisch-deutschen Section heraus-
gegeben werden, die Oberleitung und Herausgabe des Lullöttirw in Rom ver-


die französische Section wiederzugewinnen, begab sich Gerhard selbst nach Paris,
und es gelang ihm nach achttägigen Berathungen, die Zustimmung und Unter¬
schrift von Lajard, Lenormant, Letronne, Raoul-Rochette und de Witte — aber
nicht des abwesenden Luynes — zu dem Vorschlage zu gewinnen, daß unter
Ausschließung von Berlin die Jnstitutswerke entweder, sei es in Rom, sei es
in Paris erscheinen oder aber ein bestimmter Theil derselben durch die franzö¬
sische Section, der andere nach freiem Belieben der Direction veröffentlicht
werden und daß in letzterem Falle die französischen Subseriptionsbeiträge der
Pariser Verwaltung zufallen sollten — alles unter Vorbehalt der Zustimmung
Luynes'.

Bunsen erklärte sich ohne Zögern für den ersten Theil der Alternative, und
auf sein Verlangen gab Gerhard nochmals seine Zustimmung zu dem oben
erwähnten Projecte Bunsens, indem er nur gegen die Gleichstellung zweier
Secretäre Bedenken erhob. Mit neuem Eifer begann Bunsen seine Thätigkeit.
»In Zeiten so großer finanzieller Bedrängniß, als neun fertige Kupfertafeln
aus Mangel an Geld nicht abgezogen werden konnten, faßte er den Plan, für
das Institut ein eigenes Gebäude zu errichten!" Ohne die Finanzen des Insti¬
tutes zu belasten, brachte er 3000 Francs zusammen, und schon am 26. Januar
1836 konnte das bescheidene, aber doch im Vergleich mit den bisher bewohnten
engen Räumen im Palazzo Cassarelli glänzende Haus bezogen werden, welches
vierzig Jahre lang bis zur Errichtung des jetzigen imposanten Neubaues das
Institut beherbergt und sich in der Erinnerung eines Jeden, der den Kreisen
der Alterthumsforscher in Rom nahegetreten, eine bleibende Stätte erworben
hat. Die Kuxs T^rxoa, auf welcher das an das deutsche Hospital sich anleh-
nende Haus sich erhob, wurde dadurch zur bleibenden Heimstätte und zugleich
zur Bezeichnung der Neugründung. Die Beamten fanden im Hospital selbst
Wohnung und ließen sich nicht davon anfechten, daß wegen dieser Nachbarschaft
das Institut zuweilen scherzhaft als Osxsclals äslls dslts arti bezeichnet wurde.

Da Panofka die Annahme einer Secretärstelle ablehnte, so fand vorläufig
nur eine derselben in der Person Brauns eine Besetzung, der nun mit Bunsen
eifrig daran ging, die Publikationen dem neuen System gemäß einzuleiten. Als
Antwort auf die erste Sendung der Monumente zur Auswahl für die Pariser
Section lief aber ein Schreiben von Luynes ein, in welchem dieser erklärte, sich
vielmehr für die andere der mit Gerhard besprochenen Alternativen entschieden
zu haben und die Sonderpublikationen seitens der französischen Section nicht
aufgebe:: zu wollen. Obwohl man sich nach längeren Verhandlungen dahin
einigte, daß die ^ring.Il und Nvnuwsuti fortan in jährlichen Halbbänden ab¬
wechselnd von der französischen und der italienisch-deutschen Section heraus-
gegeben werden, die Oberleitung und Herausgabe des Lullöttirw in Rom ver-


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[0427] die französische Section wiederzugewinnen, begab sich Gerhard selbst nach Paris, und es gelang ihm nach achttägigen Berathungen, die Zustimmung und Unter¬ schrift von Lajard, Lenormant, Letronne, Raoul-Rochette und de Witte — aber nicht des abwesenden Luynes — zu dem Vorschlage zu gewinnen, daß unter Ausschließung von Berlin die Jnstitutswerke entweder, sei es in Rom, sei es in Paris erscheinen oder aber ein bestimmter Theil derselben durch die franzö¬ sische Section, der andere nach freiem Belieben der Direction veröffentlicht werden und daß in letzterem Falle die französischen Subseriptionsbeiträge der Pariser Verwaltung zufallen sollten — alles unter Vorbehalt der Zustimmung Luynes'. Bunsen erklärte sich ohne Zögern für den ersten Theil der Alternative, und auf sein Verlangen gab Gerhard nochmals seine Zustimmung zu dem oben erwähnten Projecte Bunsens, indem er nur gegen die Gleichstellung zweier Secretäre Bedenken erhob. Mit neuem Eifer begann Bunsen seine Thätigkeit. »In Zeiten so großer finanzieller Bedrängniß, als neun fertige Kupfertafeln aus Mangel an Geld nicht abgezogen werden konnten, faßte er den Plan, für das Institut ein eigenes Gebäude zu errichten!" Ohne die Finanzen des Insti¬ tutes zu belasten, brachte er 3000 Francs zusammen, und schon am 26. Januar 1836 konnte das bescheidene, aber doch im Vergleich mit den bisher bewohnten engen Räumen im Palazzo Cassarelli glänzende Haus bezogen werden, welches vierzig Jahre lang bis zur Errichtung des jetzigen imposanten Neubaues das Institut beherbergt und sich in der Erinnerung eines Jeden, der den Kreisen der Alterthumsforscher in Rom nahegetreten, eine bleibende Stätte erworben hat. Die Kuxs T^rxoa, auf welcher das an das deutsche Hospital sich anleh- nende Haus sich erhob, wurde dadurch zur bleibenden Heimstätte und zugleich zur Bezeichnung der Neugründung. Die Beamten fanden im Hospital selbst Wohnung und ließen sich nicht davon anfechten, daß wegen dieser Nachbarschaft das Institut zuweilen scherzhaft als Osxsclals äslls dslts arti bezeichnet wurde. Da Panofka die Annahme einer Secretärstelle ablehnte, so fand vorläufig nur eine derselben in der Person Brauns eine Besetzung, der nun mit Bunsen eifrig daran ging, die Publikationen dem neuen System gemäß einzuleiten. Als Antwort auf die erste Sendung der Monumente zur Auswahl für die Pariser Section lief aber ein Schreiben von Luynes ein, in welchem dieser erklärte, sich vielmehr für die andere der mit Gerhard besprochenen Alternativen entschieden zu haben und die Sonderpublikationen seitens der französischen Section nicht aufgebe:: zu wollen. Obwohl man sich nach längeren Verhandlungen dahin einigte, daß die ^ring.Il und Nvnuwsuti fortan in jährlichen Halbbänden ab¬ wechselnd von der französischen und der italienisch-deutschen Section heraus- gegeben werden, die Oberleitung und Herausgabe des Lullöttirw in Rom ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157681/427>, abgerufen am 23.07.2024.