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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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werde". "Durch den häufigen Zwang der öffentlichen Anzeigen ist es gelungen,
eine Art Reptilienfonds zu Gunsten der wohlgesinnten Blätter zu schaffen."

Während die neue Gesetzgebung vielleicht ein wesentlicher Fortschritt für
ein Land wie Mecklenburg ist, wirft sie Elsaß-Lothringen um zwei Jahrhunderte
zurück. Die verabscheuungswürdigen (äütsLt-Mös) Folgen sind noch nicht abzu¬
sehen. Und wenn wenigstens eine wirkliche Einheit erzielt wäre! Aber nein,
nur ein trauriger Schein derselben. Es liegt nicht im deutschen Charakter,
ganz eiuzureißen und nach einem einfachen klaren Plan wieder aufzubauen; dies
Verfahre" taugt nur für die romanische Rasse. Das Reich schreibt ein gericht¬
liches Einheits - Minimum vor, das gerade genügt, die bisherigen Einzelgesetz¬
gebungen über deu Haufen zu werfen. Alle sind gefälscht, keine derselben ist
abgeschafft, und Deutschland behält nach wie vor zwanzig verschiedene Gerichts¬
ordnungen.

Mit schwerem Herzen hat der Landesausschnß die neue Ordnung ange¬
nommen, bis auf einen Punkt: er hat es durchgesetzt, daß der Bankerottirer
nie so ixso in die bürgerlichen Rechte wieder eingesetzt wird. "Diese weise
Beschränkung wird die nützliche Folge haben, einen guten Theil der neuen Ein¬
gewanderten, welche sonst zugleich auf die Rechte der Notabeln und die Privi¬
legien der Bankbrüchigen Anspruch machen konnten, von der activen und passiven
Wählbarkeit auszuschließen."

3. Die Berührung mit der neuen deutschen Colonie hat das moralische
Niveau Elsaß-Lothringens unleugbar tief herabgedrückt. Die Jüdelei (juivorio)
ist ihr charakteristisches Kennzeichen. Der Deutsche ist hier lediglich ein Schma¬
rotzer. Er will nicht durch eigene Arbeit Reichthümer schaffen, sondern von dem
mitzehren, was Andere produciren. "Bismarck hat seine Bilder von dem ,ehr-
lichen Makler' und der ,Politik des Trinkgeldes' dem Kerne der deutschen Ge¬
sellschaft entnommen."

Die Elsässer Juden wanderten 1871 in Menge aus. Warum? fragte man.
Es ist natürlich, war die Antwort, ein Preuße wiegt zwei Juden auf; sie können
nicht mit den Eingewanderten concurriren. Es ist klar, daß sich die längst
emancipirten Juden des Elsaß nicht mit den Parias des nordöstlichen Deutsch¬
lands vergleichen lassen, die dort ein Jeder ohne Unterschied des Glaubens
nachzuahmen bemüht ist, weil sie oft reich geworden find. Da aber die gute"
und soliden Eigenschaften der Juden den Deutschen fehlen, so vermag er nur
die schlechte Seite derselben zu repräsentiren. Legionen unnützer Vermittler
leben als Schmarotzer ans Unkosten der Producenten und Consumenten wie des
Landes überhaupt.

"Was das Münzgesetz von 1871 schon gethan hat, um Deutschland und
speciell Elsaß-Lothringen arm zu macheu, ist unberechenbar. Dadurch, daß das


werde». „Durch den häufigen Zwang der öffentlichen Anzeigen ist es gelungen,
eine Art Reptilienfonds zu Gunsten der wohlgesinnten Blätter zu schaffen."

Während die neue Gesetzgebung vielleicht ein wesentlicher Fortschritt für
ein Land wie Mecklenburg ist, wirft sie Elsaß-Lothringen um zwei Jahrhunderte
zurück. Die verabscheuungswürdigen (äütsLt-Mös) Folgen sind noch nicht abzu¬
sehen. Und wenn wenigstens eine wirkliche Einheit erzielt wäre! Aber nein,
nur ein trauriger Schein derselben. Es liegt nicht im deutschen Charakter,
ganz eiuzureißen und nach einem einfachen klaren Plan wieder aufzubauen; dies
Verfahre» taugt nur für die romanische Rasse. Das Reich schreibt ein gericht¬
liches Einheits - Minimum vor, das gerade genügt, die bisherigen Einzelgesetz¬
gebungen über deu Haufen zu werfen. Alle sind gefälscht, keine derselben ist
abgeschafft, und Deutschland behält nach wie vor zwanzig verschiedene Gerichts¬
ordnungen.

Mit schwerem Herzen hat der Landesausschnß die neue Ordnung ange¬
nommen, bis auf einen Punkt: er hat es durchgesetzt, daß der Bankerottirer
nie so ixso in die bürgerlichen Rechte wieder eingesetzt wird. „Diese weise
Beschränkung wird die nützliche Folge haben, einen guten Theil der neuen Ein¬
gewanderten, welche sonst zugleich auf die Rechte der Notabeln und die Privi¬
legien der Bankbrüchigen Anspruch machen konnten, von der activen und passiven
Wählbarkeit auszuschließen."

3. Die Berührung mit der neuen deutschen Colonie hat das moralische
Niveau Elsaß-Lothringens unleugbar tief herabgedrückt. Die Jüdelei (juivorio)
ist ihr charakteristisches Kennzeichen. Der Deutsche ist hier lediglich ein Schma¬
rotzer. Er will nicht durch eigene Arbeit Reichthümer schaffen, sondern von dem
mitzehren, was Andere produciren. „Bismarck hat seine Bilder von dem ,ehr-
lichen Makler' und der ,Politik des Trinkgeldes' dem Kerne der deutschen Ge¬
sellschaft entnommen."

Die Elsässer Juden wanderten 1871 in Menge aus. Warum? fragte man.
Es ist natürlich, war die Antwort, ein Preuße wiegt zwei Juden auf; sie können
nicht mit den Eingewanderten concurriren. Es ist klar, daß sich die längst
emancipirten Juden des Elsaß nicht mit den Parias des nordöstlichen Deutsch¬
lands vergleichen lassen, die dort ein Jeder ohne Unterschied des Glaubens
nachzuahmen bemüht ist, weil sie oft reich geworden find. Da aber die gute»
und soliden Eigenschaften der Juden den Deutschen fehlen, so vermag er nur
die schlechte Seite derselben zu repräsentiren. Legionen unnützer Vermittler
leben als Schmarotzer ans Unkosten der Producenten und Consumenten wie des
Landes überhaupt.

„Was das Münzgesetz von 1871 schon gethan hat, um Deutschland und
speciell Elsaß-Lothringen arm zu macheu, ist unberechenbar. Dadurch, daß das


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/370>, abgerufen am 22.07.2024.