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Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.

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Endlich sollte eine Beschränkung der Freizügigkeit in der Weise eintreten, daß
man den Gemeinden die Befugniß ertheilte, die Aufnahme von Juden in ihre Mitte
zu verweigern.

Dieß sind einige Andeutungen. Von Rechtskundigen formulirt, würden sie
unseres Erachtens vorläufig und vielleicht für längere Zeit genügen. Die von jüdi¬
schen Einflüssen und Reminiscenzen gereinigten Volksvertretungen könnten, wenn sich
weitere Vorkehrungen erforderlich zeigen sollten, andere Bestimmungen in Anregung
bringen und beschließen.

Wenn man uns sagt, Zurücknahme der Emancipation werde den Gegensatz
schärfen, so antworten wir: Vertuschung des vorhandenen und nicht zu beseitigenden
Gegensatzes ist gefährlicher als Schärfung. Mögen sie's wissen, daß wir die Scheide¬
wand sehen und aufrecht erhalten wollen. Wenn man aber "Reaction" schreit, so
sei entgegnet: Wir haben volkswirtschaftliche Neuerungen, die sich als schädlich er¬
wiesen, abgeändert und wir werden das wieder thun, wo die Erfahrung die Doctrin
der Unwahrheit zeiht, und andererseits hat man früher wiederholt aufgehobene Be¬
schränkungen der Juden wieder hergestellt, ohne daß die Welt von dem Geschrei,
das darüber durchs Land fuhr, eingefallen wäre. Warum sollte es jetzt nicht gehen?
Aber bald muß Hand an das Uebel gelegt werden. Sonst wird das, was heute
noch Uebertreibung ist, der Sieg des Judenthums über das Germanenthum, eine
Wahrheit, und da ein dauernder Sieg der Art eine Naturwidrigkeit wäre, so würde,
wenn menschliche Gesetze nicht mehr helfen könnten, das Naturgesetz sich geltend
machen, das noch niemals die Herrschaft einer unedlen Minderheit über eine Mehr¬
heit edel veranlagter Menschen länger als kurze Frist bestehen ließ.




(Line skandinavische Literaturgeschichte.

Die weiteren Kreise der Gebildeten in Deutschland kannten bisher nur
einzelne literarische Großen skandinavischer Zunge: so, wenn wir von Männern
der Wissenschaft, wie Tycho de Breche, Celsius, Linne, Berzelius u. a. absehen,
die Dichter Holberg und Oehlenschläger aus älterer Zeit, aus neuerer den
Dänen Andersen, vielleicht auch Paludan - Müller, die Norweger Björnson und
Ibsen, den Schweden Tegner, seine Landsmänninnen die Carien, die Bremer und
die Schwarz, und den finnländischen Schweden Runeberg. Einige derselben
sind bei uns in hohem Grade beliebt geworden, so Andersen mit seinen unüber¬
troffenen Märchen und seinen gemüthvollen Phantasiestücken "Bilderbuch ohne
Bilder", Andersen, den gewiß Mancher in seinen jüngeren Jahren für einen


Endlich sollte eine Beschränkung der Freizügigkeit in der Weise eintreten, daß
man den Gemeinden die Befugniß ertheilte, die Aufnahme von Juden in ihre Mitte
zu verweigern.

Dieß sind einige Andeutungen. Von Rechtskundigen formulirt, würden sie
unseres Erachtens vorläufig und vielleicht für längere Zeit genügen. Die von jüdi¬
schen Einflüssen und Reminiscenzen gereinigten Volksvertretungen könnten, wenn sich
weitere Vorkehrungen erforderlich zeigen sollten, andere Bestimmungen in Anregung
bringen und beschließen.

Wenn man uns sagt, Zurücknahme der Emancipation werde den Gegensatz
schärfen, so antworten wir: Vertuschung des vorhandenen und nicht zu beseitigenden
Gegensatzes ist gefährlicher als Schärfung. Mögen sie's wissen, daß wir die Scheide¬
wand sehen und aufrecht erhalten wollen. Wenn man aber „Reaction" schreit, so
sei entgegnet: Wir haben volkswirtschaftliche Neuerungen, die sich als schädlich er¬
wiesen, abgeändert und wir werden das wieder thun, wo die Erfahrung die Doctrin
der Unwahrheit zeiht, und andererseits hat man früher wiederholt aufgehobene Be¬
schränkungen der Juden wieder hergestellt, ohne daß die Welt von dem Geschrei,
das darüber durchs Land fuhr, eingefallen wäre. Warum sollte es jetzt nicht gehen?
Aber bald muß Hand an das Uebel gelegt werden. Sonst wird das, was heute
noch Uebertreibung ist, der Sieg des Judenthums über das Germanenthum, eine
Wahrheit, und da ein dauernder Sieg der Art eine Naturwidrigkeit wäre, so würde,
wenn menschliche Gesetze nicht mehr helfen könnten, das Naturgesetz sich geltend
machen, das noch niemals die Herrschaft einer unedlen Minderheit über eine Mehr¬
heit edel veranlagter Menschen länger als kurze Frist bestehen ließ.




(Line skandinavische Literaturgeschichte.

Die weiteren Kreise der Gebildeten in Deutschland kannten bisher nur
einzelne literarische Großen skandinavischer Zunge: so, wenn wir von Männern
der Wissenschaft, wie Tycho de Breche, Celsius, Linne, Berzelius u. a. absehen,
die Dichter Holberg und Oehlenschläger aus älterer Zeit, aus neuerer den
Dänen Andersen, vielleicht auch Paludan - Müller, die Norweger Björnson und
Ibsen, den Schweden Tegner, seine Landsmänninnen die Carien, die Bremer und
die Schwarz, und den finnländischen Schweden Runeberg. Einige derselben
sind bei uns in hohem Grade beliebt geworden, so Andersen mit seinen unüber¬
troffenen Märchen und seinen gemüthvollen Phantasiestücken „Bilderbuch ohne
Bilder", Andersen, den gewiß Mancher in seinen jüngeren Jahren für einen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341831_157679/198>, abgerufen am 22.07.2024.