Die Grenzboten. Jg. 39, 1880, Zweites Quartal.Production zu einander gerecht, wenn der der fremdländischen Production ge¬ Die Vertheidiger des Manchesterthums argumentiren daraufhin folgender¬ Die Production ist die Quelle der Wohlhabenheit für den Einzelnen wie Production zu einander gerecht, wenn der der fremdländischen Production ge¬ Die Vertheidiger des Manchesterthums argumentiren daraufhin folgender¬ Die Production ist die Quelle der Wohlhabenheit für den Einzelnen wie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/146605"/> <p xml:id="ID_285" prev="#ID_284"> Production zu einander gerecht, wenn der der fremdländischen Production ge¬<lb/> währte Schutz und Vortheil genau entspricht der Inferiorität derselben gegen¬<lb/> über der deutschen Production, und dies heißt concret ausgedrückt dasselbe,<lb/> was abstract ausgedrückt absolute Gegenseitigkeit heißt. Steht aber die Pro¬<lb/> duction ausländischer zollgeschützter Artikel auf gleicher oder noch höherer Stufe<lb/> als die Production inländischer zoll^ntblößter Artikel, wie z. B. eklatant Wei߬<lb/> blech und Fein Glas, so ist die nothwendige klar ersichtliche und thatsächlich<lb/> erwiesene Folge, daß die inländische Production hintangehalten verkümmert,<lb/> verschlechtert und allmählich zu Grunde gerichtet wird. In solchem Falle ist<lb/> die Zollermäßigung oder gar die Aufhebung des Zolles ein einseitiger Schritt<lb/> im anfänglichen Interesse der Consumenten und gegen die nationale Production.</p><lb/> <p xml:id="ID_286"> Die Vertheidiger des Manchesterthums argumentiren daraufhin folgender¬<lb/> maßen. Die Tauschwerthe, welche Deutschland durch seine energische Freihan¬<lb/> delspolitik von den umgebenden Ländern in größerer Menge als unter reci¬<lb/> proken Verhältnissen erhält, tragen in sich selber productive Kräfte und wirken<lb/> so reciprok auch auf die deutsche Production ein. Dies ist richtig; alle Tausch¬<lb/> werthe besitzen eine gewisse inhärente productive Kraft, aber es fragt sich doch<lb/> ob die productive Kraft derjenigen Tauschwerthe, welche die zollabgeschlossenen<lb/> Staaten in das geöffnete Deutschland ergießen, groß genug ist, um den Staats¬<lb/> zweck, die harmonievolle Gestaltung zwischen Production und Consumtion, zu<lb/> erfüllen, oder ob nicht dadurch eine einseitige Benachtheiligung der nationalen<lb/> Production und damit eine wirthschaftliche Disharmonie im nationalen Ge-<lb/> sammtorganismus, also auch für die Consumtion eintritt. Manufacte und<lb/> Luxusartikel haben z. B. eine sehr geringe innewohnende productive Kraft, weil<lb/> sie fast der letzte Ausdruck derselben find, dagegen sind Rohstoffe, Maschinen,<lb/> Halbfabrikate schon eine ergiebigere Productionsquelle. Gerade jene weniger<lb/> productiven Tauschwerthe aber hatten wir uns «zu ran-öff auf den Hals geladen<lb/> und damit die eigene Production geschmälert. Das Manchesterthum glaubte<lb/> dies „der Minderheit der Producenten" gegenüber wohl verantworten zu können,<lb/> da ja die „Mehrheit der Consumenten" dadurch die billigsten Preise bekäme.<lb/> Auch hierzu eine kurze Bemerkung.</p><lb/> <p xml:id="ID_287" next="#ID_288"> Die Production ist die Quelle der Wohlhabenheit für den Einzelnen wie<lb/> für den Staat. Eine Schädigung der Production kann durch kein Aequivalent<lb/> für den Consum ausgeglichen werden. Es liegt daher im Interesse des Staates,<lb/> daß bis zu einer gewissen Grenze keine productiven Kräfte feiern. Um Con-<lb/> fument sein zu können, muß man vor allen Dingen entweder Producent sein<lb/> oder gewesen sein. Auch der Rentner ist Producent, sein Kapital arbeitet für<lb/> ihn, aber er kann noch productiver sein, wenn er außer der Kapitalkraft auch<lb/> seine Arbeitskraft verwerthet. Erzeugung von Productionskraft und Verwerthung</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
Production zu einander gerecht, wenn der der fremdländischen Production ge¬
währte Schutz und Vortheil genau entspricht der Inferiorität derselben gegen¬
über der deutschen Production, und dies heißt concret ausgedrückt dasselbe,
was abstract ausgedrückt absolute Gegenseitigkeit heißt. Steht aber die Pro¬
duction ausländischer zollgeschützter Artikel auf gleicher oder noch höherer Stufe
als die Production inländischer zoll^ntblößter Artikel, wie z. B. eklatant Wei߬
blech und Fein Glas, so ist die nothwendige klar ersichtliche und thatsächlich
erwiesene Folge, daß die inländische Production hintangehalten verkümmert,
verschlechtert und allmählich zu Grunde gerichtet wird. In solchem Falle ist
die Zollermäßigung oder gar die Aufhebung des Zolles ein einseitiger Schritt
im anfänglichen Interesse der Consumenten und gegen die nationale Production.
Die Vertheidiger des Manchesterthums argumentiren daraufhin folgender¬
maßen. Die Tauschwerthe, welche Deutschland durch seine energische Freihan¬
delspolitik von den umgebenden Ländern in größerer Menge als unter reci¬
proken Verhältnissen erhält, tragen in sich selber productive Kräfte und wirken
so reciprok auch auf die deutsche Production ein. Dies ist richtig; alle Tausch¬
werthe besitzen eine gewisse inhärente productive Kraft, aber es fragt sich doch
ob die productive Kraft derjenigen Tauschwerthe, welche die zollabgeschlossenen
Staaten in das geöffnete Deutschland ergießen, groß genug ist, um den Staats¬
zweck, die harmonievolle Gestaltung zwischen Production und Consumtion, zu
erfüllen, oder ob nicht dadurch eine einseitige Benachtheiligung der nationalen
Production und damit eine wirthschaftliche Disharmonie im nationalen Ge-
sammtorganismus, also auch für die Consumtion eintritt. Manufacte und
Luxusartikel haben z. B. eine sehr geringe innewohnende productive Kraft, weil
sie fast der letzte Ausdruck derselben find, dagegen sind Rohstoffe, Maschinen,
Halbfabrikate schon eine ergiebigere Productionsquelle. Gerade jene weniger
productiven Tauschwerthe aber hatten wir uns «zu ran-öff auf den Hals geladen
und damit die eigene Production geschmälert. Das Manchesterthum glaubte
dies „der Minderheit der Producenten" gegenüber wohl verantworten zu können,
da ja die „Mehrheit der Consumenten" dadurch die billigsten Preise bekäme.
Auch hierzu eine kurze Bemerkung.
Die Production ist die Quelle der Wohlhabenheit für den Einzelnen wie
für den Staat. Eine Schädigung der Production kann durch kein Aequivalent
für den Consum ausgeglichen werden. Es liegt daher im Interesse des Staates,
daß bis zu einer gewissen Grenze keine productiven Kräfte feiern. Um Con-
fument sein zu können, muß man vor allen Dingen entweder Producent sein
oder gewesen sein. Auch der Rentner ist Producent, sein Kapital arbeitet für
ihn, aber er kann noch productiver sein, wenn er außer der Kapitalkraft auch
seine Arbeitskraft verwerthet. Erzeugung von Productionskraft und Verwerthung
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