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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.

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nennt. In Olympia ist ein berühmter Tempel des Juppiter, wo die Wettkämpfer
geweiht werden. In Corinth ist eine große Walfischrippe am Meere, die ein
Mensch nicht umspannen kann. An demselben Orte ist ein Heiligthum der Venus,
worin das Marmorgesäß der Lauf ist. In Boeotien ist ein heiliger Hain, wo
Amphiaraus spor der Erde^j verschlungen worden ist. In diesem Haine hängt
auch ein zerbrochener irdener Krug mit zusammengesetzten Scherben; woran
er aber hängt, ist nur zu sehen, wenn er vom Winde bewegt wird. In Athen
ist ein berühmter Tempel der Minerva; an ihrer linken Seite steht der Schild,
den sie mit dem Finger berührt. Mitten auf diesem Schilde ist das Bild des Däda-
lus so angebracht, daß, wenn jemand das Bild ans dem Schilde nehmen will,
das ganze Werk zerfällt. Die Göttin selbst aber hat eine Lanze aus Bambusrohr.
In Ilium ist ein viereckiger Stein, an welchem Cassandra angebunden gewesen
ist. Wenn man ihn vorn berührt oder reibt, so gibt er Milch von sich, wenn
man ihn ans der andern Seite in gleicher Weise reibt oder berührt, so gibt er
Blut her. Am Meere aber ist ein Ort, welcher Rhoeteon heißt; dort ist der Grab¬
hügel des Achill und des Patroclus und der Fluß Scamandros. In Ephesus ist
das sehr berühmte Heiligthum der Diana, das größte und schönste der ganzen Erde.
Am Eingange rechts und links sind Marmorpseiler aus einem einzigen Stein,
zwanzig Ellen lang; oben auf den Tempel hinauf führen hundertsechsundvierzig
Stufen. In Samos im Tempel der Juno ist ein Becher aus Epheuholz, an welchem
außen vier Widderköpfe sind, mit gewundenen Hörnern von wunderbarer Größe.
Jn Pergamum ist ein großer Marmoraltar, vierzig Fuß hoch mit
sehr großen Skulpturen; er enthält aber einen Gigantenkampf.
In Jahns ist ein sehr schönes Marmorbild der Diana, welches im Freien steht
und, wenn es regnet, nicht naß wird. In Bargylos ist ein Heiligthum der
Venus am Meere; dort steht eine Lampe ans einem Kandelaber, die im Freien
ins Meer hinaus leuchtet, und die weder der Wind auslöscht noch der Regen
trifft. Auch ein alter Tempel des Hercules. Dort hängt an einer Säule ein
rundes eisernes Gefäß, in welchen: eine Sibylle eingeschlossen sein soll. Dort
liegen auch Walfischrippen, wie viereckige Steine. In Magnesia am Sipylus sind
vier Säulen; zwischen diesen Säulen hängt eine eiserne Victoria, ohne irgend
eine Fessel in der Luft schwebend; und so oft auch Wind oder Regen kommt, er
bewegt sie nicht. In Ephesus ist ein Tempel der Diana, den eine Amazone erbaut
hat. Dort ist auch das Grabmal des Icarus, welcher schnarcht, als ob er schliefe,
von wunderbarer Größe aus Messing und Eisen. In Rhodos ist ein kolossales Bild
des Sol, ... hoch, auf einer Marmorsäule mit einem Viergespann; die Säule
aber hat hundert Ellen Höhe. Auf Cypern ist ein ehernes Bild des olympischen
Juppiter -- das Gesicht aus Gold --, den Phidias gemacht hat, hundertfünfzig
Ellen hoch und sechzig Ellen breit. Dort (?) ist das Haus des Königs Cyrus,


nennt. In Olympia ist ein berühmter Tempel des Juppiter, wo die Wettkämpfer
geweiht werden. In Corinth ist eine große Walfischrippe am Meere, die ein
Mensch nicht umspannen kann. An demselben Orte ist ein Heiligthum der Venus,
worin das Marmorgesäß der Lauf ist. In Boeotien ist ein heiliger Hain, wo
Amphiaraus spor der Erde^j verschlungen worden ist. In diesem Haine hängt
auch ein zerbrochener irdener Krug mit zusammengesetzten Scherben; woran
er aber hängt, ist nur zu sehen, wenn er vom Winde bewegt wird. In Athen
ist ein berühmter Tempel der Minerva; an ihrer linken Seite steht der Schild,
den sie mit dem Finger berührt. Mitten auf diesem Schilde ist das Bild des Däda-
lus so angebracht, daß, wenn jemand das Bild ans dem Schilde nehmen will,
das ganze Werk zerfällt. Die Göttin selbst aber hat eine Lanze aus Bambusrohr.
In Ilium ist ein viereckiger Stein, an welchem Cassandra angebunden gewesen
ist. Wenn man ihn vorn berührt oder reibt, so gibt er Milch von sich, wenn
man ihn ans der andern Seite in gleicher Weise reibt oder berührt, so gibt er
Blut her. Am Meere aber ist ein Ort, welcher Rhoeteon heißt; dort ist der Grab¬
hügel des Achill und des Patroclus und der Fluß Scamandros. In Ephesus ist
das sehr berühmte Heiligthum der Diana, das größte und schönste der ganzen Erde.
Am Eingange rechts und links sind Marmorpseiler aus einem einzigen Stein,
zwanzig Ellen lang; oben auf den Tempel hinauf führen hundertsechsundvierzig
Stufen. In Samos im Tempel der Juno ist ein Becher aus Epheuholz, an welchem
außen vier Widderköpfe sind, mit gewundenen Hörnern von wunderbarer Größe.
Jn Pergamum ist ein großer Marmoraltar, vierzig Fuß hoch mit
sehr großen Skulpturen; er enthält aber einen Gigantenkampf.
In Jahns ist ein sehr schönes Marmorbild der Diana, welches im Freien steht
und, wenn es regnet, nicht naß wird. In Bargylos ist ein Heiligthum der
Venus am Meere; dort steht eine Lampe ans einem Kandelaber, die im Freien
ins Meer hinaus leuchtet, und die weder der Wind auslöscht noch der Regen
trifft. Auch ein alter Tempel des Hercules. Dort hängt an einer Säule ein
rundes eisernes Gefäß, in welchen: eine Sibylle eingeschlossen sein soll. Dort
liegen auch Walfischrippen, wie viereckige Steine. In Magnesia am Sipylus sind
vier Säulen; zwischen diesen Säulen hängt eine eiserne Victoria, ohne irgend
eine Fessel in der Luft schwebend; und so oft auch Wind oder Regen kommt, er
bewegt sie nicht. In Ephesus ist ein Tempel der Diana, den eine Amazone erbaut
hat. Dort ist auch das Grabmal des Icarus, welcher schnarcht, als ob er schliefe,
von wunderbarer Größe aus Messing und Eisen. In Rhodos ist ein kolossales Bild
des Sol, ... hoch, auf einer Marmorsäule mit einem Viergespann; die Säule
aber hat hundert Ellen Höhe. Auf Cypern ist ein ehernes Bild des olympischen
Juppiter — das Gesicht aus Gold —, den Phidias gemacht hat, hundertfünfzig
Ellen hoch und sechzig Ellen breit. Dort (?) ist das Haus des Königs Cyrus,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675/511>, abgerufen am 03.07.2024.