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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.

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Sachkunde und Liebe gearbeitet, gut geschrieben und mit tadellosen Farbendrucken
und Holzschnitten illustrirt. Während aber dieses Unternehmen für die reifere
Jugend bestimmt ist, liegt uns in den köstlichen, über alles Lob erhabenen
Märchenbüchern von Eugen Klimsch (Frankfurt a. M., May Söhne) für
das kindlichere Alter eine Gabe vor, wie sie die deutsche Jugendschriften-Literatur
noch niemals aufzuweisen gehabt hat. Daß unsere Volksmärchen die beste poe¬
tische Speise für die Phantasie unserer Kleinen sind, eine tausendmal bessere als
alle ausgeklügelten moralischen Kindergeschichten, darüber braucht man wohl
nachgerade kein Wort mehr zu verlieren. Es hat denn auch schon seit Jahren
nicht an Versuchen gefehlt, in großen, farbig illustrirten Ausgaben die besten
unserer Volksmärchen den Bedürfnissen der Kinderwelt anzupassen. Wir er¬
innern nur an die bekannten Löweschen Märchenbücher und an die des Schrei-
berschen Verlags in Eßlingen. Weit, weit übertroffen aber werden diese
allesammt durch die vorliegende Sammlung, die bis jetzt aus 12 Heften be¬
steht, von denen jedes ein Märchen enthält. Hier hat zum ersten Male
ein wirklicher, echter Künstler seine Hand dazu geboten, jene Märchen zu illu-
striren. Und in wie geiht- und geschmackvoller Weise ist dies geschehen! Man
weiß in der That nicht, was man zumeist an diesen Bildern rühmen soll: die
anmuthige, lebens- und charaktervolle und - in Kinderbüchern ein unerhörtes
Wunder! -- durchaus korrekte Zeichnung, oder das mit den einfachsten Mitteln,
in ungebrochnen Farbentönen hergestellte, durch kräftige Kontraste wirksame und
doch dabei harmonisch gestimmte Kolorit, oder endlich den Reichthum und Ge¬
schmack in der Behandlung des Kostüms und Geräthes, in der die wohlthätigen
Einflüsse unseres neuerwachten kunstgewerblichen Interesses erfreulich hervor¬
treten. Kurz, Klimsch hat sich einen wahren Gotteslohn erworben, daß er es
nicht verschmäht hat, sein schönes Talent dem kleinen Volke dienstbar zu machen.
An einem glänzenden Erfolge kann es diesen Märchenbüchern nicht fehlen. Nur
eine Bitte noch an die Verlans andlung haben wir auf dem Herzen: in späteren
Abdrücken den Text -- es sind die Bechsteinschen Texte, die zu Grunde gelegt
sind -- auf dreimal so starkes Papier drucken zu lassen, und recht schön groß
und schwarz. Das vorliegende Material wird Kinderhänden nicht allzulange
Widerstand leisten.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. -- Druck von Hüthel K Herrmann in Leipzig.

Sachkunde und Liebe gearbeitet, gut geschrieben und mit tadellosen Farbendrucken
und Holzschnitten illustrirt. Während aber dieses Unternehmen für die reifere
Jugend bestimmt ist, liegt uns in den köstlichen, über alles Lob erhabenen
Märchenbüchern von Eugen Klimsch (Frankfurt a. M., May Söhne) für
das kindlichere Alter eine Gabe vor, wie sie die deutsche Jugendschriften-Literatur
noch niemals aufzuweisen gehabt hat. Daß unsere Volksmärchen die beste poe¬
tische Speise für die Phantasie unserer Kleinen sind, eine tausendmal bessere als
alle ausgeklügelten moralischen Kindergeschichten, darüber braucht man wohl
nachgerade kein Wort mehr zu verlieren. Es hat denn auch schon seit Jahren
nicht an Versuchen gefehlt, in großen, farbig illustrirten Ausgaben die besten
unserer Volksmärchen den Bedürfnissen der Kinderwelt anzupassen. Wir er¬
innern nur an die bekannten Löweschen Märchenbücher und an die des Schrei-
berschen Verlags in Eßlingen. Weit, weit übertroffen aber werden diese
allesammt durch die vorliegende Sammlung, die bis jetzt aus 12 Heften be¬
steht, von denen jedes ein Märchen enthält. Hier hat zum ersten Male
ein wirklicher, echter Künstler seine Hand dazu geboten, jene Märchen zu illu-
striren. Und in wie geiht- und geschmackvoller Weise ist dies geschehen! Man
weiß in der That nicht, was man zumeist an diesen Bildern rühmen soll: die
anmuthige, lebens- und charaktervolle und - in Kinderbüchern ein unerhörtes
Wunder! — durchaus korrekte Zeichnung, oder das mit den einfachsten Mitteln,
in ungebrochnen Farbentönen hergestellte, durch kräftige Kontraste wirksame und
doch dabei harmonisch gestimmte Kolorit, oder endlich den Reichthum und Ge¬
schmack in der Behandlung des Kostüms und Geräthes, in der die wohlthätigen
Einflüsse unseres neuerwachten kunstgewerblichen Interesses erfreulich hervor¬
treten. Kurz, Klimsch hat sich einen wahren Gotteslohn erworben, daß er es
nicht verschmäht hat, sein schönes Talent dem kleinen Volke dienstbar zu machen.
An einem glänzenden Erfolge kann es diesen Märchenbüchern nicht fehlen. Nur
eine Bitte noch an die Verlans andlung haben wir auf dem Herzen: in späteren
Abdrücken den Text — es sind die Bechsteinschen Texte, die zu Grunde gelegt
sind — auf dreimal so starkes Papier drucken zu lassen, und recht schön groß
und schwarz. Das vorliegende Material wird Kinderhänden nicht allzulange
Widerstand leisten.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig.
Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel K Herrmann in Leipzig.
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[0480] Sachkunde und Liebe gearbeitet, gut geschrieben und mit tadellosen Farbendrucken und Holzschnitten illustrirt. Während aber dieses Unternehmen für die reifere Jugend bestimmt ist, liegt uns in den köstlichen, über alles Lob erhabenen Märchenbüchern von Eugen Klimsch (Frankfurt a. M., May Söhne) für das kindlichere Alter eine Gabe vor, wie sie die deutsche Jugendschriften-Literatur noch niemals aufzuweisen gehabt hat. Daß unsere Volksmärchen die beste poe¬ tische Speise für die Phantasie unserer Kleinen sind, eine tausendmal bessere als alle ausgeklügelten moralischen Kindergeschichten, darüber braucht man wohl nachgerade kein Wort mehr zu verlieren. Es hat denn auch schon seit Jahren nicht an Versuchen gefehlt, in großen, farbig illustrirten Ausgaben die besten unserer Volksmärchen den Bedürfnissen der Kinderwelt anzupassen. Wir er¬ innern nur an die bekannten Löweschen Märchenbücher und an die des Schrei- berschen Verlags in Eßlingen. Weit, weit übertroffen aber werden diese allesammt durch die vorliegende Sammlung, die bis jetzt aus 12 Heften be¬ steht, von denen jedes ein Märchen enthält. Hier hat zum ersten Male ein wirklicher, echter Künstler seine Hand dazu geboten, jene Märchen zu illu- striren. Und in wie geiht- und geschmackvoller Weise ist dies geschehen! Man weiß in der That nicht, was man zumeist an diesen Bildern rühmen soll: die anmuthige, lebens- und charaktervolle und - in Kinderbüchern ein unerhörtes Wunder! — durchaus korrekte Zeichnung, oder das mit den einfachsten Mitteln, in ungebrochnen Farbentönen hergestellte, durch kräftige Kontraste wirksame und doch dabei harmonisch gestimmte Kolorit, oder endlich den Reichthum und Ge¬ schmack in der Behandlung des Kostüms und Geräthes, in der die wohlthätigen Einflüsse unseres neuerwachten kunstgewerblichen Interesses erfreulich hervor¬ treten. Kurz, Klimsch hat sich einen wahren Gotteslohn erworben, daß er es nicht verschmäht hat, sein schönes Talent dem kleinen Volke dienstbar zu machen. An einem glänzenden Erfolge kann es diesen Märchenbüchern nicht fehlen. Nur eine Bitte noch an die Verlans andlung haben wir auf dem Herzen: in späteren Abdrücken den Text — es sind die Bechsteinschen Texte, die zu Grunde gelegt sind — auf dreimal so starkes Papier drucken zu lassen, und recht schön groß und schwarz. Das vorliegende Material wird Kinderhänden nicht allzulange Widerstand leisten. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunvw in Leipzig. Verlag von F. L, Herbig in Leipzig. — Druck von Hüthel K Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675/480>, abgerufen am 23.07.2024.