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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal.

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Republikaner siegten mehr oder weniger glänzend in den Staaten Maine,
Massachusetts, Pennsylvanien, Wisconsin, Nebraska, Minnesota, Connecticut,
Iowa, Ohio und New-Dort, in New-Jersey gewannen sie die Mehrzahl der
Vertreterin der dortigen Gesetzgebung, in Maryland verringerten sie die Stimmen¬
zahl der Demokraten, und nur in dem südlichen Staate Mississippi blieben die
letzteren in ihrer alten Stärke. Es zeigte sich deutlich, daß, mit Ausnahme
von Maryland und Mississippi, in jedem Staate, wo größere Wahlen statt¬
fanden, das Volk der Papiergeld-Politik und der Partikularistischen Staatenrechts¬
lehre der Demokraten abgeneigt war.

Von ganz besonderer Bedeutung sind die Wahlen von Ohio und New-Iork.
Schon lange, bevor die Zeit der Wahl in Ohio herangekommen war, schwebte
in der ganzen Union die Frage, wie es dort mit der Machtstellung der einzelnen
Parteien stehe, auf Aller Lippen; die Politiker und die Tagesblätter beschäf¬
tigten sich mit derselben in Nord und Süd, in Ost und West aufs leb¬
hafteste. Zwar sind der Staat Ohio und seine Wahlen schon seit mehreren
Jahren in der gesammten Union als äußerst wichtig anerkannt worden, allein
zwei Umstände trugen diesmal wesentlich dazu bei, die Blicke des amerikanischen
Volkes nach Ohio zu lenken. Erstens zog dieser Staat gerade in diesem Jahre
die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, weil es der Staat des Präsidenten
Hayes ist, und weil zwei hervorragende Präsidentschaftskandidaten der entgegen¬
gesetzten Parteien, der republikanische Finanzminister John Shermän und der
demokratische Bundessenator Thurnau, zu seinen Bürgern zählen. Auch handelte
es sich um die interessante Frage, wieder republikanische Gouverneuramts-Kandidat
Foster, ein intimer Freund der Hayes-Administration, der von der Grant-Clique
und den radikalen Republikanern oder "Bourbonen" so angefeindet wurde, daß
man fürchtete, diese würden seine Niederlage nicht ungern sehen, seinem demo¬
kratischen Gegner, dem Papiergeld-Mann General Ewing, gegenüber fahren würde.
Es handelte sich ferner darum, ob Shermcms Anstrengungen in der Wahl¬
kampagne von mehr oder weniger Erfolg begleitet sein würden, oder ob der
Staat den Demokraten erhalten bleiben und damit der Bundessenator Thurnau
der bestimmte Bannerträger dieser Partei im nächsten Jahre sein würde. Zweitens
ist Ohio seit Jahren, was seine politische Parteistellung betrifft, ein unsicherer
Staat gewesen, der heute für, morgen gegen die Republikaner stimmte, je nach¬
dem ihm die Kandidaten gefielen. Da es sich aber diesmal um einen Ausschlag
in zwei wichtigen, die ganze Nation betreffenden Fragen handelte, nämlich um
die Herrschaft des Südens, der die nationale Autorität zu erschüttern suchte,
und um die Finanzfrage, und da der demokratische Gouverneuramts-Kandidat
Ewing, so weit dessen Persönlichkeit ins Spiel kam, ein Mann war, der die
volle Sympathie des Volkes besaß, so mußte die Entscheidung der diesjährigen


Republikaner siegten mehr oder weniger glänzend in den Staaten Maine,
Massachusetts, Pennsylvanien, Wisconsin, Nebraska, Minnesota, Connecticut,
Iowa, Ohio und New-Dort, in New-Jersey gewannen sie die Mehrzahl der
Vertreterin der dortigen Gesetzgebung, in Maryland verringerten sie die Stimmen¬
zahl der Demokraten, und nur in dem südlichen Staate Mississippi blieben die
letzteren in ihrer alten Stärke. Es zeigte sich deutlich, daß, mit Ausnahme
von Maryland und Mississippi, in jedem Staate, wo größere Wahlen statt¬
fanden, das Volk der Papiergeld-Politik und der Partikularistischen Staatenrechts¬
lehre der Demokraten abgeneigt war.

Von ganz besonderer Bedeutung sind die Wahlen von Ohio und New-Iork.
Schon lange, bevor die Zeit der Wahl in Ohio herangekommen war, schwebte
in der ganzen Union die Frage, wie es dort mit der Machtstellung der einzelnen
Parteien stehe, auf Aller Lippen; die Politiker und die Tagesblätter beschäf¬
tigten sich mit derselben in Nord und Süd, in Ost und West aufs leb¬
hafteste. Zwar sind der Staat Ohio und seine Wahlen schon seit mehreren
Jahren in der gesammten Union als äußerst wichtig anerkannt worden, allein
zwei Umstände trugen diesmal wesentlich dazu bei, die Blicke des amerikanischen
Volkes nach Ohio zu lenken. Erstens zog dieser Staat gerade in diesem Jahre
die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, weil es der Staat des Präsidenten
Hayes ist, und weil zwei hervorragende Präsidentschaftskandidaten der entgegen¬
gesetzten Parteien, der republikanische Finanzminister John Shermän und der
demokratische Bundessenator Thurnau, zu seinen Bürgern zählen. Auch handelte
es sich um die interessante Frage, wieder republikanische Gouverneuramts-Kandidat
Foster, ein intimer Freund der Hayes-Administration, der von der Grant-Clique
und den radikalen Republikanern oder „Bourbonen" so angefeindet wurde, daß
man fürchtete, diese würden seine Niederlage nicht ungern sehen, seinem demo¬
kratischen Gegner, dem Papiergeld-Mann General Ewing, gegenüber fahren würde.
Es handelte sich ferner darum, ob Shermcms Anstrengungen in der Wahl¬
kampagne von mehr oder weniger Erfolg begleitet sein würden, oder ob der
Staat den Demokraten erhalten bleiben und damit der Bundessenator Thurnau
der bestimmte Bannerträger dieser Partei im nächsten Jahre sein würde. Zweitens
ist Ohio seit Jahren, was seine politische Parteistellung betrifft, ein unsicherer
Staat gewesen, der heute für, morgen gegen die Republikaner stimmte, je nach¬
dem ihm die Kandidaten gefielen. Da es sich aber diesmal um einen Ausschlag
in zwei wichtigen, die ganze Nation betreffenden Fragen handelte, nämlich um
die Herrschaft des Südens, der die nationale Autorität zu erschüttern suchte,
und um die Finanzfrage, und da der demokratische Gouverneuramts-Kandidat
Ewing, so weit dessen Persönlichkeit ins Spiel kam, ein Mann war, der die
volle Sympathie des Volkes besaß, so mußte die Entscheidung der diesjährigen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157675/468>, abgerufen am 28.09.2024.