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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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erste"), zunächst der Hinterseite der Sixtina angebrachte Gemälde, das zu den
vorzüglichsten zählt und dem Luca Signorelli zugeschrieben wird, zeigt uns
Moses auf seiner Reise nach Aegypten in Begleitung seines Sohnes und seiner
Frau Zippora. Ein Engel tritt ihm mit gezücktem Schwerte entgegen, ergreift
ihn oben am Kleide und will ihn todten. Auf dem zweiten Gemälde, von der
Hand des Sandro Botticelli, sehen wir Moses den Aegypter tödtend. Leider
ist hier der Kopf des Moses nicht sichtbar, er wird durch Bretter verdeckt, die
an dieser Stelle für den Thronhimmel des Papstes angebracht sind. Moses
wird aber auch aus diesem Bilde noch dargestellt, wie er die Hirten vertreibt,
welche die Töchter Jethro's hindern wollen, ihre Heerden zu trauten, ferner, wie
er selbst die Schafe der Töchter aus einem Brunnen tränkt, endlich, wie er mit
einem Stäbe in der Hand, von mehreren Personen begleitet, dahinzieht, wahr¬
scheinlich auf der Wanderung von Midjan nach Aegypten. Im Hintergrunde
rechts erscheint er nochmals, wie er sich den Schuh auszieht, und dann, wie er
vor Gott im feuerigen Busche kniet. Das dritte Bild, von Cosimo Roselli gemalt,
lenkt unsern Blick auf Pharao's Untergang im rothen Meere und am linken
Ufer auf Moses mit dein Heere der Jsraeliten. Das vierte, von demselben
Meister, stellt alle Momente der Gesetzgebung auf Sinai dar. Moses empfängt
knieend die Gesetzestafeln von Gott, dann zerbricht er sie beim Anblick der Ver¬
ehrung des goldenen Kalbes, endlich zeigt er die neuen Gesetzestafeln dem ver¬
sammelten Volke. Auf dem fünften Bilde, wiederum von Sandro Botticelli's
Hand, ist die Bestrafung der Rotte Kornes's, Dathan's und Abiram's, die Aron
das Priesterthum streitig gemacht, und die der beiden Söhne Aron's, welche
fremdes Feuer auf den Gottesaltar gebracht, dargestellt. Hier erblickt man
Moses vor dein Altar stehend, das Haupt zum Himmel gerichtet und mit der
Rechten seinen Stab erhebend. Im Vordergründe rechts erscheint er wieder
von den Aufrührern mit Steinen bedroht und links mit emporgehobener Hand,
während die Erde sich öffnet und Kvrah und feine Rotte verschlingt. Das
sechste und letzte Bild, das ebenfalls für eine Schöpfung Signorelli's gilt,
führt uns Moses vor, wie er den versammelte" Kindern Israel den Lob¬
gesang vorliest, den er vor seinem Tode gedichtet hat, und worin er Himmel
und Erde zu Zeugen seiner Mahnungen an das Volk aufruft. Außerdem ist
hier noch dargestellt, wie Moses seinem Nachfolger, dem vor ihm knieenden Josua,



*) Die Reihenfolge dieser Bilder begann früher mit der "Findung Mosis" von der
Hand Pietro Perugino's; dieses Bild wurde aber mit zwei anderen desselben Meisters, mit
dem der "Geburt Christi", das zu der Reihenfolge der Bilder auf der rechtseitigen Wand
gehörte, und dem der "Aufnahme der heiligen Jungfrau und Papst Sixtus IV. dieselbe ver¬
ehrend", herabgeschlagcn, um Michel Angelo zur Ausführung seines "Jüngsten Gerichts" Raum
zu verschaffen.

erste"), zunächst der Hinterseite der Sixtina angebrachte Gemälde, das zu den
vorzüglichsten zählt und dem Luca Signorelli zugeschrieben wird, zeigt uns
Moses auf seiner Reise nach Aegypten in Begleitung seines Sohnes und seiner
Frau Zippora. Ein Engel tritt ihm mit gezücktem Schwerte entgegen, ergreift
ihn oben am Kleide und will ihn todten. Auf dem zweiten Gemälde, von der
Hand des Sandro Botticelli, sehen wir Moses den Aegypter tödtend. Leider
ist hier der Kopf des Moses nicht sichtbar, er wird durch Bretter verdeckt, die
an dieser Stelle für den Thronhimmel des Papstes angebracht sind. Moses
wird aber auch aus diesem Bilde noch dargestellt, wie er die Hirten vertreibt,
welche die Töchter Jethro's hindern wollen, ihre Heerden zu trauten, ferner, wie
er selbst die Schafe der Töchter aus einem Brunnen tränkt, endlich, wie er mit
einem Stäbe in der Hand, von mehreren Personen begleitet, dahinzieht, wahr¬
scheinlich auf der Wanderung von Midjan nach Aegypten. Im Hintergrunde
rechts erscheint er nochmals, wie er sich den Schuh auszieht, und dann, wie er
vor Gott im feuerigen Busche kniet. Das dritte Bild, von Cosimo Roselli gemalt,
lenkt unsern Blick auf Pharao's Untergang im rothen Meere und am linken
Ufer auf Moses mit dein Heere der Jsraeliten. Das vierte, von demselben
Meister, stellt alle Momente der Gesetzgebung auf Sinai dar. Moses empfängt
knieend die Gesetzestafeln von Gott, dann zerbricht er sie beim Anblick der Ver¬
ehrung des goldenen Kalbes, endlich zeigt er die neuen Gesetzestafeln dem ver¬
sammelten Volke. Auf dem fünften Bilde, wiederum von Sandro Botticelli's
Hand, ist die Bestrafung der Rotte Kornes's, Dathan's und Abiram's, die Aron
das Priesterthum streitig gemacht, und die der beiden Söhne Aron's, welche
fremdes Feuer auf den Gottesaltar gebracht, dargestellt. Hier erblickt man
Moses vor dein Altar stehend, das Haupt zum Himmel gerichtet und mit der
Rechten seinen Stab erhebend. Im Vordergründe rechts erscheint er wieder
von den Aufrührern mit Steinen bedroht und links mit emporgehobener Hand,
während die Erde sich öffnet und Kvrah und feine Rotte verschlingt. Das
sechste und letzte Bild, das ebenfalls für eine Schöpfung Signorelli's gilt,
führt uns Moses vor, wie er den versammelte» Kindern Israel den Lob¬
gesang vorliest, den er vor seinem Tode gedichtet hat, und worin er Himmel
und Erde zu Zeugen seiner Mahnungen an das Volk aufruft. Außerdem ist
hier noch dargestellt, wie Moses seinem Nachfolger, dem vor ihm knieenden Josua,



*) Die Reihenfolge dieser Bilder begann früher mit der „Findung Mosis" von der
Hand Pietro Perugino's; dieses Bild wurde aber mit zwei anderen desselben Meisters, mit
dem der „Geburt Christi", das zu der Reihenfolge der Bilder auf der rechtseitigen Wand
gehörte, und dem der „Aufnahme der heiligen Jungfrau und Papst Sixtus IV. dieselbe ver¬
ehrend", herabgeschlagcn, um Michel Angelo zur Ausführung seines „Jüngsten Gerichts" Raum
zu verschaffen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/83>, abgerufen am 27.11.2024.