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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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auf Crangen, links an die stattlichen Forsten des Fürsten Karl Anton v. Hohen-
zollern grenzt.

Ein Stück von hier theilt sich die Chaussee in zwei Arme, von denen der
rechte nach Pollnow, der linke zunächst nach dem Dorfe Wussow, dann nach
Rummelsburg führt. Der Schwager schlägt mit seinen Pferden die letztere
Richtung ein. Bei Wussow, einem ziemlich ansehnlichen Orte mit Kirche und
Postamt, verlassen wir die große Straße und biegen links in einen sandigen
Fahrweg ein, auf dem wir zwischen zum Theil alten und schonen Bäumen
noch drei Kilometer weiter fahren. Zu beiden Seiten strecken sich, zur Linken
etwas ansteigend, Felder, Wiesen und Triften hin. Zuletzt erscheint wieder
ein Stück rother Buchenwald, der die Lehne einer flachen Bodensenkung bedeckt,
in welche wir zwischen den prächtigen grauen Stämmen hinabfahren. Der
Postillon läßt sein Hörnchen erschallen. Der Wald öffnet sich. Links liegt ein
Garten mit Obstbäumen, rechts Ackerfeld. Der Wagen wendet sich nach jener
Seite. Noch ein paar hundert Schritte auf gepflasterten Wege, und wir sind
mitten in dem Komplex von Gebäuden, welche den Haupthof der Herr¬
schaft Varzin bilden. Rechts haben wir die Häuser vor uns, welche der
Fürst mit seiner Familie, seinen Gästen und seiner Dienerschaft bewohnt, zur
Linken einen Garten, der vorn parkartig angelegt ist, und in dem eine große
Wagenremise mit einem Uhrthürmchen, die Wohnung des Oberförsters und
einige andere kleine Gebäude stehen. Weiterhin auf derselben Seite und tiefer
unten an der sich senkenden Straße folgt das nach letzterer hin offne Viereck
der Ställe und Scheunen des Gutes.

Auch das Hauptgebäude zur Rechten bildet mit seinen beiden Flügeln ein
solches Viereck. Dasselbe öffnet sich nach Norden und schließt einen mit Sand
bestreuten Hof ein. Es ist vor ungefähr zweihundert Jahren erbaut. Im
Hintergrunde haben wir ein mäßig großes einstöckiges Haus vor uns, das im
Erdgeschoß zu beiden Seiten der Thür drei und im ersten Stockwerk sechs
Fenster hat. Vor der gelblich braunen Thür befindet sich eine kleine steinerne
Plattform, zu welcher Stufen hinaufführen, und welche ein Geländer mit Bänken
umgibt, über denen sich ein vorn von Hellebarden getragenes, in den Bismarck'-
schen Wappenfarben, also blau und weiß, gestreiftes Zeltdach von Eisenblech
ausspannt. Vor den Stufen stehen rechts und links Laternen, hinter welchen
Blumenvasen von Eisen aufgestellt sind. Aus dem Ziegeldache des Hauses
tritt in der Mitte ein Giebelstück hervor, in welchem man das Wappen der
Familie Blumenthal gewahrt, welche die Herrschaft unmittelbar vor dem
Fürsten besaß. Der Schild zeigt einen Weinstock an einem Pfahl und über
dem geschlossenen Helme eine Jungfrau, die in der erhobenen Rechten einen
Ring, in der Linken etwas Kugelartiges hält. Die Wände des Ganzen sind


auf Crangen, links an die stattlichen Forsten des Fürsten Karl Anton v. Hohen-
zollern grenzt.

Ein Stück von hier theilt sich die Chaussee in zwei Arme, von denen der
rechte nach Pollnow, der linke zunächst nach dem Dorfe Wussow, dann nach
Rummelsburg führt. Der Schwager schlägt mit seinen Pferden die letztere
Richtung ein. Bei Wussow, einem ziemlich ansehnlichen Orte mit Kirche und
Postamt, verlassen wir die große Straße und biegen links in einen sandigen
Fahrweg ein, auf dem wir zwischen zum Theil alten und schonen Bäumen
noch drei Kilometer weiter fahren. Zu beiden Seiten strecken sich, zur Linken
etwas ansteigend, Felder, Wiesen und Triften hin. Zuletzt erscheint wieder
ein Stück rother Buchenwald, der die Lehne einer flachen Bodensenkung bedeckt,
in welche wir zwischen den prächtigen grauen Stämmen hinabfahren. Der
Postillon läßt sein Hörnchen erschallen. Der Wald öffnet sich. Links liegt ein
Garten mit Obstbäumen, rechts Ackerfeld. Der Wagen wendet sich nach jener
Seite. Noch ein paar hundert Schritte auf gepflasterten Wege, und wir sind
mitten in dem Komplex von Gebäuden, welche den Haupthof der Herr¬
schaft Varzin bilden. Rechts haben wir die Häuser vor uns, welche der
Fürst mit seiner Familie, seinen Gästen und seiner Dienerschaft bewohnt, zur
Linken einen Garten, der vorn parkartig angelegt ist, und in dem eine große
Wagenremise mit einem Uhrthürmchen, die Wohnung des Oberförsters und
einige andere kleine Gebäude stehen. Weiterhin auf derselben Seite und tiefer
unten an der sich senkenden Straße folgt das nach letzterer hin offne Viereck
der Ställe und Scheunen des Gutes.

Auch das Hauptgebäude zur Rechten bildet mit seinen beiden Flügeln ein
solches Viereck. Dasselbe öffnet sich nach Norden und schließt einen mit Sand
bestreuten Hof ein. Es ist vor ungefähr zweihundert Jahren erbaut. Im
Hintergrunde haben wir ein mäßig großes einstöckiges Haus vor uns, das im
Erdgeschoß zu beiden Seiten der Thür drei und im ersten Stockwerk sechs
Fenster hat. Vor der gelblich braunen Thür befindet sich eine kleine steinerne
Plattform, zu welcher Stufen hinaufführen, und welche ein Geländer mit Bänken
umgibt, über denen sich ein vorn von Hellebarden getragenes, in den Bismarck'-
schen Wappenfarben, also blau und weiß, gestreiftes Zeltdach von Eisenblech
ausspannt. Vor den Stufen stehen rechts und links Laternen, hinter welchen
Blumenvasen von Eisen aufgestellt sind. Aus dem Ziegeldache des Hauses
tritt in der Mitte ein Giebelstück hervor, in welchem man das Wappen der
Familie Blumenthal gewahrt, welche die Herrschaft unmittelbar vor dem
Fürsten besaß. Der Schild zeigt einen Weinstock an einem Pfahl und über
dem geschlossenen Helme eine Jungfrau, die in der erhobenen Rechten einen
Ring, in der Linken etwas Kugelartiges hält. Die Wände des Ganzen sind


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[0496] auf Crangen, links an die stattlichen Forsten des Fürsten Karl Anton v. Hohen- zollern grenzt. Ein Stück von hier theilt sich die Chaussee in zwei Arme, von denen der rechte nach Pollnow, der linke zunächst nach dem Dorfe Wussow, dann nach Rummelsburg führt. Der Schwager schlägt mit seinen Pferden die letztere Richtung ein. Bei Wussow, einem ziemlich ansehnlichen Orte mit Kirche und Postamt, verlassen wir die große Straße und biegen links in einen sandigen Fahrweg ein, auf dem wir zwischen zum Theil alten und schonen Bäumen noch drei Kilometer weiter fahren. Zu beiden Seiten strecken sich, zur Linken etwas ansteigend, Felder, Wiesen und Triften hin. Zuletzt erscheint wieder ein Stück rother Buchenwald, der die Lehne einer flachen Bodensenkung bedeckt, in welche wir zwischen den prächtigen grauen Stämmen hinabfahren. Der Postillon läßt sein Hörnchen erschallen. Der Wald öffnet sich. Links liegt ein Garten mit Obstbäumen, rechts Ackerfeld. Der Wagen wendet sich nach jener Seite. Noch ein paar hundert Schritte auf gepflasterten Wege, und wir sind mitten in dem Komplex von Gebäuden, welche den Haupthof der Herr¬ schaft Varzin bilden. Rechts haben wir die Häuser vor uns, welche der Fürst mit seiner Familie, seinen Gästen und seiner Dienerschaft bewohnt, zur Linken einen Garten, der vorn parkartig angelegt ist, und in dem eine große Wagenremise mit einem Uhrthürmchen, die Wohnung des Oberförsters und einige andere kleine Gebäude stehen. Weiterhin auf derselben Seite und tiefer unten an der sich senkenden Straße folgt das nach letzterer hin offne Viereck der Ställe und Scheunen des Gutes. Auch das Hauptgebäude zur Rechten bildet mit seinen beiden Flügeln ein solches Viereck. Dasselbe öffnet sich nach Norden und schließt einen mit Sand bestreuten Hof ein. Es ist vor ungefähr zweihundert Jahren erbaut. Im Hintergrunde haben wir ein mäßig großes einstöckiges Haus vor uns, das im Erdgeschoß zu beiden Seiten der Thür drei und im ersten Stockwerk sechs Fenster hat. Vor der gelblich braunen Thür befindet sich eine kleine steinerne Plattform, zu welcher Stufen hinaufführen, und welche ein Geländer mit Bänken umgibt, über denen sich ein vorn von Hellebarden getragenes, in den Bismarck'- schen Wappenfarben, also blau und weiß, gestreiftes Zeltdach von Eisenblech ausspannt. Vor den Stufen stehen rechts und links Laternen, hinter welchen Blumenvasen von Eisen aufgestellt sind. Aus dem Ziegeldache des Hauses tritt in der Mitte ein Giebelstück hervor, in welchem man das Wappen der Familie Blumenthal gewahrt, welche die Herrschaft unmittelbar vor dem Fürsten besaß. Der Schild zeigt einen Weinstock an einem Pfahl und über dem geschlossenen Helme eine Jungfrau, die in der erhobenen Rechten einen Ring, in der Linken etwas Kugelartiges hält. Die Wände des Ganzen sind

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/496>, abgerufen am 27.11.2024.