Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.schuldig geblieben ist. Wer die muntre, geiht- und witzsprühende Französin Sein ebenfalls naturalisirter Landsmann Alma-Tcidema, ein Holländer Auch eine ^roat g,ttrÄvtimi besitzt unsere Ausstellung in dem freilich schon schuldig geblieben ist. Wer die muntre, geiht- und witzsprühende Französin Sein ebenfalls naturalisirter Landsmann Alma-Tcidema, ein Holländer Auch eine ^roat g,ttrÄvtimi besitzt unsere Ausstellung in dem freilich schon <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0468" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142965"/> <p xml:id="ID_1381" prev="#ID_1380"> schuldig geblieben ist. Wer die muntre, geiht- und witzsprühende Französin<lb/> einmal als Niniche gesehen hat, wird diesen Kopf mit seinem stumpfen, fast<lb/> blöden Gesichtsausdruck kaum als ihr zugehörig rekognosciren. Ungleich freier,<lb/> lebendiger und geistvoller charakterifirt ist das höchst delikat modellirte und<lb/> abgetönte Brustbild einer belgischen Sängerin von Portaels in Brüssel, und<lb/> Esprit und Noblesse sind auch die vornehmsten Eigenschaften eines lebens¬<lb/> großen Damenporträts in ganzer Figur von Charles Hermans, dessen<lb/> malerische Finessen durch die Reizlosigkeit der dargestellten Person leider beein¬<lb/> trächtigt werden. Hubert Herkomer in London, der zum vollständigen<lb/> Englishman gewordene Baier, hat uns mit einem sehr energisch gemalten,<lb/> lebensvollen Bilde des xostg. 1g.nrvg,tus Alfred Tennyson erfreut.</p><lb/> <p xml:id="ID_1382"> Sein ebenfalls naturalisirter Landsmann Alma-Tcidema, ein Holländer<lb/> von Geburt, der seit 1872 noch niemals eine Berliner Ausstellung versäumt<lb/> hat, ist mit zwei kleinen antiken Genrebildern vertreten, von denen das eine<lb/> „Ein herzliches Willkommen", eine Besuchsszene in dem Garten eines vornehmen<lb/> Römerhauses, das Fiasko, welches sein Schöpfer auf den letzten beiden Aus¬<lb/> stellungen erlebt hat, wieder ausgleicht. Mit köstlicher Feinheit sind die kaum<lb/> spannenlangen Figürchen in klaren, harmonischen Farbentönen durchgeführt<lb/> und mit höchster Virtuosität das Spiel der Lichter in verschiedenen Abstufungen<lb/> wiedergegeben. Dagegen leidet das andere Bild, ein Fest vor dem Tempel der<lb/> Ceres, wiederUrN an gröblicher Verstößen gegen die Perspektive, die eine<lb/> Folge der, der modernen Realistenschule eigenthümlichen, souveränen Verachtung<lb/> aller mildernden, dampfenden und abstufenden Lufttöne sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1383" next="#ID_1384"> Auch eine ^roat g,ttrÄvtimi besitzt unsere Ausstellung in dem freilich schon<lb/> genugsam durch die Welt herumgeführten „Sensationsbild" des Polen Siemi-<lb/> radzki „Die lebenden Fackeln des Nero". Wir haben dieses Bild, das, abge¬<lb/> sehen von der physischen Ausdauer seines Schöpfers, nur noch das Verdienst<lb/> hat, eine Sammlung fleißiger Aktstudien zur Schau zu stellen, schon im vorigen<lb/> Jahre ausführlich in den „Grenzboten" besprochen, als es auf der Pariser<lb/> Weltausstellung zu sehen war. Ebenso hat Menzel's Ballsouper, welches<lb/> jetzt zum ersten Male in Berlin öffentlich ausgestellt ist, mit seiner ganzen,<lb/> höchst respektablen Summe von Vorzügen in diesen Blättern im Anfang dieses<lb/> Jahres eine eingehende Würdigung erfahren, womit wir freilich einen der besten<lb/> Trümpfe der diesjährigen Ausstellung vor den Lesern schon im voraus aus¬<lb/> gespielt haben. Auch das köstliche Genrebild von Kraus, der alte Trödler,<lb/> der sein Enkelkind in die Geheimnisse des höheren Kleiderhandels einweiht,<lb/> hier „Salomonische Weisheit" genannt, ist schon gelegentlich der Pariser Welt¬<lb/> ausstellung besprochen worden. Man sieht, wie sich das Ausstellungsfieber</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0468]
schuldig geblieben ist. Wer die muntre, geiht- und witzsprühende Französin
einmal als Niniche gesehen hat, wird diesen Kopf mit seinem stumpfen, fast
blöden Gesichtsausdruck kaum als ihr zugehörig rekognosciren. Ungleich freier,
lebendiger und geistvoller charakterifirt ist das höchst delikat modellirte und
abgetönte Brustbild einer belgischen Sängerin von Portaels in Brüssel, und
Esprit und Noblesse sind auch die vornehmsten Eigenschaften eines lebens¬
großen Damenporträts in ganzer Figur von Charles Hermans, dessen
malerische Finessen durch die Reizlosigkeit der dargestellten Person leider beein¬
trächtigt werden. Hubert Herkomer in London, der zum vollständigen
Englishman gewordene Baier, hat uns mit einem sehr energisch gemalten,
lebensvollen Bilde des xostg. 1g.nrvg,tus Alfred Tennyson erfreut.
Sein ebenfalls naturalisirter Landsmann Alma-Tcidema, ein Holländer
von Geburt, der seit 1872 noch niemals eine Berliner Ausstellung versäumt
hat, ist mit zwei kleinen antiken Genrebildern vertreten, von denen das eine
„Ein herzliches Willkommen", eine Besuchsszene in dem Garten eines vornehmen
Römerhauses, das Fiasko, welches sein Schöpfer auf den letzten beiden Aus¬
stellungen erlebt hat, wieder ausgleicht. Mit köstlicher Feinheit sind die kaum
spannenlangen Figürchen in klaren, harmonischen Farbentönen durchgeführt
und mit höchster Virtuosität das Spiel der Lichter in verschiedenen Abstufungen
wiedergegeben. Dagegen leidet das andere Bild, ein Fest vor dem Tempel der
Ceres, wiederUrN an gröblicher Verstößen gegen die Perspektive, die eine
Folge der, der modernen Realistenschule eigenthümlichen, souveränen Verachtung
aller mildernden, dampfenden und abstufenden Lufttöne sind.
Auch eine ^roat g,ttrÄvtimi besitzt unsere Ausstellung in dem freilich schon
genugsam durch die Welt herumgeführten „Sensationsbild" des Polen Siemi-
radzki „Die lebenden Fackeln des Nero". Wir haben dieses Bild, das, abge¬
sehen von der physischen Ausdauer seines Schöpfers, nur noch das Verdienst
hat, eine Sammlung fleißiger Aktstudien zur Schau zu stellen, schon im vorigen
Jahre ausführlich in den „Grenzboten" besprochen, als es auf der Pariser
Weltausstellung zu sehen war. Ebenso hat Menzel's Ballsouper, welches
jetzt zum ersten Male in Berlin öffentlich ausgestellt ist, mit seiner ganzen,
höchst respektablen Summe von Vorzügen in diesen Blättern im Anfang dieses
Jahres eine eingehende Würdigung erfahren, womit wir freilich einen der besten
Trümpfe der diesjährigen Ausstellung vor den Lesern schon im voraus aus¬
gespielt haben. Auch das köstliche Genrebild von Kraus, der alte Trödler,
der sein Enkelkind in die Geheimnisse des höheren Kleiderhandels einweiht,
hier „Salomonische Weisheit" genannt, ist schon gelegentlich der Pariser Welt¬
ausstellung besprochen worden. Man sieht, wie sich das Ausstellungsfieber
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