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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Der Werth dieser Noten würde sich stets nach dem Marktwerth des Silber¬
bullions (d. i. Silberbarren) richten, so daß Niemand etwas gewinnen könnte,
wenn er Risiko und Kosten des Sammelns, Münzers, Trauspvrtirens und
Mitschleppens des schweren Metalls anstatt der bequemen Papiernoten über¬
nähme. Es ist also klar, daß durch den besagten Gesetzesvorschlag die Silber¬
zirkulation nicht vermehrt würde; seine einzige Wirkung wäre die, daß die
Vereinigten Staaten alles ihnen angebotene Silber kaufen müßten; sie
gäben ihre Noten dafür, und diese Noten allein kämen in Umlauf. Zweitens
würde die zum Gesetz erhobene Warner-Bill fast alle andere Münze eben¬
falls von der Zirkulation abhalten, ebenso alle nicht in Silber einlösbaren
Noten, denn die Menge der Noten wäre unbegrenzt, und sie wären gesetzliches
Zahlmittel für Alles. Das Gold ginge aus dem Laude, diejenigen Schatzamts¬
noten, die jetzt in Gold zahlbar sind, würden in Silber zahlbar werden und
deshalb auf den Silberwerth herabsinken. In kurzer Zeit würde die Unions¬
regierung gezwungen sein, ihre Schulden, selbst die Zinsen der Goldbonds, in
solchen Silbernoten zu bezahlen, denn sie erhielte von den Bürgern in Bezah¬
lung der Zölle und Steuern auch nichts Anderes. Und gerade im Verhältniß
zu der Entwerthung dieser Noten müßten auch die Bundesschuldscheine sinken,
sie würden also bis zu einem gewissen Grade repndiirt. Endlich geht der
Hauptzweck der Warner-Bill dahin, den Werth der ganzen Papiergeld-Zirku¬
lation von den Operationen einiger Bullionmakler und Silberminenbesitzer im
Markte abhängig zu machen. Diese Leute würden den Preis des Silbers kon-
troliren, Tag für Tag, und diesen dann in die Höhe treiben, wenn immer sie
große Quantitäten davon an die Bundesregierung abzuliefern hätten. Eine
solche Bill eine "Silberbill" zu nennen ist Betrug und Spekulation auf Unver¬
stand und Unwissenheit; sie ist eine Maßregel der Repudiation, die nur den
Papiergeldschwindlern und den Besitzern von reichen Silberminen zu gute
kommt. Diese Sorte von Leuten aber ist gegenwärtig bemüht, die unwissende
Masse des amerikanischen Volks gegen die Hartgeldpolitik aufzuhetzen. Tausende
von Pamphleten und Flugschriften unter dem Titel: Nsar lor Noir und Hot
Drops werden nach allen Richtungen hin verkauft oder verschenkt, um die
leichtbethörte Volksmenge für die unendliche Vermehrung des Papiergeldes > zu
gewinnen. Unter diesen Umstünden ist die kürzlich erfolgte Bildung eines
"Vereins für ehrliches Geld" si-Ionost Uono/ Ds^no) mit Freuden zu be¬
grüßen. Dieser Verein hat sich seinerseits die Aufgabe gestellt, durch Verthei-
lung populär gehaltener und billiger Volksschriften über Finanz- und wirth-
schaftliche Fragen das Volk aufzuklären. So gehen denn gegenwärtig die
Wogen des Kampfes in der Finanzfrage in den Vereinigten Staaten sehr hoch;
die Partei der Republikaner ist, wie gesagt, in geschlossenen Reihen für ehr-


Der Werth dieser Noten würde sich stets nach dem Marktwerth des Silber¬
bullions (d. i. Silberbarren) richten, so daß Niemand etwas gewinnen könnte,
wenn er Risiko und Kosten des Sammelns, Münzers, Trauspvrtirens und
Mitschleppens des schweren Metalls anstatt der bequemen Papiernoten über¬
nähme. Es ist also klar, daß durch den besagten Gesetzesvorschlag die Silber¬
zirkulation nicht vermehrt würde; seine einzige Wirkung wäre die, daß die
Vereinigten Staaten alles ihnen angebotene Silber kaufen müßten; sie
gäben ihre Noten dafür, und diese Noten allein kämen in Umlauf. Zweitens
würde die zum Gesetz erhobene Warner-Bill fast alle andere Münze eben¬
falls von der Zirkulation abhalten, ebenso alle nicht in Silber einlösbaren
Noten, denn die Menge der Noten wäre unbegrenzt, und sie wären gesetzliches
Zahlmittel für Alles. Das Gold ginge aus dem Laude, diejenigen Schatzamts¬
noten, die jetzt in Gold zahlbar sind, würden in Silber zahlbar werden und
deshalb auf den Silberwerth herabsinken. In kurzer Zeit würde die Unions¬
regierung gezwungen sein, ihre Schulden, selbst die Zinsen der Goldbonds, in
solchen Silbernoten zu bezahlen, denn sie erhielte von den Bürgern in Bezah¬
lung der Zölle und Steuern auch nichts Anderes. Und gerade im Verhältniß
zu der Entwerthung dieser Noten müßten auch die Bundesschuldscheine sinken,
sie würden also bis zu einem gewissen Grade repndiirt. Endlich geht der
Hauptzweck der Warner-Bill dahin, den Werth der ganzen Papiergeld-Zirku¬
lation von den Operationen einiger Bullionmakler und Silberminenbesitzer im
Markte abhängig zu machen. Diese Leute würden den Preis des Silbers kon-
troliren, Tag für Tag, und diesen dann in die Höhe treiben, wenn immer sie
große Quantitäten davon an die Bundesregierung abzuliefern hätten. Eine
solche Bill eine „Silberbill" zu nennen ist Betrug und Spekulation auf Unver¬
stand und Unwissenheit; sie ist eine Maßregel der Repudiation, die nur den
Papiergeldschwindlern und den Besitzern von reichen Silberminen zu gute
kommt. Diese Sorte von Leuten aber ist gegenwärtig bemüht, die unwissende
Masse des amerikanischen Volks gegen die Hartgeldpolitik aufzuhetzen. Tausende
von Pamphleten und Flugschriften unter dem Titel: Nsar lor Noir und Hot
Drops werden nach allen Richtungen hin verkauft oder verschenkt, um die
leichtbethörte Volksmenge für die unendliche Vermehrung des Papiergeldes > zu
gewinnen. Unter diesen Umstünden ist die kürzlich erfolgte Bildung eines
„Vereins für ehrliches Geld" si-Ionost Uono/ Ds^no) mit Freuden zu be¬
grüßen. Dieser Verein hat sich seinerseits die Aufgabe gestellt, durch Verthei-
lung populär gehaltener und billiger Volksschriften über Finanz- und wirth-
schaftliche Fragen das Volk aufzuklären. So gehen denn gegenwärtig die
Wogen des Kampfes in der Finanzfrage in den Vereinigten Staaten sehr hoch;
die Partei der Republikaner ist, wie gesagt, in geschlossenen Reihen für ehr-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/348>, abgerufen am 01.09.2024.