Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.er weiter, auf die übrigen deutschen Unternehmungen anregend wirken und Während des Jahres 1834 wurden die Vermessungsarbeiten zu Ende Im Frühjahr 1835 endlich war alles vorbereitet; man konnte zur Gründung Bald darauf, am 5. Juli, fand die erste Generalversammlung statt. Sie er weiter, auf die übrigen deutschen Unternehmungen anregend wirken und Während des Jahres 1834 wurden die Vermessungsarbeiten zu Ende Im Frühjahr 1835 endlich war alles vorbereitet; man konnte zur Gründung Bald darauf, am 5. Juli, fand die erste Generalversammlung statt. Sie <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0030" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142527"/> <p xml:id="ID_78" prev="#ID_77"> er weiter, auf die übrigen deutschen Unternehmungen anregend wirken und<lb/> neue Unternehmungslust schaffen. Er drang damit nicht durch; auch hierüber<lb/> blieb die Entscheidung der späteren Kompagnie oder vielmehr ihrem Direktorium<lb/> überlassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_79"> Während des Jahres 1834 wurden die Vermessungsarbeiten zu Ende<lb/> gebracht. Die Regierung ließ sie vornehmen. Ebenso wurde ein Expropriations¬<lb/> gesetz entworfen und von der Regierung am 30. September den Ständen vor¬<lb/> gelegt, kam aber erst im folgenden Jahre zu Stande. An diesem Entwürfe<lb/> hat List ebenfalls einen großen Antheil. In einer Reihe von Konferenzen<lb/> berieth sich Justizrath v. Langenn mit ihm, der diese Angelegenheit ja bereits<lb/> von Frankreich her kannte.</p><lb/> <p xml:id="ID_80"> Im Frühjahr 1835 endlich war alles vorbereitet; man konnte zur Gründung<lb/> der Aktien-Kompagnie schreiten. Am 14. Mai wurde die Zeichnung der Aktien<lb/> vorgenommen, und nicht weniger als 15000 Stück wurden an diesem Tage ge¬<lb/> zeichnet. Eine Menge Personen, welche am Tage darauf zeichnen wollten und<lb/> sich bereits früh Morgens auf dem Bureau des Komites einstellten, mußten<lb/> zurückgewiesen werden. Der Rest der Aktien wurde versteigert und damit ein Agio<lb/> von 12 bis 14°/<> und ein Gewinn von etwa 15000 Thaler erzielt. Dies günstige<lb/> Resultat und diesen Gewinn hatte man wiederum einzig und allein List zu ver¬<lb/> danken, der, wo er nur konnte, die öffentliche Meinung durch die Zeitungen für<lb/> das Unternehmen günstig gestimmt und in dieser Stimmung erhalten hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_81" next="#ID_82"> Bald darauf, am 5. Juli, fand die erste Generalversammlung statt. Sie<lb/> wählte einen Ausschuß, indem sie das Komite dazu einsetzte und durch zwölf<lb/> Personen verstärkte. Das Komite löste sich auf, und wenige Tage später ver¬<lb/> sammelte sich der Ausschuß zur Wahl des Direktoriums. List erhielt auch nicht<lb/> eine einzige Stimme, und nun lag es klar zu Tage, daß man wohl seine Kraft<lb/> zu benutzen verstanden hatte, daß man aber keineswegs geneigt war, die Ver¬<lb/> sprechungen zu halten, die man ihm im Konnte gemacht hatte. List's Thätigkeit<lb/> für die Leipzig-Dresdner Eisenbahn war damit so gut wie abgeschlossen. Er<lb/> leistete ihr von jetzt an nur indirekt noch Dienste, indem er nicht aufhörte, für<lb/> die Sache der Eisenbahnen zu wirken. Für dies besondere Unternehmen waren<lb/> alle Schwierigkeiten überwunden. Die öffentliche Meinung war ihm günstig,<lb/> die Aktien waren gezeichnet, die Einzahlung konnte nicht fehlen. Alle Fragen,<lb/> die noch einer Erledigung harrten, waren rein technischer Art und konnten von<lb/> tüchtigen Ingenieuren und guten Geschäftsleuten gelöst werden; in Volkswirth-<lb/> schaftlicher Beziehung konnte nichts mehr zweifelhaft sein. In diesem Augen¬<lb/> blicke, in welchem die Ernte jahrelanger Mühen zu reifen begann, mußte List den<lb/> Schauplatz verlassen, nicht etwa mit aller Anerkennung, mit allen Ehren, nein, in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
er weiter, auf die übrigen deutschen Unternehmungen anregend wirken und
neue Unternehmungslust schaffen. Er drang damit nicht durch; auch hierüber
blieb die Entscheidung der späteren Kompagnie oder vielmehr ihrem Direktorium
überlassen.
Während des Jahres 1834 wurden die Vermessungsarbeiten zu Ende
gebracht. Die Regierung ließ sie vornehmen. Ebenso wurde ein Expropriations¬
gesetz entworfen und von der Regierung am 30. September den Ständen vor¬
gelegt, kam aber erst im folgenden Jahre zu Stande. An diesem Entwürfe
hat List ebenfalls einen großen Antheil. In einer Reihe von Konferenzen
berieth sich Justizrath v. Langenn mit ihm, der diese Angelegenheit ja bereits
von Frankreich her kannte.
Im Frühjahr 1835 endlich war alles vorbereitet; man konnte zur Gründung
der Aktien-Kompagnie schreiten. Am 14. Mai wurde die Zeichnung der Aktien
vorgenommen, und nicht weniger als 15000 Stück wurden an diesem Tage ge¬
zeichnet. Eine Menge Personen, welche am Tage darauf zeichnen wollten und
sich bereits früh Morgens auf dem Bureau des Komites einstellten, mußten
zurückgewiesen werden. Der Rest der Aktien wurde versteigert und damit ein Agio
von 12 bis 14°/<> und ein Gewinn von etwa 15000 Thaler erzielt. Dies günstige
Resultat und diesen Gewinn hatte man wiederum einzig und allein List zu ver¬
danken, der, wo er nur konnte, die öffentliche Meinung durch die Zeitungen für
das Unternehmen günstig gestimmt und in dieser Stimmung erhalten hatte.
Bald darauf, am 5. Juli, fand die erste Generalversammlung statt. Sie
wählte einen Ausschuß, indem sie das Komite dazu einsetzte und durch zwölf
Personen verstärkte. Das Komite löste sich auf, und wenige Tage später ver¬
sammelte sich der Ausschuß zur Wahl des Direktoriums. List erhielt auch nicht
eine einzige Stimme, und nun lag es klar zu Tage, daß man wohl seine Kraft
zu benutzen verstanden hatte, daß man aber keineswegs geneigt war, die Ver¬
sprechungen zu halten, die man ihm im Konnte gemacht hatte. List's Thätigkeit
für die Leipzig-Dresdner Eisenbahn war damit so gut wie abgeschlossen. Er
leistete ihr von jetzt an nur indirekt noch Dienste, indem er nicht aufhörte, für
die Sache der Eisenbahnen zu wirken. Für dies besondere Unternehmen waren
alle Schwierigkeiten überwunden. Die öffentliche Meinung war ihm günstig,
die Aktien waren gezeichnet, die Einzahlung konnte nicht fehlen. Alle Fragen,
die noch einer Erledigung harrten, waren rein technischer Art und konnten von
tüchtigen Ingenieuren und guten Geschäftsleuten gelöst werden; in Volkswirth-
schaftlicher Beziehung konnte nichts mehr zweifelhaft sein. In diesem Augen¬
blicke, in welchem die Ernte jahrelanger Mühen zu reifen begann, mußte List den
Schauplatz verlassen, nicht etwa mit aller Anerkennung, mit allen Ehren, nein, in
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