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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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vulkanischen Gesteinarten, wie Lava, Tuff, Basalt und basaltischen Laven, zu finden
sein. Die Richtung der Inseln bezeichnet den vulkanischen Spalt, durch den
ein Vulkan neben dem andern emporgeschoben wurde. Da wo mehrere nahe
bei einander entstanden, hob sich zugleich das ganze Terrain zwischen ihnen mit
empor, und wenn etwa eine seichte Meerenge einen Zwillings- oder Drillings-
vnlkan noch abtrennte, so wurde diese durch die rege Answurfsthätigkeit und
zahlreiche Lavaströme bald ausgefüllt. Drang aber die glühende Masse in wei¬
terer Entfernung von den übrigen aus dem Spalt empor, so blieb der Vulkan
isolirt und stellte das Ideal einer kegelförmigen Insel dar. An den so geschaffenen
Festlandsrändern begannen nun die unermüdlichen Korallenthierchen ihre auf¬
bauende und landschützende Thätigkeit. Sie umgaben die alten Vulkane mit einer
Garnirung von Riffen und schützten die Küsten vor heftiger Brandung. Auch
Kraterseen sind vertreten: ein solcher bildete sich, um ein Beispiel anzuführen,
in dem kreisrunden, etwa 2000 Fuß umfassenden Becken des Lanutokraters
mit einer größten Wassertiefe von 66 Fuß. Daß die vulkanische Thätigkeit noch
nicht ganz erloschen ist, dafür spricht ein im Jahre 1866 beobachteter sub¬
mariner Ausbruch, der an der Küste der Insel Olosenga stattfand. Während
heiße Quellen nur selten aus jden Lavagesteinen hervorsprudeln, treten Erdbeben
um so häufiger auf, ohne indeß großen Schaden anzurichten. Das Meer um
die Inseln gilt im allgemeinen als sicher, da Barrierenriffe überhaupt nicht
vorkommen, und die Korallenriffe, hie und da einen Theil des Küstensaumes
freilassend, den Zugang zum Strande gestatten. An Häfen freilich ist gerade
kein Ueberfluß, und die vorhandenen sind mit manchen Mängeln behaftet, doch
nicht von der Art, daß sie der Schifffahrt unübersteigliche Hindernisse entgegen¬
stellten. In Folge reicher Bewässerung, vielfältiger Niederschläge und unter
Mitwirkung einer hohen Temperatur sind die vulkanischen Gesteine, die in
nördlicheren Gegenden sich länger erhalten, rasch verwittert und haben eine
üppige tropische Vegetation emporsprossen lassen, die bis zu den Spitzen der
Berge aufsteigt und selbst die ehemaligen Stätten der verheerenden Feuerthätig¬
keit mit saftigem Grün überzogen hat. Nur die jüngsten Lavafelder, an deren
Verwitterung die meteorologischen Erscheinungen noch arbeiten, liegen unbe¬
wachsen da, sind aber so selten anzutreffen, daß sie im Verhältniß zum Ganzen
den herrlichen Eindruck, den die Inseln machen, nicht zu schmälern vermögen.
Außerdem fehlt der Wald nur noch an denjenigen Stellen, die in neuerer Zeit
zum Anbau verwendet worden sind. Ueberall sonst tritt er in der prächtigsten
Form auf. Farne und Palmen zeigen hohe Stämme und tragen sogar eine
dunklere Belaubung, als sie die brasilianischen Wälder erzeugen. Die Bäume
verzweigen sich erst in der Nähe der Gipfel; die Stämme und sogar die Kronen
sind oft mit einem dicken Polster von Pfefferarten und Schlinggewächsen be-


vulkanischen Gesteinarten, wie Lava, Tuff, Basalt und basaltischen Laven, zu finden
sein. Die Richtung der Inseln bezeichnet den vulkanischen Spalt, durch den
ein Vulkan neben dem andern emporgeschoben wurde. Da wo mehrere nahe
bei einander entstanden, hob sich zugleich das ganze Terrain zwischen ihnen mit
empor, und wenn etwa eine seichte Meerenge einen Zwillings- oder Drillings-
vnlkan noch abtrennte, so wurde diese durch die rege Answurfsthätigkeit und
zahlreiche Lavaströme bald ausgefüllt. Drang aber die glühende Masse in wei¬
terer Entfernung von den übrigen aus dem Spalt empor, so blieb der Vulkan
isolirt und stellte das Ideal einer kegelförmigen Insel dar. An den so geschaffenen
Festlandsrändern begannen nun die unermüdlichen Korallenthierchen ihre auf¬
bauende und landschützende Thätigkeit. Sie umgaben die alten Vulkane mit einer
Garnirung von Riffen und schützten die Küsten vor heftiger Brandung. Auch
Kraterseen sind vertreten: ein solcher bildete sich, um ein Beispiel anzuführen,
in dem kreisrunden, etwa 2000 Fuß umfassenden Becken des Lanutokraters
mit einer größten Wassertiefe von 66 Fuß. Daß die vulkanische Thätigkeit noch
nicht ganz erloschen ist, dafür spricht ein im Jahre 1866 beobachteter sub¬
mariner Ausbruch, der an der Küste der Insel Olosenga stattfand. Während
heiße Quellen nur selten aus jden Lavagesteinen hervorsprudeln, treten Erdbeben
um so häufiger auf, ohne indeß großen Schaden anzurichten. Das Meer um
die Inseln gilt im allgemeinen als sicher, da Barrierenriffe überhaupt nicht
vorkommen, und die Korallenriffe, hie und da einen Theil des Küstensaumes
freilassend, den Zugang zum Strande gestatten. An Häfen freilich ist gerade
kein Ueberfluß, und die vorhandenen sind mit manchen Mängeln behaftet, doch
nicht von der Art, daß sie der Schifffahrt unübersteigliche Hindernisse entgegen¬
stellten. In Folge reicher Bewässerung, vielfältiger Niederschläge und unter
Mitwirkung einer hohen Temperatur sind die vulkanischen Gesteine, die in
nördlicheren Gegenden sich länger erhalten, rasch verwittert und haben eine
üppige tropische Vegetation emporsprossen lassen, die bis zu den Spitzen der
Berge aufsteigt und selbst die ehemaligen Stätten der verheerenden Feuerthätig¬
keit mit saftigem Grün überzogen hat. Nur die jüngsten Lavafelder, an deren
Verwitterung die meteorologischen Erscheinungen noch arbeiten, liegen unbe¬
wachsen da, sind aber so selten anzutreffen, daß sie im Verhältniß zum Ganzen
den herrlichen Eindruck, den die Inseln machen, nicht zu schmälern vermögen.
Außerdem fehlt der Wald nur noch an denjenigen Stellen, die in neuerer Zeit
zum Anbau verwendet worden sind. Ueberall sonst tritt er in der prächtigsten
Form auf. Farne und Palmen zeigen hohe Stämme und tragen sogar eine
dunklere Belaubung, als sie die brasilianischen Wälder erzeugen. Die Bäume
verzweigen sich erst in der Nähe der Gipfel; die Stämme und sogar die Kronen
sind oft mit einem dicken Polster von Pfefferarten und Schlinggewächsen be-


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[0231] vulkanischen Gesteinarten, wie Lava, Tuff, Basalt und basaltischen Laven, zu finden sein. Die Richtung der Inseln bezeichnet den vulkanischen Spalt, durch den ein Vulkan neben dem andern emporgeschoben wurde. Da wo mehrere nahe bei einander entstanden, hob sich zugleich das ganze Terrain zwischen ihnen mit empor, und wenn etwa eine seichte Meerenge einen Zwillings- oder Drillings- vnlkan noch abtrennte, so wurde diese durch die rege Answurfsthätigkeit und zahlreiche Lavaströme bald ausgefüllt. Drang aber die glühende Masse in wei¬ terer Entfernung von den übrigen aus dem Spalt empor, so blieb der Vulkan isolirt und stellte das Ideal einer kegelförmigen Insel dar. An den so geschaffenen Festlandsrändern begannen nun die unermüdlichen Korallenthierchen ihre auf¬ bauende und landschützende Thätigkeit. Sie umgaben die alten Vulkane mit einer Garnirung von Riffen und schützten die Küsten vor heftiger Brandung. Auch Kraterseen sind vertreten: ein solcher bildete sich, um ein Beispiel anzuführen, in dem kreisrunden, etwa 2000 Fuß umfassenden Becken des Lanutokraters mit einer größten Wassertiefe von 66 Fuß. Daß die vulkanische Thätigkeit noch nicht ganz erloschen ist, dafür spricht ein im Jahre 1866 beobachteter sub¬ mariner Ausbruch, der an der Küste der Insel Olosenga stattfand. Während heiße Quellen nur selten aus jden Lavagesteinen hervorsprudeln, treten Erdbeben um so häufiger auf, ohne indeß großen Schaden anzurichten. Das Meer um die Inseln gilt im allgemeinen als sicher, da Barrierenriffe überhaupt nicht vorkommen, und die Korallenriffe, hie und da einen Theil des Küstensaumes freilassend, den Zugang zum Strande gestatten. An Häfen freilich ist gerade kein Ueberfluß, und die vorhandenen sind mit manchen Mängeln behaftet, doch nicht von der Art, daß sie der Schifffahrt unübersteigliche Hindernisse entgegen¬ stellten. In Folge reicher Bewässerung, vielfältiger Niederschläge und unter Mitwirkung einer hohen Temperatur sind die vulkanischen Gesteine, die in nördlicheren Gegenden sich länger erhalten, rasch verwittert und haben eine üppige tropische Vegetation emporsprossen lassen, die bis zu den Spitzen der Berge aufsteigt und selbst die ehemaligen Stätten der verheerenden Feuerthätig¬ keit mit saftigem Grün überzogen hat. Nur die jüngsten Lavafelder, an deren Verwitterung die meteorologischen Erscheinungen noch arbeiten, liegen unbe¬ wachsen da, sind aber so selten anzutreffen, daß sie im Verhältniß zum Ganzen den herrlichen Eindruck, den die Inseln machen, nicht zu schmälern vermögen. Außerdem fehlt der Wald nur noch an denjenigen Stellen, die in neuerer Zeit zum Anbau verwendet worden sind. Ueberall sonst tritt er in der prächtigsten Form auf. Farne und Palmen zeigen hohe Stämme und tragen sogar eine dunklere Belaubung, als sie die brasilianischen Wälder erzeugen. Die Bäume verzweigen sich erst in der Nähe der Gipfel; die Stämme und sogar die Kronen sind oft mit einem dicken Polster von Pfefferarten und Schlinggewächsen be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/231>, abgerufen am 06.10.2024.