Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.werden inständig gebeten, sich ihren Gatten ans der Mitte der Bibelchristen zu Der Leader einer Klasse hat wie bei den Wesleycmern der bischöflichen Der Gottesdienst in den Kapellen der Bibelchristen unterscheidet sich wenig Wir fügen noch hinzu, daß die von O'Bryan im Jahre 1815 gestiftete Kehren wir nun in den amerikanischen Hinterwald und in den Anfang Wir sind am Rande einer Rodung im Walde, nicht fern von einer Gruppe werden inständig gebeten, sich ihren Gatten ans der Mitte der Bibelchristen zu Der Leader einer Klasse hat wie bei den Wesleycmern der bischöflichen Der Gottesdienst in den Kapellen der Bibelchristen unterscheidet sich wenig Wir fügen noch hinzu, daß die von O'Bryan im Jahre 1815 gestiftete Kehren wir nun in den amerikanischen Hinterwald und in den Anfang Wir sind am Rande einer Rodung im Walde, nicht fern von einer Gruppe <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/142653"/> <p xml:id="ID_464" prev="#ID_463"> werden inständig gebeten, sich ihren Gatten ans der Mitte der Bibelchristen zu<lb/> nehmen; denn der heilige Paulus sagt: „Welche Gemeinschaft kann sein zwischen<lb/> dem Licht und der Finsterniß?" Ein eigenthümliches Verbot endlich warnt<lb/> vor der „schlimmen Gewohnheit, die Briefe i/mes Nächsten aufzubrechen".</p><lb/> <p xml:id="ID_465"> Der Leader einer Klasse hat wie bei den Wesleycmern der bischöflichen<lb/> Sekte bei seinen Ermahnungen, Rathschlägen und Tadelsäußerungen sich fol¬<lb/> gender bestimmter Fragen zu bedienen: „Fühlt ihr, daß ihr vor dem Herrn an<lb/> Gnade und Wissen wachset? Habt ihr die Bibel zum Prüfstein eurer Erfah¬<lb/> rung und eures Wandels gemacht? Ist die Erde nnter euren Füßen, der<lb/> Himmel vor euren Augen und Christus in eurem Herzen? Ist das Wort<lb/> Christi die Speise eurer Seelen, eine Lampe vor euren Füßen und eine Leuchte<lb/> auf euren Pfaden?"</p><lb/> <p xml:id="ID_466"> Der Gottesdienst in den Kapellen der Bibelchristen unterscheidet sich wenig<lb/> von dem der anderen methodistischen Sekten. Der Prediger trägt (wie gewöhn¬<lb/> lich auch in Amerika) keinen geistlichen Ornat, sondern einfach bürgerliche<lb/> Kleidung. Wie bei den „ursprünglichen Methodisten" ist das Predigen auch<lb/> Frauen gestattet. Beim Genusse des Abendmahls pflegt die Gemeinde zu<lb/> sitzen, „sintemal Jesus Christus auf diese Weise und nicht stehend kommuni-<lb/> zirt hat".</p><lb/> <p xml:id="ID_467"> Wir fügen noch hinzu, daß die von O'Bryan im Jahre 1815 gestiftete<lb/> Sekte im Jahre 1870, wo sie sich auch in Kanada und Australien verbreitet<lb/> hatte, etwa 45000 erwachsene Mitglieder zählte, unter denen 253 Reiseprediger<lb/> und 1734 Lokalgeistliche waren. Sie besaß 1053 Kapellen und andere Ver¬<lb/> sammlungsorte und eine große Anzahl von Sonntagsschulen, an denen 8713<lb/> „Ernährer" (Dxnorwrs) wirkten, und die von 44455 Kindern besucht wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_468"> Kehren wir nun in den amerikanischen Hinterwald und in den Anfang<lb/> unseres Jahrhunderts zurück, wo die größten „Seelenerweckungen" (l^vivais)<lb/> der Geschichte des Methodismus stattfanden, und vergegenwärtigen wir uns<lb/> eins der Campmeetings, bei denen der „Durchbruch der Massen zur Gnade"<lb/> sich vollzog.</p><lb/> <p xml:id="ID_469" next="#ID_470"> Wir sind am Rande einer Rodung im Walde, nicht fern von einer Gruppe<lb/> grauer Blockhütten, die von Gärtchen mit Apfelbäumen umgeben sind, und<lb/> deren Maisfelder zum Theil noch von den stumpfen der Eichen und Ahorn¬<lb/> bäumen überragt werden, welche die Ansiedler durch Ringeln oder durch Feuer<lb/> getödtet haben. Links strömt ein stiller, tiefer Fluß, rechts führt ein Reitweg<lb/> an einem kegelförmigen Jndianergrabmale vorbei nach einer lichten Prärie<lb/> hinaus. Die Waldblöße wimmelt von allerlei Volk, Männern und Weibern<lb/> in bunter Tracht, Die einen tragen den hirschledernen Rock mit Fransen, der<lb/> dem Jndicmerkleide abgesehen ist, die anderen ein kurzes hellrothes Kamisol,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
werden inständig gebeten, sich ihren Gatten ans der Mitte der Bibelchristen zu
nehmen; denn der heilige Paulus sagt: „Welche Gemeinschaft kann sein zwischen
dem Licht und der Finsterniß?" Ein eigenthümliches Verbot endlich warnt
vor der „schlimmen Gewohnheit, die Briefe i/mes Nächsten aufzubrechen".
Der Leader einer Klasse hat wie bei den Wesleycmern der bischöflichen
Sekte bei seinen Ermahnungen, Rathschlägen und Tadelsäußerungen sich fol¬
gender bestimmter Fragen zu bedienen: „Fühlt ihr, daß ihr vor dem Herrn an
Gnade und Wissen wachset? Habt ihr die Bibel zum Prüfstein eurer Erfah¬
rung und eures Wandels gemacht? Ist die Erde nnter euren Füßen, der
Himmel vor euren Augen und Christus in eurem Herzen? Ist das Wort
Christi die Speise eurer Seelen, eine Lampe vor euren Füßen und eine Leuchte
auf euren Pfaden?"
Der Gottesdienst in den Kapellen der Bibelchristen unterscheidet sich wenig
von dem der anderen methodistischen Sekten. Der Prediger trägt (wie gewöhn¬
lich auch in Amerika) keinen geistlichen Ornat, sondern einfach bürgerliche
Kleidung. Wie bei den „ursprünglichen Methodisten" ist das Predigen auch
Frauen gestattet. Beim Genusse des Abendmahls pflegt die Gemeinde zu
sitzen, „sintemal Jesus Christus auf diese Weise und nicht stehend kommuni-
zirt hat".
Wir fügen noch hinzu, daß die von O'Bryan im Jahre 1815 gestiftete
Sekte im Jahre 1870, wo sie sich auch in Kanada und Australien verbreitet
hatte, etwa 45000 erwachsene Mitglieder zählte, unter denen 253 Reiseprediger
und 1734 Lokalgeistliche waren. Sie besaß 1053 Kapellen und andere Ver¬
sammlungsorte und eine große Anzahl von Sonntagsschulen, an denen 8713
„Ernährer" (Dxnorwrs) wirkten, und die von 44455 Kindern besucht wurden.
Kehren wir nun in den amerikanischen Hinterwald und in den Anfang
unseres Jahrhunderts zurück, wo die größten „Seelenerweckungen" (l^vivais)
der Geschichte des Methodismus stattfanden, und vergegenwärtigen wir uns
eins der Campmeetings, bei denen der „Durchbruch der Massen zur Gnade"
sich vollzog.
Wir sind am Rande einer Rodung im Walde, nicht fern von einer Gruppe
grauer Blockhütten, die von Gärtchen mit Apfelbäumen umgeben sind, und
deren Maisfelder zum Theil noch von den stumpfen der Eichen und Ahorn¬
bäumen überragt werden, welche die Ansiedler durch Ringeln oder durch Feuer
getödtet haben. Links strömt ein stiller, tiefer Fluß, rechts führt ein Reitweg
an einem kegelförmigen Jndianergrabmale vorbei nach einer lichten Prärie
hinaus. Die Waldblöße wimmelt von allerlei Volk, Männern und Weibern
in bunter Tracht, Die einen tragen den hirschledernen Rock mit Fransen, der
dem Jndicmerkleide abgesehen ist, die anderen ein kurzes hellrothes Kamisol,
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