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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal.

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Iriedrich Me
und die Leipzig-Iresdner LisenöahnKompaqnie.

List hatte, wie bereits in unserm ersten Artikel erwähnt bevor er sich in
Leipzig häuslich niederließ, gegen die ersten Unterstützer seines Unternehmens,
in denen er auch die künftige" Direktoren desselben erblickte, die Bedingungen
geäußert, welche er an seine Thätigkeit für die Leipzig-Dresdner Eisenbahn
knüpfen müsse. Mit diesen Bedingungen hatte es folgende Bewandtniß. List
hatte sie nicht gestellt, ohne zugleich die Dokumente vorzulegen, ans denen
ersichtlich war, in welcher Art er bereits für die Einführung der Eisenbahnen
gewirkt, und welche Kenntnisse und Erfahrungen er in der Sache zu sammeln
Gelegenheit gehabt; daß er ferner eine Stellung als Vizepräsident des amerikani¬
schen Eisenbahn-Unternehmens mit einem festen Gehalt von 1500 Doll. aufge¬
geben, seinen Antheil am Unternehmen zur Hälfte weit unter Preis für 12 000
Doll. verkauft, zur andern Hälfte noch weit billiger für 6000 Doll. verpfändet
habe, einzig und allein in dem Wunsche, seinem Vaterlande zu nützen. Darauf
hin beanspruchte er von den künftigen Direktoren: Ersatz seines Aufwandes bis
zur Konstituirung der Kompagnie, die Befugniß, nach Vollendung der Bahn
mindestens noch zwei Prozent der sämmtlichen Aktien u,1 pari zeichnen zu dürfen,
und eine seinen Verhältnissen angemessene Anstellung bei der Direktion der
Kompagnie mit entsprechendem festen Gehalt. Diesen Bedingungen fügte er
noch die Erklärung bei, daß die Delikatesse ebenso wie das Interesse der
Kompagnie es nicht zulasse, mit denselben öffentlich hervorzutreten, weil sonst
das Publikum, voll von Zweifeln und Einwendungen, die ganze Angelegenheit
als seine Privatspekulation betrachten und die Begeisterung dafür verlieren
werde. Die Bedingungen selbst, bemerkte er, werde man umsomehr der Billig¬
keit gemäß finden, als er vielleicht jahrelang arbeiten und aus eigenen Mitteln
werde leben müssen, bevor die Sache zu Stande komme, während dieser ganzen
Zeit aber das Risiko zu tragen habe; werde nichts aus der Sache, so sei alle
Zeit, Mühe und Kosten, die er darauf verwenden werde, für ihn verloren, weil
er dann an niemand Ansprüche zu erheben habe.

Seyfferth und Dufour, denen diese Bedingungen zuerst vorgetragen wurden,
fanden sie sehr bescheiden und versprachen, ihr Möglichstes für die Erfüllung
derselben zu thun, anch die übrigen Freunde des Unternehmens dafür zu ver¬
pflichten. Als List dann, den dringenden Bitten der Leipziger nachgebend, groß-



*) Vgl. Grenzboten Ur. 27: Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn, ein Werk Friedrich List's
Iriedrich Me
und die Leipzig-Iresdner LisenöahnKompaqnie.

List hatte, wie bereits in unserm ersten Artikel erwähnt bevor er sich in
Leipzig häuslich niederließ, gegen die ersten Unterstützer seines Unternehmens,
in denen er auch die künftige» Direktoren desselben erblickte, die Bedingungen
geäußert, welche er an seine Thätigkeit für die Leipzig-Dresdner Eisenbahn
knüpfen müsse. Mit diesen Bedingungen hatte es folgende Bewandtniß. List
hatte sie nicht gestellt, ohne zugleich die Dokumente vorzulegen, ans denen
ersichtlich war, in welcher Art er bereits für die Einführung der Eisenbahnen
gewirkt, und welche Kenntnisse und Erfahrungen er in der Sache zu sammeln
Gelegenheit gehabt; daß er ferner eine Stellung als Vizepräsident des amerikani¬
schen Eisenbahn-Unternehmens mit einem festen Gehalt von 1500 Doll. aufge¬
geben, seinen Antheil am Unternehmen zur Hälfte weit unter Preis für 12 000
Doll. verkauft, zur andern Hälfte noch weit billiger für 6000 Doll. verpfändet
habe, einzig und allein in dem Wunsche, seinem Vaterlande zu nützen. Darauf
hin beanspruchte er von den künftigen Direktoren: Ersatz seines Aufwandes bis
zur Konstituirung der Kompagnie, die Befugniß, nach Vollendung der Bahn
mindestens noch zwei Prozent der sämmtlichen Aktien u,1 pari zeichnen zu dürfen,
und eine seinen Verhältnissen angemessene Anstellung bei der Direktion der
Kompagnie mit entsprechendem festen Gehalt. Diesen Bedingungen fügte er
noch die Erklärung bei, daß die Delikatesse ebenso wie das Interesse der
Kompagnie es nicht zulasse, mit denselben öffentlich hervorzutreten, weil sonst
das Publikum, voll von Zweifeln und Einwendungen, die ganze Angelegenheit
als seine Privatspekulation betrachten und die Begeisterung dafür verlieren
werde. Die Bedingungen selbst, bemerkte er, werde man umsomehr der Billig¬
keit gemäß finden, als er vielleicht jahrelang arbeiten und aus eigenen Mitteln
werde leben müssen, bevor die Sache zu Stande komme, während dieser ganzen
Zeit aber das Risiko zu tragen habe; werde nichts aus der Sache, so sei alle
Zeit, Mühe und Kosten, die er darauf verwenden werde, für ihn verloren, weil
er dann an niemand Ansprüche zu erheben habe.

Seyfferth und Dufour, denen diese Bedingungen zuerst vorgetragen wurden,
fanden sie sehr bescheiden und versprachen, ihr Möglichstes für die Erfüllung
derselben zu thun, anch die übrigen Freunde des Unternehmens dafür zu ver¬
pflichten. Als List dann, den dringenden Bitten der Leipziger nachgebend, groß-



*) Vgl. Grenzboten Ur. 27: Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn, ein Werk Friedrich List's
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[0105] Iriedrich Me und die Leipzig-Iresdner LisenöahnKompaqnie. List hatte, wie bereits in unserm ersten Artikel erwähnt bevor er sich in Leipzig häuslich niederließ, gegen die ersten Unterstützer seines Unternehmens, in denen er auch die künftige» Direktoren desselben erblickte, die Bedingungen geäußert, welche er an seine Thätigkeit für die Leipzig-Dresdner Eisenbahn knüpfen müsse. Mit diesen Bedingungen hatte es folgende Bewandtniß. List hatte sie nicht gestellt, ohne zugleich die Dokumente vorzulegen, ans denen ersichtlich war, in welcher Art er bereits für die Einführung der Eisenbahnen gewirkt, und welche Kenntnisse und Erfahrungen er in der Sache zu sammeln Gelegenheit gehabt; daß er ferner eine Stellung als Vizepräsident des amerikani¬ schen Eisenbahn-Unternehmens mit einem festen Gehalt von 1500 Doll. aufge¬ geben, seinen Antheil am Unternehmen zur Hälfte weit unter Preis für 12 000 Doll. verkauft, zur andern Hälfte noch weit billiger für 6000 Doll. verpfändet habe, einzig und allein in dem Wunsche, seinem Vaterlande zu nützen. Darauf hin beanspruchte er von den künftigen Direktoren: Ersatz seines Aufwandes bis zur Konstituirung der Kompagnie, die Befugniß, nach Vollendung der Bahn mindestens noch zwei Prozent der sämmtlichen Aktien u,1 pari zeichnen zu dürfen, und eine seinen Verhältnissen angemessene Anstellung bei der Direktion der Kompagnie mit entsprechendem festen Gehalt. Diesen Bedingungen fügte er noch die Erklärung bei, daß die Delikatesse ebenso wie das Interesse der Kompagnie es nicht zulasse, mit denselben öffentlich hervorzutreten, weil sonst das Publikum, voll von Zweifeln und Einwendungen, die ganze Angelegenheit als seine Privatspekulation betrachten und die Begeisterung dafür verlieren werde. Die Bedingungen selbst, bemerkte er, werde man umsomehr der Billig¬ keit gemäß finden, als er vielleicht jahrelang arbeiten und aus eigenen Mitteln werde leben müssen, bevor die Sache zu Stande komme, während dieser ganzen Zeit aber das Risiko zu tragen habe; werde nichts aus der Sache, so sei alle Zeit, Mühe und Kosten, die er darauf verwenden werde, für ihn verloren, weil er dann an niemand Ansprüche zu erheben habe. Seyfferth und Dufour, denen diese Bedingungen zuerst vorgetragen wurden, fanden sie sehr bescheiden und versprachen, ihr Möglichstes für die Erfüllung derselben zu thun, anch die übrigen Freunde des Unternehmens dafür zu ver¬ pflichten. Als List dann, den dringenden Bitten der Leipziger nachgebend, groß- *) Vgl. Grenzboten Ur. 27: Die Leipzig-Dresdner Eisenbahn, ein Werk Friedrich List's

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157673/105>, abgerufen am 09.11.2024.