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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal.

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Recht macht der Verfasser daher an jener Grenze Halt; dagegen sieht man
nicht recht ein, warum er die Muster'sche Zeit, die doch noch in die Jahre
des nichtkonstitutionellen Kirchenregiments gehört, von seinem Bericht ebenfalls
ausschließt. Im Uebrigen verdient sein Buch, wenn wir von der bisweilen
salbungsvoll weitschweifigen Form absehen, alles Lob. Der Verfasser beherrscht
das weitschichtige Material und nimmt unseres Erachtens den richtigen Stand¬
punkt ein.

Der erste Abschnitt behandelt die Unionspolitik Friedrich Wilhelm's III.
von seinem Regierungsantritt an bis 1813 und die gleichzeitigen Unionsbe-
strebungen Schleiermacher's und Sack's. Der zweite schildert die Vorbereitung
einer Synodalordnung für beide Konfessionen der Evangelischen und die Arbeit
der liturgischen Kommission. Weiterhin wird über die Stiftung der Union
und ihre Feier am Reformationsfeste von 1817 berichtet. Dann wirft der
Verfasser einen Blick auf die ersten Gegner des Werkes und auf deren Zurück¬
weisung, um dann den Stillstand der synodalen Entwickelung, den Fortgang
der Union auf dem Kabinetswege vorzuführen und das Recht des Königs zu
seiner Reformation darzuthun. Darauf werden Unionsstiftungen außerhalb
Preußen's betrachtet. Ein ferneres Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung
der preußischen Agende; das nächste und das übernächste fassen die liberale
Opposition der Schleiermacherianer und die der von scheidet geführten Alt¬
lutheraner in's Auge; vom 11. Abschnitt an bis zum 17. wird die Kirchenpolitik
Friedrich Wilhelm's IV. besprochen, sein Kirchenideal, die Generalsynode von
1846, die Entstehung des deutschen Kirchentags und der Eisenacher Konferenz,
die zweite lutherische Separation und der neue Aufschwung des lutherischen
Konfessionalismus unter dem Einfluß der Restauration von 1852, die Konfes¬
sionsordre dieses Jahres, die Gegenordre vom 12. Juli 1853 und die Mon-
bijou-Konferenz vom November 1856, endlich der Beginn eines Umschwungs
mit der Versammlung der evangelischen Allianz, die in Berlin stattfand. Die
nächsten vier Abschnitte schildern die Entwickelung der Synodalverfassung unter
Wilhelm I., das erneute Ankämpfen der Konfession wider die Union nach Ein¬
verleibung der neuen Provinzen und die Niederlage der Gegner des Unions¬
werks. Mit einem Rückblick auf das landeskirchliche Gesammtwerk Friedrich
Wilhelm's III., die Organisation einer einheitlichen Landeskirche und die
Regeneration des evangelischen Gottesdienstes, schließt das Buch.


Spekulation und Philosophie. Von Hermann Wolff. Bd. I. Der spekula¬
tive Rationalismus. Bd. II. Der empirische Realismus. Berlin. Denicke's Verlag 1878.

Das vorstehende Werk ist eine umfassende, sehr sorgfältig und sauber ge¬
arbeitete Darstellung des sogenannten empirischen Realismus, eines philosophi-


Recht macht der Verfasser daher an jener Grenze Halt; dagegen sieht man
nicht recht ein, warum er die Muster'sche Zeit, die doch noch in die Jahre
des nichtkonstitutionellen Kirchenregiments gehört, von seinem Bericht ebenfalls
ausschließt. Im Uebrigen verdient sein Buch, wenn wir von der bisweilen
salbungsvoll weitschweifigen Form absehen, alles Lob. Der Verfasser beherrscht
das weitschichtige Material und nimmt unseres Erachtens den richtigen Stand¬
punkt ein.

Der erste Abschnitt behandelt die Unionspolitik Friedrich Wilhelm's III.
von seinem Regierungsantritt an bis 1813 und die gleichzeitigen Unionsbe-
strebungen Schleiermacher's und Sack's. Der zweite schildert die Vorbereitung
einer Synodalordnung für beide Konfessionen der Evangelischen und die Arbeit
der liturgischen Kommission. Weiterhin wird über die Stiftung der Union
und ihre Feier am Reformationsfeste von 1817 berichtet. Dann wirft der
Verfasser einen Blick auf die ersten Gegner des Werkes und auf deren Zurück¬
weisung, um dann den Stillstand der synodalen Entwickelung, den Fortgang
der Union auf dem Kabinetswege vorzuführen und das Recht des Königs zu
seiner Reformation darzuthun. Darauf werden Unionsstiftungen außerhalb
Preußen's betrachtet. Ein ferneres Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung
der preußischen Agende; das nächste und das übernächste fassen die liberale
Opposition der Schleiermacherianer und die der von scheidet geführten Alt¬
lutheraner in's Auge; vom 11. Abschnitt an bis zum 17. wird die Kirchenpolitik
Friedrich Wilhelm's IV. besprochen, sein Kirchenideal, die Generalsynode von
1846, die Entstehung des deutschen Kirchentags und der Eisenacher Konferenz,
die zweite lutherische Separation und der neue Aufschwung des lutherischen
Konfessionalismus unter dem Einfluß der Restauration von 1852, die Konfes¬
sionsordre dieses Jahres, die Gegenordre vom 12. Juli 1853 und die Mon-
bijou-Konferenz vom November 1856, endlich der Beginn eines Umschwungs
mit der Versammlung der evangelischen Allianz, die in Berlin stattfand. Die
nächsten vier Abschnitte schildern die Entwickelung der Synodalverfassung unter
Wilhelm I., das erneute Ankämpfen der Konfession wider die Union nach Ein¬
verleibung der neuen Provinzen und die Niederlage der Gegner des Unions¬
werks. Mit einem Rückblick auf das landeskirchliche Gesammtwerk Friedrich
Wilhelm's III., die Organisation einer einheitlichen Landeskirche und die
Regeneration des evangelischen Gottesdienstes, schließt das Buch.


Spekulation und Philosophie. Von Hermann Wolff. Bd. I. Der spekula¬
tive Rationalismus. Bd. II. Der empirische Realismus. Berlin. Denicke's Verlag 1878.

Das vorstehende Werk ist eine umfassende, sehr sorgfältig und sauber ge¬
arbeitete Darstellung des sogenannten empirischen Realismus, eines philosophi-


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[0246] Recht macht der Verfasser daher an jener Grenze Halt; dagegen sieht man nicht recht ein, warum er die Muster'sche Zeit, die doch noch in die Jahre des nichtkonstitutionellen Kirchenregiments gehört, von seinem Bericht ebenfalls ausschließt. Im Uebrigen verdient sein Buch, wenn wir von der bisweilen salbungsvoll weitschweifigen Form absehen, alles Lob. Der Verfasser beherrscht das weitschichtige Material und nimmt unseres Erachtens den richtigen Stand¬ punkt ein. Der erste Abschnitt behandelt die Unionspolitik Friedrich Wilhelm's III. von seinem Regierungsantritt an bis 1813 und die gleichzeitigen Unionsbe- strebungen Schleiermacher's und Sack's. Der zweite schildert die Vorbereitung einer Synodalordnung für beide Konfessionen der Evangelischen und die Arbeit der liturgischen Kommission. Weiterhin wird über die Stiftung der Union und ihre Feier am Reformationsfeste von 1817 berichtet. Dann wirft der Verfasser einen Blick auf die ersten Gegner des Werkes und auf deren Zurück¬ weisung, um dann den Stillstand der synodalen Entwickelung, den Fortgang der Union auf dem Kabinetswege vorzuführen und das Recht des Königs zu seiner Reformation darzuthun. Darauf werden Unionsstiftungen außerhalb Preußen's betrachtet. Ein ferneres Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung der preußischen Agende; das nächste und das übernächste fassen die liberale Opposition der Schleiermacherianer und die der von scheidet geführten Alt¬ lutheraner in's Auge; vom 11. Abschnitt an bis zum 17. wird die Kirchenpolitik Friedrich Wilhelm's IV. besprochen, sein Kirchenideal, die Generalsynode von 1846, die Entstehung des deutschen Kirchentags und der Eisenacher Konferenz, die zweite lutherische Separation und der neue Aufschwung des lutherischen Konfessionalismus unter dem Einfluß der Restauration von 1852, die Konfes¬ sionsordre dieses Jahres, die Gegenordre vom 12. Juli 1853 und die Mon- bijou-Konferenz vom November 1856, endlich der Beginn eines Umschwungs mit der Versammlung der evangelischen Allianz, die in Berlin stattfand. Die nächsten vier Abschnitte schildern die Entwickelung der Synodalverfassung unter Wilhelm I., das erneute Ankämpfen der Konfession wider die Union nach Ein¬ verleibung der neuen Provinzen und die Niederlage der Gegner des Unions¬ werks. Mit einem Rückblick auf das landeskirchliche Gesammtwerk Friedrich Wilhelm's III., die Organisation einer einheitlichen Landeskirche und die Regeneration des evangelischen Gottesdienstes, schließt das Buch. Spekulation und Philosophie. Von Hermann Wolff. Bd. I. Der spekula¬ tive Rationalismus. Bd. II. Der empirische Realismus. Berlin. Denicke's Verlag 1878. Das vorstehende Werk ist eine umfassende, sehr sorgfältig und sauber ge¬ arbeitete Darstellung des sogenannten empirischen Realismus, eines philosophi-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_157663/246>, abgerufen am 28.12.2024.