Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

im Regiment" folgte. Die Regierungszeit dieses geistvollen und energischen
Fürsten (1541 bis 1553) bezeichnet die zweite bedeutender hervortretende Bau¬
periode Dresden's.

Auch Moritz richtete seine erste Sorge auf die Verstärkung und Erweite¬
rung der Dresdner Festungsbauten. Mit der Ausführung seiner Pläne wurde
1546 der Oberzeugmeister Caspar von Wierandt-Voigt unter der obersten Lei¬
tung des schon erwähnten Dehn-Rothfelser betraut. Im Jahre darauf, als
Moritz sich den Kurfürstenhut erkämpft hatte, beschloß er, auch die alte herzog¬
liche Residenz zu vergrößern. Auch hier wurde Dehn an die Spitze gestellt,
während Caspar Voigt der ausführende Baumeister war. Zur Unterstützung
der deutschen Werkleute wurden italienische Estrichschläger, Steinmetzen, Maurer
und Maler herbeigerufen. Namentlich haben wir von den beiden Brüdern
Benedict und Gabriel de Toka genauere Kunde, die Ende der vierziger Jahre
an den kursächsischen Hof kamen und die reiche malerische Dekoration des
Schlosses ausführten.

Leider ist auch der plastische und malerische Schmuck des Moritzbaues
bis auf wenige Ausnahmen jetzt verschwunden. Zu den erhaltenen werthvollen
Details gehören die durch vier Stockwerke gehende Loggia an der Hofseite des
Thurmgebäudes, deren obere Hallen noch die Reste der einstigen Farbenpracht
zeigen, während die Interkolumnien des Erdgeschosses und des ersten Stock¬
werkes jetzt ausgemauert sind, serner die prächtigen, reich ausgestatteten Trep¬
penthürme in den Ecken des Schloßhofes und ein Theil der Giebel, welche
die Flügel des Hofes krönten. Ein wahres Juwel endlich bildet das ehemalige
Schloßkapellenportal, welches seit 1875 restaurirt ist und seinen Platz neben
dem Johanneum gefunden hat, dessen Entstehungszeit uns aber bereits in die
Negierung Kurfürst August's hinttberleitet.

Kurfürst Moritz erlebte die Vollendung des Schloßbaues nicht. Sein
Bruder, Kurfürst August (1553--1586), der die von Moritz erweiterten Festungs¬
werke weiterführte, vollendete auch den inneren Ausbau des Schlosses und
unter anderem auch den der Schloßkapelle, zu der das erwähnte, von 1554
bis 1556 entstandene Portal gehörte.' Die Festungsbauten leitete unter Kur¬
fürst August namentlich der Florentiner Roch von Linar, der später nach Berlin
ging und dort einen Theil des Schlosses ausführte. Am äußersten Ostende
der Festungswerke ließ der Kurfürst zum Andenken an seinen Bruder das noch
heute zum Theil erhaltene Moritzmonument errichten, von dessen einstiger
Pracht der gegenwärtige Zustand freilich keine Vorstellung gestattet. In den
Jahren 1559--63 wurde durch Caspar Voigt das Zeughaus erbaut, das in
der Grundrißdisposition und theilweise auch im Ausbau noch erhalten ist,
1565--67 das in seinem Aeußeren noch ziemlich unveränderte Kauzleihaus,


Grenzboten I. 1379. 10

im Regiment« folgte. Die Regierungszeit dieses geistvollen und energischen
Fürsten (1541 bis 1553) bezeichnet die zweite bedeutender hervortretende Bau¬
periode Dresden's.

Auch Moritz richtete seine erste Sorge auf die Verstärkung und Erweite¬
rung der Dresdner Festungsbauten. Mit der Ausführung seiner Pläne wurde
1546 der Oberzeugmeister Caspar von Wierandt-Voigt unter der obersten Lei¬
tung des schon erwähnten Dehn-Rothfelser betraut. Im Jahre darauf, als
Moritz sich den Kurfürstenhut erkämpft hatte, beschloß er, auch die alte herzog¬
liche Residenz zu vergrößern. Auch hier wurde Dehn an die Spitze gestellt,
während Caspar Voigt der ausführende Baumeister war. Zur Unterstützung
der deutschen Werkleute wurden italienische Estrichschläger, Steinmetzen, Maurer
und Maler herbeigerufen. Namentlich haben wir von den beiden Brüdern
Benedict und Gabriel de Toka genauere Kunde, die Ende der vierziger Jahre
an den kursächsischen Hof kamen und die reiche malerische Dekoration des
Schlosses ausführten.

Leider ist auch der plastische und malerische Schmuck des Moritzbaues
bis auf wenige Ausnahmen jetzt verschwunden. Zu den erhaltenen werthvollen
Details gehören die durch vier Stockwerke gehende Loggia an der Hofseite des
Thurmgebäudes, deren obere Hallen noch die Reste der einstigen Farbenpracht
zeigen, während die Interkolumnien des Erdgeschosses und des ersten Stock¬
werkes jetzt ausgemauert sind, serner die prächtigen, reich ausgestatteten Trep¬
penthürme in den Ecken des Schloßhofes und ein Theil der Giebel, welche
die Flügel des Hofes krönten. Ein wahres Juwel endlich bildet das ehemalige
Schloßkapellenportal, welches seit 1875 restaurirt ist und seinen Platz neben
dem Johanneum gefunden hat, dessen Entstehungszeit uns aber bereits in die
Negierung Kurfürst August's hinttberleitet.

Kurfürst Moritz erlebte die Vollendung des Schloßbaues nicht. Sein
Bruder, Kurfürst August (1553—1586), der die von Moritz erweiterten Festungs¬
werke weiterführte, vollendete auch den inneren Ausbau des Schlosses und
unter anderem auch den der Schloßkapelle, zu der das erwähnte, von 1554
bis 1556 entstandene Portal gehörte.' Die Festungsbauten leitete unter Kur¬
fürst August namentlich der Florentiner Roch von Linar, der später nach Berlin
ging und dort einen Theil des Schlosses ausführte. Am äußersten Ostende
der Festungswerke ließ der Kurfürst zum Andenken an seinen Bruder das noch
heute zum Theil erhaltene Moritzmonument errichten, von dessen einstiger
Pracht der gegenwärtige Zustand freilich keine Vorstellung gestattet. In den
Jahren 1559—63 wurde durch Caspar Voigt das Zeughaus erbaut, das in
der Grundrißdisposition und theilweise auch im Ausbau noch erhalten ist,
1565—67 das in seinem Aeußeren noch ziemlich unveränderte Kauzleihaus,


Grenzboten I. 1379. 10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0081" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141492"/>
          <p xml:id="ID_231" prev="#ID_230"> im Regiment« folgte. Die Regierungszeit dieses geistvollen und energischen<lb/>
Fürsten (1541 bis 1553) bezeichnet die zweite bedeutender hervortretende Bau¬<lb/>
periode Dresden's.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_232"> Auch Moritz richtete seine erste Sorge auf die Verstärkung und Erweite¬<lb/>
rung der Dresdner Festungsbauten. Mit der Ausführung seiner Pläne wurde<lb/>
1546 der Oberzeugmeister Caspar von Wierandt-Voigt unter der obersten Lei¬<lb/>
tung des schon erwähnten Dehn-Rothfelser betraut. Im Jahre darauf, als<lb/>
Moritz sich den Kurfürstenhut erkämpft hatte, beschloß er, auch die alte herzog¬<lb/>
liche Residenz zu vergrößern. Auch hier wurde Dehn an die Spitze gestellt,<lb/>
während Caspar Voigt der ausführende Baumeister war. Zur Unterstützung<lb/>
der deutschen Werkleute wurden italienische Estrichschläger, Steinmetzen, Maurer<lb/>
und Maler herbeigerufen. Namentlich haben wir von den beiden Brüdern<lb/>
Benedict und Gabriel de Toka genauere Kunde, die Ende der vierziger Jahre<lb/>
an den kursächsischen Hof kamen und die reiche malerische Dekoration des<lb/>
Schlosses ausführten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_233"> Leider ist auch der plastische und malerische Schmuck des Moritzbaues<lb/>
bis auf wenige Ausnahmen jetzt verschwunden. Zu den erhaltenen werthvollen<lb/>
Details gehören die durch vier Stockwerke gehende Loggia an der Hofseite des<lb/>
Thurmgebäudes, deren obere Hallen noch die Reste der einstigen Farbenpracht<lb/>
zeigen, während die Interkolumnien des Erdgeschosses und des ersten Stock¬<lb/>
werkes jetzt ausgemauert sind, serner die prächtigen, reich ausgestatteten Trep¬<lb/>
penthürme in den Ecken des Schloßhofes und ein Theil der Giebel, welche<lb/>
die Flügel des Hofes krönten. Ein wahres Juwel endlich bildet das ehemalige<lb/>
Schloßkapellenportal, welches seit 1875 restaurirt ist und seinen Platz neben<lb/>
dem Johanneum gefunden hat, dessen Entstehungszeit uns aber bereits in die<lb/>
Negierung Kurfürst August's hinttberleitet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_234" next="#ID_235"> Kurfürst Moritz erlebte die Vollendung des Schloßbaues nicht. Sein<lb/>
Bruder, Kurfürst August (1553&#x2014;1586), der die von Moritz erweiterten Festungs¬<lb/>
werke weiterführte, vollendete auch den inneren Ausbau des Schlosses und<lb/>
unter anderem auch den der Schloßkapelle, zu der das erwähnte, von 1554<lb/>
bis 1556 entstandene Portal gehörte.' Die Festungsbauten leitete unter Kur¬<lb/>
fürst August namentlich der Florentiner Roch von Linar, der später nach Berlin<lb/>
ging und dort einen Theil des Schlosses ausführte. Am äußersten Ostende<lb/>
der Festungswerke ließ der Kurfürst zum Andenken an seinen Bruder das noch<lb/>
heute zum Theil erhaltene Moritzmonument errichten, von dessen einstiger<lb/>
Pracht der gegenwärtige Zustand freilich keine Vorstellung gestattet. In den<lb/>
Jahren 1559&#x2014;63 wurde durch Caspar Voigt das Zeughaus erbaut, das in<lb/>
der Grundrißdisposition und theilweise auch im Ausbau noch erhalten ist,<lb/>
1565&#x2014;67 das in seinem Aeußeren noch ziemlich unveränderte Kauzleihaus,</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 1379. 10</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0081] im Regiment« folgte. Die Regierungszeit dieses geistvollen und energischen Fürsten (1541 bis 1553) bezeichnet die zweite bedeutender hervortretende Bau¬ periode Dresden's. Auch Moritz richtete seine erste Sorge auf die Verstärkung und Erweite¬ rung der Dresdner Festungsbauten. Mit der Ausführung seiner Pläne wurde 1546 der Oberzeugmeister Caspar von Wierandt-Voigt unter der obersten Lei¬ tung des schon erwähnten Dehn-Rothfelser betraut. Im Jahre darauf, als Moritz sich den Kurfürstenhut erkämpft hatte, beschloß er, auch die alte herzog¬ liche Residenz zu vergrößern. Auch hier wurde Dehn an die Spitze gestellt, während Caspar Voigt der ausführende Baumeister war. Zur Unterstützung der deutschen Werkleute wurden italienische Estrichschläger, Steinmetzen, Maurer und Maler herbeigerufen. Namentlich haben wir von den beiden Brüdern Benedict und Gabriel de Toka genauere Kunde, die Ende der vierziger Jahre an den kursächsischen Hof kamen und die reiche malerische Dekoration des Schlosses ausführten. Leider ist auch der plastische und malerische Schmuck des Moritzbaues bis auf wenige Ausnahmen jetzt verschwunden. Zu den erhaltenen werthvollen Details gehören die durch vier Stockwerke gehende Loggia an der Hofseite des Thurmgebäudes, deren obere Hallen noch die Reste der einstigen Farbenpracht zeigen, während die Interkolumnien des Erdgeschosses und des ersten Stock¬ werkes jetzt ausgemauert sind, serner die prächtigen, reich ausgestatteten Trep¬ penthürme in den Ecken des Schloßhofes und ein Theil der Giebel, welche die Flügel des Hofes krönten. Ein wahres Juwel endlich bildet das ehemalige Schloßkapellenportal, welches seit 1875 restaurirt ist und seinen Platz neben dem Johanneum gefunden hat, dessen Entstehungszeit uns aber bereits in die Negierung Kurfürst August's hinttberleitet. Kurfürst Moritz erlebte die Vollendung des Schloßbaues nicht. Sein Bruder, Kurfürst August (1553—1586), der die von Moritz erweiterten Festungs¬ werke weiterführte, vollendete auch den inneren Ausbau des Schlosses und unter anderem auch den der Schloßkapelle, zu der das erwähnte, von 1554 bis 1556 entstandene Portal gehörte.' Die Festungsbauten leitete unter Kur¬ fürst August namentlich der Florentiner Roch von Linar, der später nach Berlin ging und dort einen Theil des Schlosses ausführte. Am äußersten Ostende der Festungswerke ließ der Kurfürst zum Andenken an seinen Bruder das noch heute zum Theil erhaltene Moritzmonument errichten, von dessen einstiger Pracht der gegenwärtige Zustand freilich keine Vorstellung gestattet. In den Jahren 1559—63 wurde durch Caspar Voigt das Zeughaus erbaut, das in der Grundrißdisposition und theilweise auch im Ausbau noch erhalten ist, 1565—67 das in seinem Aeußeren noch ziemlich unveränderte Kauzleihaus, Grenzboten I. 1379. 10

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/81
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/81>, abgerufen am 23.07.2024.