Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.Werke," sagt ein maß- und einsichtsvoller Beurtheiler, "wieder nur Einzelheiten, Die Geschichte der Kleopatra beabsichtigte Makart anfangs in einem größeren Endlich fällt noch in diese Zeit eine große figurenreiche Komposition "Siesta Im Jahre 1876 unternahm Makart eine Reise nach dem Orient, ins¬ Nur der Vollständigkeit halber wollen wir noch erwähnen, daß Makart Werke," sagt ein maß- und einsichtsvoller Beurtheiler, „wieder nur Einzelheiten, Die Geschichte der Kleopatra beabsichtigte Makart anfangs in einem größeren Endlich fällt noch in diese Zeit eine große figurenreiche Komposition „Siesta Im Jahre 1876 unternahm Makart eine Reise nach dem Orient, ins¬ Nur der Vollständigkeit halber wollen wir noch erwähnen, daß Makart <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0517" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141928"/> <p xml:id="ID_1533" prev="#ID_1532"> Werke," sagt ein maß- und einsichtsvoller Beurtheiler, „wieder nur Einzelheiten,<lb/> die uns voll befriedigen können, es ist die stupende Beherrschung der malerischen<lb/> Mittel, welche unsere Bewunderung erweckt; aber zum ungetheilten Genuß, wie<lb/> ihn das wahrhafte Kunstwerk erzeugt, in welchem Geistiges und Sinnliches zur<lb/> vollen Schönheit sich vereinigt haben, gelangen wir nicht."</p><lb/> <p xml:id="ID_1534"> Die Geschichte der Kleopatra beabsichtigte Makart anfangs in einem größeren<lb/> Cyclus zu behandeln. In seinem Atelier befand sich 1875 eine sterbende Kleo¬<lb/> patra; in die Öffentlichkeit gelangte jedoch nur die dem Antonius in einer<lb/> Prachtbarke entgegenfahrende Kleopatra ans dem Cydnusstrome nach der Schilde¬<lb/> rung Shakespeare's. Die Barke der ägyptischen Zauberin, die als Venus auf<lb/> einem blumengeschmückten Ruhebette lagert, während ein als Amor ausstaffirter<lb/> Knabe gleichsam als Lenker am Kiele steht, wird von braunen Sklaven am seichten<lb/> Ufer vorwärts bewegt. Zwei halbnackte Dienerinnen, welche ihre blendende<lb/> Rückseite dem Beschauer zukehren, werden von kräftigen Armen neben dem Boote<lb/> ihrer Gebieterin durch das Wasser getragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1535"> Endlich fällt noch in diese Zeit eine große figurenreiche Komposition „Siesta<lb/> am Hofe der Mediceer", eine nicht sehr bedeutende, aber im Ganzen ziem¬<lb/> lich erfreuliche Schöpfung des Künstlers, auf der uns einige florentinische Typen<lb/> des sechzehnten Jahrhunderts in glücklicher Nachbildung vorgeführt werden.<lb/> In diesem Gemälde, das freilich nur ein bescheidenes Genrebild ist, lebt einiger<lb/> historische Geist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1536"> Im Jahre 1876 unternahm Makart eine Reise nach dem Orient, ins¬<lb/> besondere nach Aegypten, von welcher er mit einer Reihe von Studien heim¬<lb/> kehrte, die er zum Theil bereits auf Gemälden verwerthet hat, ohne sich jedoch<lb/> durch dieselben eine Stelle in der Reihe unserer Orientmaler zu erobern. Wenn<lb/> es ihm nur darauf ankam, an den bunten Kostümen des Orients seinen Farben¬<lb/> sinn zu kräftigen und seine Farbenskala zu vergrößern, so hat er seinen Zweck,<lb/> wie die bekannt gewordenen Bilder dieser Art: die „ägyptische Tänzerin", die<lb/> „Truthahnverkäuferin", der „Mameluken-Emir", „wasserschöpfende Aegypterinnen",<lb/> „nubische Frauen", beweisen, unzweifelhaft erreicht. Aber nach den einstimmigen<lb/> Versicherungen von Kennern ägyptischen Lebens fehlt es ihm an dem ethno¬<lb/> logischen Blick, welcher Studien derartiger Racefiguren erst den eigentlichen<lb/> Werth verleiht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1537" next="#ID_1538"> Nur der Vollständigkeit halber wollen wir noch erwähnen, daß Makart<lb/> auch den Versuch gemacht hat, einige Gestalten unserer klassischen Dichter zu<lb/> verkörpern. Er hat Faust und Margarethe, Ophelia und Hamlet, Romeo und<lb/> Julia (letzteres im Wiener Belvedere) gemalt, aber nur mit Schauder erin¬<lb/> nert sich derjenige, der diese von unseren Dichterheroen inspirirter Studien ge--</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0517]
Werke," sagt ein maß- und einsichtsvoller Beurtheiler, „wieder nur Einzelheiten,
die uns voll befriedigen können, es ist die stupende Beherrschung der malerischen
Mittel, welche unsere Bewunderung erweckt; aber zum ungetheilten Genuß, wie
ihn das wahrhafte Kunstwerk erzeugt, in welchem Geistiges und Sinnliches zur
vollen Schönheit sich vereinigt haben, gelangen wir nicht."
Die Geschichte der Kleopatra beabsichtigte Makart anfangs in einem größeren
Cyclus zu behandeln. In seinem Atelier befand sich 1875 eine sterbende Kleo¬
patra; in die Öffentlichkeit gelangte jedoch nur die dem Antonius in einer
Prachtbarke entgegenfahrende Kleopatra ans dem Cydnusstrome nach der Schilde¬
rung Shakespeare's. Die Barke der ägyptischen Zauberin, die als Venus auf
einem blumengeschmückten Ruhebette lagert, während ein als Amor ausstaffirter
Knabe gleichsam als Lenker am Kiele steht, wird von braunen Sklaven am seichten
Ufer vorwärts bewegt. Zwei halbnackte Dienerinnen, welche ihre blendende
Rückseite dem Beschauer zukehren, werden von kräftigen Armen neben dem Boote
ihrer Gebieterin durch das Wasser getragen.
Endlich fällt noch in diese Zeit eine große figurenreiche Komposition „Siesta
am Hofe der Mediceer", eine nicht sehr bedeutende, aber im Ganzen ziem¬
lich erfreuliche Schöpfung des Künstlers, auf der uns einige florentinische Typen
des sechzehnten Jahrhunderts in glücklicher Nachbildung vorgeführt werden.
In diesem Gemälde, das freilich nur ein bescheidenes Genrebild ist, lebt einiger
historische Geist.
Im Jahre 1876 unternahm Makart eine Reise nach dem Orient, ins¬
besondere nach Aegypten, von welcher er mit einer Reihe von Studien heim¬
kehrte, die er zum Theil bereits auf Gemälden verwerthet hat, ohne sich jedoch
durch dieselben eine Stelle in der Reihe unserer Orientmaler zu erobern. Wenn
es ihm nur darauf ankam, an den bunten Kostümen des Orients seinen Farben¬
sinn zu kräftigen und seine Farbenskala zu vergrößern, so hat er seinen Zweck,
wie die bekannt gewordenen Bilder dieser Art: die „ägyptische Tänzerin", die
„Truthahnverkäuferin", der „Mameluken-Emir", „wasserschöpfende Aegypterinnen",
„nubische Frauen", beweisen, unzweifelhaft erreicht. Aber nach den einstimmigen
Versicherungen von Kennern ägyptischen Lebens fehlt es ihm an dem ethno¬
logischen Blick, welcher Studien derartiger Racefiguren erst den eigentlichen
Werth verleiht.
Nur der Vollständigkeit halber wollen wir noch erwähnen, daß Makart
auch den Versuch gemacht hat, einige Gestalten unserer klassischen Dichter zu
verkörpern. Er hat Faust und Margarethe, Ophelia und Hamlet, Romeo und
Julia (letzteres im Wiener Belvedere) gemalt, aber nur mit Schauder erin¬
nert sich derjenige, der diese von unseren Dichterheroen inspirirter Studien ge--
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