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Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal.

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nahmen. Der König von Natal und ich sind gleich; er ist Herrscher in Natal,
und ich bin hier Herrscher."

Die Folge dieser Antwort waren zunächst Unterhandlungen, die, zwei Jahre
sich hinziehend, endlich zur Kriegserklärung führten. Daß also die Engländer,
da Ketschwayo nicht nachgab, ihre Kriegsdrohung ausführen mußten, war nach
dem Vorausgegangenen unvermeidlich. Ein großer Fehler war aber schon
früher begangen worden, insofern nicht schon bei der ersten Einmischung der
Engländer, mindestens aber bei der Einsetzung König Ketschwayo's die Auf¬
lösung der militärischen Organisation, und vor allem die Abschaffung des Hei-
rathsverbots durchgesetzt wurde, denu durch die Folgen der Polygamie wären
die Zulu ebenso verweichlicht worden, wie es die Neger anderwärts sind.

Wenn man aber einmal den Angriff unternahm, dann mußte er freilich
mit anderen Mitteln in's Werk gesetzt werden. Wir sagen dies nicht im Inter¬
esse der Ausbreitung der englischen Herrschaft, die schon oben als eine unge¬
rechte und habgierige gekennzeichnet worden ist, sondern im Interesse der braven
arbeitsamen Kolonisten, denen die schlimmsten Dinge bevorstehen, für den leicht
zu erwartenden Fall, daß Ketschwayo aus seinem Gebiete herausrücken und
mit Alarmirung der in Natal befindlichen Zulu die weiße Bevölkerung über¬
fallen sollte. An Schonung der Unschuldigen wäre dann nicht zu denken.
Wenn in den aufgeregten Zulu der Blutdurst einmal erregt ist, fo kennt er,
wenigstens nach ihrer Vergangenheit zu urtheilen, keine Grenzen.




Preußen und die Katholische Kirche seit 1640.

Unter diesem Titel ist gegen Ende vorigen Jahres ein erster Band von
"Publikationen aus den Königlich Preußischen Staatsarchiven, veranlaßt und
unterstützt dnrch die Königliche Archiv-Verwaltung" erschienen (Leipzig, Hirzel).
Es ist dies zugleich der erste Theil eines Werkes, welches sich zunächst die
Veröffentlichung alles wesentlichen, auf das Verhältniß des preußischen Staates
Zur katholischen Kirche bezüglichen Urkundenmateriales zur Aufgabe gemacht
hat. Der Herausgeber ist der Geheime Staatsarchivar Dr. Max Lehmann.

Der vorliegende erste Band umfaßt die Periode vom großen Kurfürsten
bis zum Tode König Friedrich Wilhelm's I. und zerfällt wieder in zwei
Bücher, von welchen das eine die betreffenden Urkunden aus der Regierungs¬
zeit des großen Kurfürsten, das andere die aus der Regierungszeit Friedrich's I.


nahmen. Der König von Natal und ich sind gleich; er ist Herrscher in Natal,
und ich bin hier Herrscher."

Die Folge dieser Antwort waren zunächst Unterhandlungen, die, zwei Jahre
sich hinziehend, endlich zur Kriegserklärung führten. Daß also die Engländer,
da Ketschwayo nicht nachgab, ihre Kriegsdrohung ausführen mußten, war nach
dem Vorausgegangenen unvermeidlich. Ein großer Fehler war aber schon
früher begangen worden, insofern nicht schon bei der ersten Einmischung der
Engländer, mindestens aber bei der Einsetzung König Ketschwayo's die Auf¬
lösung der militärischen Organisation, und vor allem die Abschaffung des Hei-
rathsverbots durchgesetzt wurde, denu durch die Folgen der Polygamie wären
die Zulu ebenso verweichlicht worden, wie es die Neger anderwärts sind.

Wenn man aber einmal den Angriff unternahm, dann mußte er freilich
mit anderen Mitteln in's Werk gesetzt werden. Wir sagen dies nicht im Inter¬
esse der Ausbreitung der englischen Herrschaft, die schon oben als eine unge¬
rechte und habgierige gekennzeichnet worden ist, sondern im Interesse der braven
arbeitsamen Kolonisten, denen die schlimmsten Dinge bevorstehen, für den leicht
zu erwartenden Fall, daß Ketschwayo aus seinem Gebiete herausrücken und
mit Alarmirung der in Natal befindlichen Zulu die weiße Bevölkerung über¬
fallen sollte. An Schonung der Unschuldigen wäre dann nicht zu denken.
Wenn in den aufgeregten Zulu der Blutdurst einmal erregt ist, fo kennt er,
wenigstens nach ihrer Vergangenheit zu urtheilen, keine Grenzen.




Preußen und die Katholische Kirche seit 1640.

Unter diesem Titel ist gegen Ende vorigen Jahres ein erster Band von
„Publikationen aus den Königlich Preußischen Staatsarchiven, veranlaßt und
unterstützt dnrch die Königliche Archiv-Verwaltung" erschienen (Leipzig, Hirzel).
Es ist dies zugleich der erste Theil eines Werkes, welches sich zunächst die
Veröffentlichung alles wesentlichen, auf das Verhältniß des preußischen Staates
Zur katholischen Kirche bezüglichen Urkundenmateriales zur Aufgabe gemacht
hat. Der Herausgeber ist der Geheime Staatsarchivar Dr. Max Lehmann.

Der vorliegende erste Band umfaßt die Periode vom großen Kurfürsten
bis zum Tode König Friedrich Wilhelm's I. und zerfällt wieder in zwei
Bücher, von welchen das eine die betreffenden Urkunden aus der Regierungs¬
zeit des großen Kurfürsten, das andere die aus der Regierungszeit Friedrich's I.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 38, 1879, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341829_141412/347>, abgerufen am 03.07.2024.