Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.Hauptgewicht lag jedoch, neben der Religion, auf dem Studium des La¬ Nicht ohne Beschämung kann man das englische Original und die deutsche Hauptgewicht lag jedoch, neben der Religion, auf dem Studium des La¬ Nicht ohne Beschämung kann man das englische Original und die deutsche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0083" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140962"/> <p xml:id="ID_270" prev="#ID_269"> Hauptgewicht lag jedoch, neben der Religion, auf dem Studium des La¬<lb/> teinischen und Griechischen." Wie auf einer Sache das Hauptgewicht liegen<lb/> kann, die drei Zeilen zuvor blos „nicht vernachlässigt" wird, ist schlechterdings<lb/> nicht einzusehen. Im Original steht aber auch etwas ganz anders; dort heißt<lb/> es: In otlnzr ro8xöets tdvir traininA °v?g,s eliisll/ „elNWie^I". — S. 21 nennt<lb/> Strodtmcmn den Mathematikus der Meißner Fürstenschule, an den der junge<lb/> Lessing sich besonders anschloß, Klemm, begeht also dieselbe Flüchtigkeit mit<lb/> diesem Namen wie Stahr. Siine hat ebenso wie Danzel die richtige Form,<lb/> Klima lVgl. I. A. Müller, Geschichte der Fürsten- und Landschule zu Meißen<lb/> 1787. II, S. 278). Was hatte Strodtmcmn hier im Geringsten für einen<lb/> Grund, die Glaubwürdigkeit seines Originales anzuzweifeln? — In dem Kapitel<lb/> über die „Wolfenbüttler Fragmente" schreibt Sine: „I7x to tds last ^Sars ok<lb/> I^'s eng it not publiei^ Knovn ed.s,t I^ssiiiA pala leis smallöst attention<lb/> de> tdövlo^." Das übersetzt Strodtmann scheinbar wörtlich, aber durchaus<lb/> unverständlich: „Bis zu feinen letzten Lebensjahren war es Wenigen bekannt,<lb/> daß Lessing der Theologie die geringste Aufmerksamkeit widme." Wollte er<lb/> den Sinn des Originales wiedergeben, mußte er wenigstens schreiben: „auch<lb/> nur die geringste Aufmerksamkeit" oder „irgend welche Aufmerksamkeit". —<lb/> Ueber ein thörichtes Gerücht, das wegen der „Fragmente" über Lessing aus¬<lb/> gesprengt worden war, schreibt Sine (II, 336): „» rsxort vliioli d«z ässmeä<lb/> IinflortWt McmAk to <1«zinM<1 a, torirml clevi»!." Strodtmann giebt diese<lb/> Worte wieder: „ein Geschwätz, zu dessen förmlicher Widerlegung er sich herbei¬<lb/> ließ." Sie enthalten aber gerade das Gegentheil: Lessing ließ sich nicht zur<lb/> Widerlegung herbei. Kirchlichen Dingen scheint Strodtmann fern zu stehen;<lb/> sonst könnte er nicht S. 20 von einem „lutherischen Priesterstande" reden — I^tdorM<lb/> ZMtoi-s steht bei Sine. Auf kleinere Flüchtigkeiten wollen wir, nach diesen<lb/> Beispielen, kein Gewicht legen. Strodtmann scheint z. B. allen Ernstes zu<lb/> glauben, daß Formen, wie intriguant, Epikuräer, antecipiren grammatisch richtig<lb/> sind, während es doch bekanntlich merigard, Epikureer, anticipiren heißt. In solchen<lb/> Kleinigkeiten nehmen's ja unsre Herren „Schriftsteller" überhaupt uicht sehr<lb/> geuau. Eine unangebrachte Genauigkeit ist es dagegen, wenn Strodtmann da,<lb/> wo es sich nicht um wörtliche Anführungen aus Lessing, sondern um bloße<lb/> Wiedergabe seiner Ideen handelt, veraltete Lessing'sche Originalausdrücke, wie<lb/> Artist, Kuttstrichter, Aktriee, S. 254 sogar Mouvement (anstatt Tempo) in seiner<lb/> Uebersetzung anwendet.</p><lb/> <p xml:id="ID_271" next="#ID_272"> Nicht ohne Beschämung kann man das englische Original und die deutsche<lb/> Bearbeitung hinsichtlich ihrer ünßeren Ausstattung vergleichen. Das englische<lb/> Buch präsentirt sich, was Papier und Druck betrifft, in einem so gediegenen<lb/> und vornehmen Gewände, wie es nun einmal — man rühme das deutsche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0083]
Hauptgewicht lag jedoch, neben der Religion, auf dem Studium des La¬
teinischen und Griechischen." Wie auf einer Sache das Hauptgewicht liegen
kann, die drei Zeilen zuvor blos „nicht vernachlässigt" wird, ist schlechterdings
nicht einzusehen. Im Original steht aber auch etwas ganz anders; dort heißt
es: In otlnzr ro8xöets tdvir traininA °v?g,s eliisll/ „elNWie^I". — S. 21 nennt
Strodtmcmn den Mathematikus der Meißner Fürstenschule, an den der junge
Lessing sich besonders anschloß, Klemm, begeht also dieselbe Flüchtigkeit mit
diesem Namen wie Stahr. Siine hat ebenso wie Danzel die richtige Form,
Klima lVgl. I. A. Müller, Geschichte der Fürsten- und Landschule zu Meißen
1787. II, S. 278). Was hatte Strodtmcmn hier im Geringsten für einen
Grund, die Glaubwürdigkeit seines Originales anzuzweifeln? — In dem Kapitel
über die „Wolfenbüttler Fragmente" schreibt Sine: „I7x to tds last ^Sars ok
I^'s eng it not publiei^ Knovn ed.s,t I^ssiiiA pala leis smallöst attention
de> tdövlo^." Das übersetzt Strodtmann scheinbar wörtlich, aber durchaus
unverständlich: „Bis zu feinen letzten Lebensjahren war es Wenigen bekannt,
daß Lessing der Theologie die geringste Aufmerksamkeit widme." Wollte er
den Sinn des Originales wiedergeben, mußte er wenigstens schreiben: „auch
nur die geringste Aufmerksamkeit" oder „irgend welche Aufmerksamkeit". —
Ueber ein thörichtes Gerücht, das wegen der „Fragmente" über Lessing aus¬
gesprengt worden war, schreibt Sine (II, 336): „» rsxort vliioli d«z ässmeä
IinflortWt McmAk to <1«zinM<1 a, torirml clevi»!." Strodtmann giebt diese
Worte wieder: „ein Geschwätz, zu dessen förmlicher Widerlegung er sich herbei¬
ließ." Sie enthalten aber gerade das Gegentheil: Lessing ließ sich nicht zur
Widerlegung herbei. Kirchlichen Dingen scheint Strodtmann fern zu stehen;
sonst könnte er nicht S. 20 von einem „lutherischen Priesterstande" reden — I^tdorM
ZMtoi-s steht bei Sine. Auf kleinere Flüchtigkeiten wollen wir, nach diesen
Beispielen, kein Gewicht legen. Strodtmann scheint z. B. allen Ernstes zu
glauben, daß Formen, wie intriguant, Epikuräer, antecipiren grammatisch richtig
sind, während es doch bekanntlich merigard, Epikureer, anticipiren heißt. In solchen
Kleinigkeiten nehmen's ja unsre Herren „Schriftsteller" überhaupt uicht sehr
geuau. Eine unangebrachte Genauigkeit ist es dagegen, wenn Strodtmann da,
wo es sich nicht um wörtliche Anführungen aus Lessing, sondern um bloße
Wiedergabe seiner Ideen handelt, veraltete Lessing'sche Originalausdrücke, wie
Artist, Kuttstrichter, Aktriee, S. 254 sogar Mouvement (anstatt Tempo) in seiner
Uebersetzung anwendet.
Nicht ohne Beschämung kann man das englische Original und die deutsche
Bearbeitung hinsichtlich ihrer ünßeren Ausstattung vergleichen. Das englische
Buch präsentirt sich, was Papier und Druck betrifft, in einem so gediegenen
und vornehmen Gewände, wie es nun einmal — man rühme das deutsche
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