Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.des äoirünirmi wärts Laltiei durch Eroberung des gesammten Küstenringes; des äoirünirmi wärts Laltiei durch Eroberung des gesammten Küstenringes; <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0006" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140885"/> <p xml:id="ID_4" prev="#ID_3" next="#ID_5"> des äoirünirmi wärts Laltiei durch Eroberung des gesammten Küstenringes;<lb/> sie hatten Russen und Polen aus dem Felde geschlagen, und siegreich war<lb/> Gustav Adolf selbst von Kurland her bis über die Weichsel gedrungen, aber<lb/> indem er die polnische Macht von den Gestaden der Ostsee verdrängte, ver¬<lb/> theidigte er nur seine eigene Sicherheit; denn noch hatte der polnische Zweig<lb/> des Hauses Wasa seine Ansprüche auf die schwedische Krone und auf die<lb/> Restauration des Katholizismus in Schweden nicht aufgegeben und gefährlicher<lb/> als jemals erschienen sie jetzt, als das Haus Habsburg seine furchtbaren Heer-<lb/> schaaren bis an die Ostseeküste vorgeschoben hatte und sein gewaltiger Feldherr<lb/> sich rüstete, als „General des baltischen und ozeanischen Meeres" seine Hand<lb/> eines über die Ostsee auszustrecken und seine Flotten hinüberzusenden nach<lb/> Schweden, dessen Waffen schon das tapfere Stralsund geschützt hatten und<lb/> dessen blaugelbe Fahnen seitdem auf den Wällen der hochgethürmten Hansa¬<lb/> stadt wehten. Aber wenn der König und sein Reichstag sich zu einem unab¬<lb/> sehbaren Kriege entschlossen und entschließen durften, weil ihr eigenstes Interesse<lb/> das verlangte, so steht doch nicht minder fest: dies schwedische Interesse fiel zu¬<lb/> sammen mit dem allgemeinen der evangelischen Welt und insbesondere des<lb/> evangelischen Deutschland's. Seit dem Jahre 1629 war kein Zweifel mehr<lb/> gestattet: der deutsche Kaiser war der deutschen Nation tödtlicher Feind ge¬<lb/> worden, so gut wie 100 Jahre vorher sein Ahn Karl V. es gewesen. Nicht<lb/> nur dadurch, daß er seine militärische Despotie an die Stelle der alten Reichs-<lb/> vrdnungen setzte — denn sie, wie jedes reine Säbelregiment, zerstörte nur den<lb/> alten Rechtszustand, schuf keinen neuen, besseren und entbehrte somit des höheren<lb/> Rechts, das jede Revolution für sich haben muß, will sie nicht als ruchloser<lb/> Frevel erscheinen —vor Allein dadurch, daß er das gesammte geistige Leben der<lb/> Nation, wie es seit nunmehr 100 Jahren sich im Gegensatze zu der alten<lb/> Kirche entwickelt, vernichtete oder bekämpfte. Schon als Erzherzog hatte er in<lb/> seiner Steiermark die evangelischen Unterthanen, weitaus die Mehrheit, durch<lb/> Soldaten und Jesuiten aus dem Lande getrieben oder in die Messe gejagt,<lb/> als er Kaiser geworden, den besiegten Böhmen dasselbe Schicksal bereitet; eben<lb/> die kräftigsten Elemente des Volkes, die Edelleute und die Bürger der Städte<lb/> waren ausgewandert, soweit sie nicht im Kampfe und auf dem Schaffst ver¬<lb/> blutet; was zurückblieb, lebte dahin in dumpfer Erstarrung, gleichgiltig gegen<lb/> die alte Lehre, die man ihm wieder aufgezwungen, ohne Hoffnung. Noch heute<lb/> vermögen wir nicht ohne tiefes Grauen zu hören auf die ohnmächtige Klage<lb/> verzweifelten Schmerzes, die diesen Völkermord eintönig begleitet. Und jetzt<lb/> drohte dem evangelischen Deutschland eine ähnliche Gefahr. Das Restitutivns-<lb/> edikt vom März 1629, in Formen zu Stande gekommen, die nicht die min¬<lb/> deste Rechtsverbindlichkeit besaßen, verfügte: Alle kirchliche» Güter — allem in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0006]
des äoirünirmi wärts Laltiei durch Eroberung des gesammten Küstenringes;
sie hatten Russen und Polen aus dem Felde geschlagen, und siegreich war
Gustav Adolf selbst von Kurland her bis über die Weichsel gedrungen, aber
indem er die polnische Macht von den Gestaden der Ostsee verdrängte, ver¬
theidigte er nur seine eigene Sicherheit; denn noch hatte der polnische Zweig
des Hauses Wasa seine Ansprüche auf die schwedische Krone und auf die
Restauration des Katholizismus in Schweden nicht aufgegeben und gefährlicher
als jemals erschienen sie jetzt, als das Haus Habsburg seine furchtbaren Heer-
schaaren bis an die Ostseeküste vorgeschoben hatte und sein gewaltiger Feldherr
sich rüstete, als „General des baltischen und ozeanischen Meeres" seine Hand
eines über die Ostsee auszustrecken und seine Flotten hinüberzusenden nach
Schweden, dessen Waffen schon das tapfere Stralsund geschützt hatten und
dessen blaugelbe Fahnen seitdem auf den Wällen der hochgethürmten Hansa¬
stadt wehten. Aber wenn der König und sein Reichstag sich zu einem unab¬
sehbaren Kriege entschlossen und entschließen durften, weil ihr eigenstes Interesse
das verlangte, so steht doch nicht minder fest: dies schwedische Interesse fiel zu¬
sammen mit dem allgemeinen der evangelischen Welt und insbesondere des
evangelischen Deutschland's. Seit dem Jahre 1629 war kein Zweifel mehr
gestattet: der deutsche Kaiser war der deutschen Nation tödtlicher Feind ge¬
worden, so gut wie 100 Jahre vorher sein Ahn Karl V. es gewesen. Nicht
nur dadurch, daß er seine militärische Despotie an die Stelle der alten Reichs-
vrdnungen setzte — denn sie, wie jedes reine Säbelregiment, zerstörte nur den
alten Rechtszustand, schuf keinen neuen, besseren und entbehrte somit des höheren
Rechts, das jede Revolution für sich haben muß, will sie nicht als ruchloser
Frevel erscheinen —vor Allein dadurch, daß er das gesammte geistige Leben der
Nation, wie es seit nunmehr 100 Jahren sich im Gegensatze zu der alten
Kirche entwickelt, vernichtete oder bekämpfte. Schon als Erzherzog hatte er in
seiner Steiermark die evangelischen Unterthanen, weitaus die Mehrheit, durch
Soldaten und Jesuiten aus dem Lande getrieben oder in die Messe gejagt,
als er Kaiser geworden, den besiegten Böhmen dasselbe Schicksal bereitet; eben
die kräftigsten Elemente des Volkes, die Edelleute und die Bürger der Städte
waren ausgewandert, soweit sie nicht im Kampfe und auf dem Schaffst ver¬
blutet; was zurückblieb, lebte dahin in dumpfer Erstarrung, gleichgiltig gegen
die alte Lehre, die man ihm wieder aufgezwungen, ohne Hoffnung. Noch heute
vermögen wir nicht ohne tiefes Grauen zu hören auf die ohnmächtige Klage
verzweifelten Schmerzes, die diesen Völkermord eintönig begleitet. Und jetzt
drohte dem evangelischen Deutschland eine ähnliche Gefahr. Das Restitutivns-
edikt vom März 1629, in Formen zu Stande gekommen, die nicht die min¬
deste Rechtsverbindlichkeit besaßen, verfügte: Alle kirchliche» Güter — allem in
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