Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.die dem deutschen Verein der Rheinprovinz angehörenden Beamten gegen Am 13. und 14. Dezember wurde bei Berathung des Etats des Innern L. die dem deutschen Verein der Rheinprovinz angehörenden Beamten gegen Am 13. und 14. Dezember wurde bei Berathung des Etats des Innern L. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0482" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141361"/> <p xml:id="ID_1577" prev="#ID_1576"> die dem deutschen Verein der Rheinprovinz angehörenden Beamten gegen<lb/> Vorwürfe Bachem's in Schutz nahm, wobei er durch den Vorhalt der vielen<lb/> Fleischesvergehen katholischer Geistlichen die Klerikalen empfindlich reizte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1578"> Am 13. und 14. Dezember wurde bei Berathung des Etats des Innern<lb/> eine gar bunt schillernde Menge von Beschwerden gegen die Verwaltung er¬<lb/> hoben. Ihre Beantwortung durch Eulenburg machte fast durchgängig guten<lb/> Eindruck; man gewann immer von neuem die Anschauung, daß der Minister neben<lb/> großer Festigkeit von den ehrlichsten Absichten erfüllt ist. Die bedeutendste Klage<lb/> war die hinsichtlich der Einwirkung der Landräthe auf die Wahlen, hier war<lb/> aber die Erklärung des Ministers unbefriedigend. Er will nur die Ausschrei¬<lb/> tungen der Landräthe verfolgen, erklärte aber eine Unterstützung der Regierung<lb/> durch dieselben für wünschenswert!). Angesichts der großen Beutel von Nach¬<lb/> weisen über Mißbräuche der Landräthe bei den letzten Wahlen, welche Rickert,<lb/> Richter und Miquel ausschütteten, erscheint die fernere Statthaftigkeit einer solchen<lb/> Unterstützung sehr bedenklich, ja die Landräthe werden nunmehr sich geradezu<lb/> aufgefordert fühlen, bei den Wahlen im nächsten Sommer einzuwirken. Die<lb/> Insinuationen Richter's, als ob Eulenburg die Verwaltungsreform nicht fort¬<lb/> zuführen wünsche, stellten sich als irrig heraus, wenngleich der Minister seine<lb/> Ziele in dieser Beziehung noch nicht näher andeutete. Röstell's Rede ließ am<lb/> 14. Dezember nochmals die Mißstände ungenügenden Einschreitens gegen die<lb/> bei den Wahlen übereifriger Landräthe hevortreten; die sich hieran knüpfende<lb/> Debatte sowie die über die Klagen von Heeremcmn's wegen des zerstörenden<lb/> Einflusses des Kulturkampfes auf die Verwaltung der westlichen Provinzen<lb/> verlor sich jedoch in Einzelheiten. Der bedeutenden Mehrforderung für Ver¬<lb/> stärkung der Sicherheitsmannfchaft Berlin's suchten fortschrittliche Berliner<lb/> Abgeordnete durch das Verlangen nach Reorganisation der Berliner Polizei¬<lb/> verwaltung Schwierigkeiten zu bereiten, das Haus zog aber, unter Genehmigung<lb/> des Betrags, vor, den Minister hierzu nur aufzufordern. Bei dem großen<lb/> Zeitverbrauche endete die Woche, ohne daß der Etat des Innern erledigt ist.</p><lb/> <note type="byline"> L.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0482]
die dem deutschen Verein der Rheinprovinz angehörenden Beamten gegen
Vorwürfe Bachem's in Schutz nahm, wobei er durch den Vorhalt der vielen
Fleischesvergehen katholischer Geistlichen die Klerikalen empfindlich reizte.
Am 13. und 14. Dezember wurde bei Berathung des Etats des Innern
eine gar bunt schillernde Menge von Beschwerden gegen die Verwaltung er¬
hoben. Ihre Beantwortung durch Eulenburg machte fast durchgängig guten
Eindruck; man gewann immer von neuem die Anschauung, daß der Minister neben
großer Festigkeit von den ehrlichsten Absichten erfüllt ist. Die bedeutendste Klage
war die hinsichtlich der Einwirkung der Landräthe auf die Wahlen, hier war
aber die Erklärung des Ministers unbefriedigend. Er will nur die Ausschrei¬
tungen der Landräthe verfolgen, erklärte aber eine Unterstützung der Regierung
durch dieselben für wünschenswert!). Angesichts der großen Beutel von Nach¬
weisen über Mißbräuche der Landräthe bei den letzten Wahlen, welche Rickert,
Richter und Miquel ausschütteten, erscheint die fernere Statthaftigkeit einer solchen
Unterstützung sehr bedenklich, ja die Landräthe werden nunmehr sich geradezu
aufgefordert fühlen, bei den Wahlen im nächsten Sommer einzuwirken. Die
Insinuationen Richter's, als ob Eulenburg die Verwaltungsreform nicht fort¬
zuführen wünsche, stellten sich als irrig heraus, wenngleich der Minister seine
Ziele in dieser Beziehung noch nicht näher andeutete. Röstell's Rede ließ am
14. Dezember nochmals die Mißstände ungenügenden Einschreitens gegen die
bei den Wahlen übereifriger Landräthe hevortreten; die sich hieran knüpfende
Debatte sowie die über die Klagen von Heeremcmn's wegen des zerstörenden
Einflusses des Kulturkampfes auf die Verwaltung der westlichen Provinzen
verlor sich jedoch in Einzelheiten. Der bedeutenden Mehrforderung für Ver¬
stärkung der Sicherheitsmannfchaft Berlin's suchten fortschrittliche Berliner
Abgeordnete durch das Verlangen nach Reorganisation der Berliner Polizei¬
verwaltung Schwierigkeiten zu bereiten, das Haus zog aber, unter Genehmigung
des Betrags, vor, den Minister hierzu nur aufzufordern. Bei dem großen
Zeitverbrauche endete die Woche, ohne daß der Etat des Innern erledigt ist.
L.
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