Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.Punkt in der Geschichte des russischen Heeres und seiner Führer bilden. Die Wir hatten Suleimau im Vorrücken von Philippopel in der Richtung auf Punkt in der Geschichte des russischen Heeres und seiner Führer bilden. Die Wir hatten Suleimau im Vorrücken von Philippopel in der Richtung auf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141298"/> <p xml:id="ID_1409" prev="#ID_1408"> Punkt in der Geschichte des russischen Heeres und seiner Führer bilden. Die<lb/> Gefechts Verluste der Russen waren in den meisten großen Kämpfen des<lb/> orientalischen Krieges ziemlich bedeutend, die Strapazen überaus groß. Wenn<lb/> aber unter 99,000 Mann, die auf dem Kriegsschauplatz selbst südlich der<lb/> Donau gestorben sind, allein 19,000 Mann als erfroren bezeichnet werden,<lb/> so beweist diese Zahl besser als alles Andere, welch' erstaunliche Anstrengungen<lb/> und Gefahren gerade in den Tagen des 25. bis 31. Dezember 187? und des<lb/> 5. bis 9. Januar 1878 bestanden worden sind; denn sicher haben die Meisten<lb/> jener 19,000 ihren Tod den Höhen und den Abhängen des Balkan zu ver¬<lb/> danken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1410"> Wir hatten Suleimau im Vorrücken von Philippopel in der Richtung auf<lb/> Sofia verlassen. Er gelangte nur bis Tatarbazcirdschik, seine Vortruppen bis<lb/> Jchtyman, wo sie den flüchtenden Resten der Armee von Sofia wenigstens<lb/> einen ersten Halt boten. Während Gurko nun von allen Seiten seine Truppen<lb/> auf Tatarbazcirdschik in Bewegung setzte, wurde die Tschipka-Armee gefangen<lb/> genommen, und schon am 10. Januar setzte sich Skobelew gegen Suleiman's<lb/> Rücken in Bewegung. Neben ihm eilte General Karzvw aus Teteweu über<lb/> den geräumten Trojan-Paß heran und trat am 14. Januar bei Kara Mustafa<lb/> in Verbindung mit Gurko. Die anderen Korps der russischen Südarmee eilten<lb/> die Straße nach Adrianopel zu erreichen. Suleiman war am 12. Januar<lb/> gegen Philippopel zurückgegangen, aber der Weg nach Adrianopel war durch<lb/> Radetzki's Armee ihm verlegt und jedes einzelne der russischen Heere war ihm<lb/> an Kraft und Zahl überlegen. Das Einzige, was er für die Vertheidigung<lb/> der Türkei und der Hauptstadt noch thun konnte, war, seine Schaaren aus<lb/> der drohenden Umarmung durch die russischen Heertheile zu retten. Der<lb/> einzige Ausweg der ihm blieb war, seine Truppen nach Süden über das<lb/> Rhodope-Gebirge hinweg an's Meer zu führen, und sie zu Schiff nach Kon-<lb/> stantinopel zu bringen. Aber auch diesen Rettungsweg konnte er sich nur durch<lb/> blutige Kämpfe erkaufen. Am 15. Januar griff Gurko bei Airanli und<lb/> Kadikioi (zwischen der Maritza und der Eisenbahn von Tatarbazardschik nach<lb/> Philippopel) das türkische Heer umfassend an und warf es auf Dermendere<lb/> am Fuß des Rhodope-Gebirges, da wo der gleichnamige Bach aus dem Ge¬<lb/> birge tritt. Bei Dermendere am 10. auf's Neue angegriffen, wurde es auf<lb/> Bellastiza und Karagatsch gedrängt; beide Orte liegen am Fuß des Ge¬<lb/> birges etwas südöstlich Philippopel, das General Skobelew an diesem Tage<lb/> besetzte. Ein dritter Angriff am 17. Januar bei den genannten beiden Orten<lb/> vollendete die Auflösung des letzten türkischen Heeres; neben Tausenden von<lb/> Gefangenen mußte es hier über 100 Geschütze im Stiche lassen. Nur Trümmer<lb/> brachte Suleiman am 20. Januar nach dem Hafenorte Kawala.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0419]
Punkt in der Geschichte des russischen Heeres und seiner Führer bilden. Die
Gefechts Verluste der Russen waren in den meisten großen Kämpfen des
orientalischen Krieges ziemlich bedeutend, die Strapazen überaus groß. Wenn
aber unter 99,000 Mann, die auf dem Kriegsschauplatz selbst südlich der
Donau gestorben sind, allein 19,000 Mann als erfroren bezeichnet werden,
so beweist diese Zahl besser als alles Andere, welch' erstaunliche Anstrengungen
und Gefahren gerade in den Tagen des 25. bis 31. Dezember 187? und des
5. bis 9. Januar 1878 bestanden worden sind; denn sicher haben die Meisten
jener 19,000 ihren Tod den Höhen und den Abhängen des Balkan zu ver¬
danken.
Wir hatten Suleimau im Vorrücken von Philippopel in der Richtung auf
Sofia verlassen. Er gelangte nur bis Tatarbazcirdschik, seine Vortruppen bis
Jchtyman, wo sie den flüchtenden Resten der Armee von Sofia wenigstens
einen ersten Halt boten. Während Gurko nun von allen Seiten seine Truppen
auf Tatarbazcirdschik in Bewegung setzte, wurde die Tschipka-Armee gefangen
genommen, und schon am 10. Januar setzte sich Skobelew gegen Suleiman's
Rücken in Bewegung. Neben ihm eilte General Karzvw aus Teteweu über
den geräumten Trojan-Paß heran und trat am 14. Januar bei Kara Mustafa
in Verbindung mit Gurko. Die anderen Korps der russischen Südarmee eilten
die Straße nach Adrianopel zu erreichen. Suleiman war am 12. Januar
gegen Philippopel zurückgegangen, aber der Weg nach Adrianopel war durch
Radetzki's Armee ihm verlegt und jedes einzelne der russischen Heere war ihm
an Kraft und Zahl überlegen. Das Einzige, was er für die Vertheidigung
der Türkei und der Hauptstadt noch thun konnte, war, seine Schaaren aus
der drohenden Umarmung durch die russischen Heertheile zu retten. Der
einzige Ausweg der ihm blieb war, seine Truppen nach Süden über das
Rhodope-Gebirge hinweg an's Meer zu führen, und sie zu Schiff nach Kon-
stantinopel zu bringen. Aber auch diesen Rettungsweg konnte er sich nur durch
blutige Kämpfe erkaufen. Am 15. Januar griff Gurko bei Airanli und
Kadikioi (zwischen der Maritza und der Eisenbahn von Tatarbazardschik nach
Philippopel) das türkische Heer umfassend an und warf es auf Dermendere
am Fuß des Rhodope-Gebirges, da wo der gleichnamige Bach aus dem Ge¬
birge tritt. Bei Dermendere am 10. auf's Neue angegriffen, wurde es auf
Bellastiza und Karagatsch gedrängt; beide Orte liegen am Fuß des Ge¬
birges etwas südöstlich Philippopel, das General Skobelew an diesem Tage
besetzte. Ein dritter Angriff am 17. Januar bei den genannten beiden Orten
vollendete die Auflösung des letzten türkischen Heeres; neben Tausenden von
Gefangenen mußte es hier über 100 Geschütze im Stiche lassen. Nur Trümmer
brachte Suleiman am 20. Januar nach dem Hafenorte Kawala.
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