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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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lang, gegen drei Meilen breit und hat einen Umfang von über 30 Meilen.
Auch sie ist von außerordentlicher Schönheit ausgezeichnet durch die Kühnheit
der Bergesformen, die von mäßiger Hohe sind und sich besonders im Osttheil
steil zu den Küsten herabsenken. Der Boden ist fruchtbar und gut bewässert.
Der ganze Westtheil der Insel ist eine von schönen Wäldern bedeckte, reiche
Ebene von geringer Höhe, in welchem sich der Vulkan Tofna bis zu 612 Meter
erhebt. Im Osttheil beginnt das Bergland der Insel mit Gipfeln von über
900 Meter.

Von den beiden durch Kapitän von Werner besetzten Häfen liegt Salna-
fata im Norden, Falealili im Süden. Ueber den Letztern sagt Gräsfe im
Journal des Museums Godeffroy: "Falealili ist weitaus der bedeutendste
Ort der Südküste und vielleicht der bevölkertste in ganz Samoa, da er etwa
3500 bis 4000 Köpfe zählt. Es liegt der Ort an einer flachen Ausbuchtung
der Küste mit einem sandigen, niedrigen Strand. Ein Korallenriff läuft in
weiter Entfernung als Außenriff vom Lande ab und umschließt auch eine
kleine Insel, die eine halbe Seemeile von der Küste entfernt liegt. Die Segel¬
boote treten durch Passagen, die indessen nicht ohne Gefahr sind, in das Binnen¬
wasser ein und können daselbst ankern. Ueber zwei Seemeilen weit der Küste
entlang reiht sich Hütte an Hütte, von Brodfrnchtbäumen und Kokospalmen
beschattet. Landeinwärts sind ebenfalls noch drei Hüttengruppen, sogenannte
Walddörfer. Dieser starken Bevölkerung entsprechend hat Falealili von Alters
her eine hervorragende politische Rolle gespielt, und es war der größte Theil
der Bevölkerung der Insel Tutuila diesem Orte tributpflichtig. Der Charakter
der Bewohner Falealili's ist noch heute ein uusreuudlicherer und rauherer,
wie der von-anderen Bewohnern Samoa's. Der Boden in der Umgebung
von Falealili ist zwar steinig, trägt aber doch eine Menge Brodfruchtbünme,
Kokospalmen, Bananen, Jams und andere Kulturgewächse."

Wolle" wir die Bewohner der Samoa-Inseln kennen lernen, so nehmen
wir am besten das Werk von W. I. Pritch art zur Hand, welches den Titel
führt: ?vI/iiösiM L.6miniLL6Qess or I^its in ed."z Lor,ed. ?a,an'in Ist-mas und
das 1866 zu London erschien. Pritchard war im Jahre 1848 als englischer
Konsul uach Samoa geschickt worden. Als er in der letzten Nacht vor seiner
Ankunft an der Nordküste von Upolu hinfuhr, hörte er auf der Insel die
monotonen Laute von Mnscheltrompeten und das Knallen von Flintenschüssen.
Krieger hatten ein Dorf nächtlicher Weile überfallen, und als man am Morgen
in den Hafen von Apia einlief, begegnete man dem Geschwader der heim¬
kehrenden Krieger, achtzehn Kähnen, deren Segel der Passat lustig anschwellte.
Am Bug jedes Fahrzeuges stand ein Krieger mit geschwärzten Gesichte, der
seine Keule über dem Kopfe schwirren ließ und dazu tanzte, während zu seinen


lang, gegen drei Meilen breit und hat einen Umfang von über 30 Meilen.
Auch sie ist von außerordentlicher Schönheit ausgezeichnet durch die Kühnheit
der Bergesformen, die von mäßiger Hohe sind und sich besonders im Osttheil
steil zu den Küsten herabsenken. Der Boden ist fruchtbar und gut bewässert.
Der ganze Westtheil der Insel ist eine von schönen Wäldern bedeckte, reiche
Ebene von geringer Höhe, in welchem sich der Vulkan Tofna bis zu 612 Meter
erhebt. Im Osttheil beginnt das Bergland der Insel mit Gipfeln von über
900 Meter.

Von den beiden durch Kapitän von Werner besetzten Häfen liegt Salna-
fata im Norden, Falealili im Süden. Ueber den Letztern sagt Gräsfe im
Journal des Museums Godeffroy: „Falealili ist weitaus der bedeutendste
Ort der Südküste und vielleicht der bevölkertste in ganz Samoa, da er etwa
3500 bis 4000 Köpfe zählt. Es liegt der Ort an einer flachen Ausbuchtung
der Küste mit einem sandigen, niedrigen Strand. Ein Korallenriff läuft in
weiter Entfernung als Außenriff vom Lande ab und umschließt auch eine
kleine Insel, die eine halbe Seemeile von der Küste entfernt liegt. Die Segel¬
boote treten durch Passagen, die indessen nicht ohne Gefahr sind, in das Binnen¬
wasser ein und können daselbst ankern. Ueber zwei Seemeilen weit der Küste
entlang reiht sich Hütte an Hütte, von Brodfrnchtbäumen und Kokospalmen
beschattet. Landeinwärts sind ebenfalls noch drei Hüttengruppen, sogenannte
Walddörfer. Dieser starken Bevölkerung entsprechend hat Falealili von Alters
her eine hervorragende politische Rolle gespielt, und es war der größte Theil
der Bevölkerung der Insel Tutuila diesem Orte tributpflichtig. Der Charakter
der Bewohner Falealili's ist noch heute ein uusreuudlicherer und rauherer,
wie der von-anderen Bewohnern Samoa's. Der Boden in der Umgebung
von Falealili ist zwar steinig, trägt aber doch eine Menge Brodfruchtbünme,
Kokospalmen, Bananen, Jams und andere Kulturgewächse."

Wolle» wir die Bewohner der Samoa-Inseln kennen lernen, so nehmen
wir am besten das Werk von W. I. Pritch art zur Hand, welches den Titel
führt: ?vI/iiösiM L.6miniLL6Qess or I^its in ed.«z Lor,ed. ?a,an'in Ist-mas und
das 1866 zu London erschien. Pritchard war im Jahre 1848 als englischer
Konsul uach Samoa geschickt worden. Als er in der letzten Nacht vor seiner
Ankunft an der Nordküste von Upolu hinfuhr, hörte er auf der Insel die
monotonen Laute von Mnscheltrompeten und das Knallen von Flintenschüssen.
Krieger hatten ein Dorf nächtlicher Weile überfallen, und als man am Morgen
in den Hafen von Apia einlief, begegnete man dem Geschwader der heim¬
kehrenden Krieger, achtzehn Kähnen, deren Segel der Passat lustig anschwellte.
Am Bug jedes Fahrzeuges stand ein Krieger mit geschwärzten Gesichte, der
seine Keule über dem Kopfe schwirren ließ und dazu tanzte, während zu seinen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/339>, abgerufen am 05.02.2025.