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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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am 26. bei Dshemusli eine Brücke über den Kars-Fluß geschlagen, und das
vorwärts derselben gelegene Kürjukdara zur Sicherung der Verbindungen be¬
festigt. Am 28. April erreichte die Kolonne Zaun, noch 14 Ka von Kars
und 11 Ku nördlich der Hauptstraße von Alexandrapol, nach Ardahan zu ge¬
legen. Die südlich der Hauptstraße vorgegangene Reiterei begann an demselben
Tage, von Wisinkjew aus, eine Rekognoszirung um die Südseite von Kars
herum gegen die Straße nach Erzerum. Um einer drohenden Einschließung
zu entgehen, verließ Mukhtar Pascha, der Oberbefehlshaber der türkischen
Streitkräfte in Asien, am 28. April Kars mit 8 Bataillonen und ging in der
Richtung auf Erzerum zurück. Am 29. April kam die russische Kavallerie mit
dieser Kolonne in's Gefecht. Am 30. kehrte die Erstere nach einem neuen un¬
bedeutenden Gefecht gegen Ansfalltrnppen ans Kars in das Lager von Wisin¬
kjew zurück.

Die Truppen blieben während der Vorbereitungen zur Einschließung von
Kars und während der Heranziehung des Belagerungstrains in ihren Stel¬
lungen, nur Kavallerie-Detachements suchten die Verbindung mit den Nachbar¬
kolonnen auf. Am 6. Mai ward durch solche zur Eriwcm-Kolonne entsendete
Detachements Kagysman besetzt. Am 7. führte eine Rekognoszirung des
nördlichen Vorterrains vor Kars zu einem ernsteren Ansfallgefecht.

Inzwischen hatte General Dewel vor Ardahan erkannt, daß seine schwachen
Kräfte weder zur Einschließung, noch zu einem Angriff ans diesen Platz aus¬
reichten. Der General Loris-Melikow rückte deshalb am 10. Mai mit zwei
Grenadier-Regimentern, 12 Eskadrons und Ssotnien und 3'/z Batterien von
Zaun ab, und kam am 13. Mai bei Paulis, 9 Ku von Ardahan, 13 Ka von
der Stellung des General Dewel bei Bagrjachotun, an. Am 15. Mai traf
auch Belagerungsgeschütz vor Ardahan ein.

Loris-Melikow beschloß nun einen gewaltsamen Angriff zu wagen. Die
Befestigungen von Ardahan bestehen, abgesehen von der Umfassungs¬
mauer und einer Citadelle, aus einer Reihe einzelner, die Stadt umgebender
Schanzen. Vorgeschoben, etwa 3 Ku, liegen zwei größere Werke, eins, Fort
Ramasan, im Norden, das andere, die Befestigungen von Emir Ogly (ein
starkes geschlossenes Fort nebst einigen offenen Schanzen) auf den Höhen von
Gelya Werdy, im Südosten der Stadt. Gegen Letzteres, welches von anderen
Werken nicht unterstützt werden konnte, richtete sich zunächst der russische
Augriff.

In der Nacht zum 16. Mai wurden 11 Batterien angelegt und theils
mit Feld-, theils mit Belagerungs-Geschützen armirt. Fünf der Batterien be¬
schossen Emir Ogly, die übrigen die Befestigungen vor der Südseite der Stadt.
Am 16. Mai früh begann General Dewel die von mehreren Reihen Schützen-


am 26. bei Dshemusli eine Brücke über den Kars-Fluß geschlagen, und das
vorwärts derselben gelegene Kürjukdara zur Sicherung der Verbindungen be¬
festigt. Am 28. April erreichte die Kolonne Zaun, noch 14 Ka von Kars
und 11 Ku nördlich der Hauptstraße von Alexandrapol, nach Ardahan zu ge¬
legen. Die südlich der Hauptstraße vorgegangene Reiterei begann an demselben
Tage, von Wisinkjew aus, eine Rekognoszirung um die Südseite von Kars
herum gegen die Straße nach Erzerum. Um einer drohenden Einschließung
zu entgehen, verließ Mukhtar Pascha, der Oberbefehlshaber der türkischen
Streitkräfte in Asien, am 28. April Kars mit 8 Bataillonen und ging in der
Richtung auf Erzerum zurück. Am 29. April kam die russische Kavallerie mit
dieser Kolonne in's Gefecht. Am 30. kehrte die Erstere nach einem neuen un¬
bedeutenden Gefecht gegen Ansfalltrnppen ans Kars in das Lager von Wisin¬
kjew zurück.

Die Truppen blieben während der Vorbereitungen zur Einschließung von
Kars und während der Heranziehung des Belagerungstrains in ihren Stel¬
lungen, nur Kavallerie-Detachements suchten die Verbindung mit den Nachbar¬
kolonnen auf. Am 6. Mai ward durch solche zur Eriwcm-Kolonne entsendete
Detachements Kagysman besetzt. Am 7. führte eine Rekognoszirung des
nördlichen Vorterrains vor Kars zu einem ernsteren Ansfallgefecht.

Inzwischen hatte General Dewel vor Ardahan erkannt, daß seine schwachen
Kräfte weder zur Einschließung, noch zu einem Angriff ans diesen Platz aus¬
reichten. Der General Loris-Melikow rückte deshalb am 10. Mai mit zwei
Grenadier-Regimentern, 12 Eskadrons und Ssotnien und 3'/z Batterien von
Zaun ab, und kam am 13. Mai bei Paulis, 9 Ku von Ardahan, 13 Ka von
der Stellung des General Dewel bei Bagrjachotun, an. Am 15. Mai traf
auch Belagerungsgeschütz vor Ardahan ein.

Loris-Melikow beschloß nun einen gewaltsamen Angriff zu wagen. Die
Befestigungen von Ardahan bestehen, abgesehen von der Umfassungs¬
mauer und einer Citadelle, aus einer Reihe einzelner, die Stadt umgebender
Schanzen. Vorgeschoben, etwa 3 Ku, liegen zwei größere Werke, eins, Fort
Ramasan, im Norden, das andere, die Befestigungen von Emir Ogly (ein
starkes geschlossenes Fort nebst einigen offenen Schanzen) auf den Höhen von
Gelya Werdy, im Südosten der Stadt. Gegen Letzteres, welches von anderen
Werken nicht unterstützt werden konnte, richtete sich zunächst der russische
Augriff.

In der Nacht zum 16. Mai wurden 11 Batterien angelegt und theils
mit Feld-, theils mit Belagerungs-Geschützen armirt. Fünf der Batterien be¬
schossen Emir Ogly, die übrigen die Befestigungen vor der Südseite der Stadt.
Am 16. Mai früh begann General Dewel die von mehreren Reihen Schützen-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/185>, abgerufen am 05.02.2025.