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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Wohner. In gleichem Verhältniß wuchs die Zahl der Kämpfer bei den Türken,
direkt durch die Flüchtlinge, welche aus dem von den Russen besetzten Gebiet
als Irreguläre zum türkischen Heere gingen, indirekt durch den Widerstand der
zurückbleibenden Bevölkerung selbst.

Außerdem besaßen die Türken in ihrer Flotte ein Streitmittel, dem die
Russen nichts entgegen stellen konnten. Und die Flotte war von Batna aus
besonders thätig, sowohl in der Verhinderung des Vormarsches auf der Ufer¬
straße gegen Batna, als durch Beschießung der russischen Küstenforts und
dadurch, daß sie Streitkräfte an der kaukasischen Küste landete, und so den
Kampf direkt in den Rücken des russischen Heeres trug.

Am 24. April überschritten, wie in Europa so auch in Asien, die russischen
Heere die türkische Grenze. Bei der weiten räumlichen Trennung, in der sie
standen, müssen wir das Vorgehen eines jeden einzeln verfolgen.

Die rechte Flügelkolonne, das Rion-Detachement, war in drei Kolonnen
von Nikolaja, Osurgeti und östlich davon von dem Grenzposten Tscholcck auf¬
gebrochen und ging so auf schlechten Wegen, außerhalb des Schußbereichs der
türkischen Panzerschiffe, über den Grenzfluß Tscholok, Am 25. kam es beim
Ueberschreiten des Ochtschcunuri an mehreren Stellen zu Gefechten, die schlie߬
lich mit der Einnahme der Höhen von Mucha-estate endeten. Hier wurden
am 26. die drei Kolonnen vereinigt und die Höhen stark befestigt. Ein wei¬
teres Vorgehen verbot die Stärke und Stellung des Feindes, während zugleich
die Feindseligkeit der Einwohner immer offener zu Tage trat.

Am 11. Mai wurden in einem, fast den ganzen Tag dauernden Gefecht
die Höhen von Chutzubani genommen, und die Türken auf das linke Ufer des
kleinen Küstenflusses Atschkua zurückgetrieben. Schon jetzt aber hatte General
Oklvbshio seine Aufmerksamkeit wesentlich auch den Vorgängen in seinem
Rücken zuzuwenden und nach und nach 8 Bataillone mit Artillerie zur Be¬
kämpfung des Aufstandes in Abchasien zu detachiren.

Am 28. Mai gelang es, vorübergehend über den Kintryschi vorzudringen
und die Höhen von Scnneba zu besetzen. Eine am 23. Juni unternommene
gewaltsame Rekognoszirung gegen Tsichedsiri führte nach einem heftigen Rück¬
zugsgefechte am 24. Juni dazu, daß das Detachement von Chutzubani am
28. Juni wieder in die Stellung von Mucha-estate zurückging.

Die Thätigkeit des Rion-Detachements blieb so ohne Zusammenhang mit
den Vorgängen bei den übrigen Theilen der Operationsarmeen, dagegen reihen
sich ihr dicht an die Kämpfe in dem Küstengebiet des Kaukasus,
namentlich in Abchasien.

Die Türken hatten den Einmarsch vom 24. April schon am 26. beant¬
wortet durch eine, auch am 27. wiederholte, Beschießung des Postens Nikolaja


Wohner. In gleichem Verhältniß wuchs die Zahl der Kämpfer bei den Türken,
direkt durch die Flüchtlinge, welche aus dem von den Russen besetzten Gebiet
als Irreguläre zum türkischen Heere gingen, indirekt durch den Widerstand der
zurückbleibenden Bevölkerung selbst.

Außerdem besaßen die Türken in ihrer Flotte ein Streitmittel, dem die
Russen nichts entgegen stellen konnten. Und die Flotte war von Batna aus
besonders thätig, sowohl in der Verhinderung des Vormarsches auf der Ufer¬
straße gegen Batna, als durch Beschießung der russischen Küstenforts und
dadurch, daß sie Streitkräfte an der kaukasischen Küste landete, und so den
Kampf direkt in den Rücken des russischen Heeres trug.

Am 24. April überschritten, wie in Europa so auch in Asien, die russischen
Heere die türkische Grenze. Bei der weiten räumlichen Trennung, in der sie
standen, müssen wir das Vorgehen eines jeden einzeln verfolgen.

Die rechte Flügelkolonne, das Rion-Detachement, war in drei Kolonnen
von Nikolaja, Osurgeti und östlich davon von dem Grenzposten Tscholcck auf¬
gebrochen und ging so auf schlechten Wegen, außerhalb des Schußbereichs der
türkischen Panzerschiffe, über den Grenzfluß Tscholok, Am 25. kam es beim
Ueberschreiten des Ochtschcunuri an mehreren Stellen zu Gefechten, die schlie߬
lich mit der Einnahme der Höhen von Mucha-estate endeten. Hier wurden
am 26. die drei Kolonnen vereinigt und die Höhen stark befestigt. Ein wei¬
teres Vorgehen verbot die Stärke und Stellung des Feindes, während zugleich
die Feindseligkeit der Einwohner immer offener zu Tage trat.

Am 11. Mai wurden in einem, fast den ganzen Tag dauernden Gefecht
die Höhen von Chutzubani genommen, und die Türken auf das linke Ufer des
kleinen Küstenflusses Atschkua zurückgetrieben. Schon jetzt aber hatte General
Oklvbshio seine Aufmerksamkeit wesentlich auch den Vorgängen in seinem
Rücken zuzuwenden und nach und nach 8 Bataillone mit Artillerie zur Be¬
kämpfung des Aufstandes in Abchasien zu detachiren.

Am 28. Mai gelang es, vorübergehend über den Kintryschi vorzudringen
und die Höhen von Scnneba zu besetzen. Eine am 23. Juni unternommene
gewaltsame Rekognoszirung gegen Tsichedsiri führte nach einem heftigen Rück¬
zugsgefechte am 24. Juni dazu, daß das Detachement von Chutzubani am
28. Juni wieder in die Stellung von Mucha-estate zurückging.

Die Thätigkeit des Rion-Detachements blieb so ohne Zusammenhang mit
den Vorgängen bei den übrigen Theilen der Operationsarmeen, dagegen reihen
sich ihr dicht an die Kämpfe in dem Küstengebiet des Kaukasus,
namentlich in Abchasien.

Die Türken hatten den Einmarsch vom 24. April schon am 26. beant¬
wortet durch eine, auch am 27. wiederholte, Beschießung des Postens Nikolaja


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/183>, abgerufen am 05.02.2025.