Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.machte auch weitere Truppen aus dem Inneren des Kaukasus zur Verwen¬ Wer erinnerte sich damals nicht des methodischen Vorgehens der Preußi¬ Wer sagte sich ferner nicht, daß durch stetes Bereithalten von Reserven Mit gerechtem und unverhohlenem Staunen sah die denkende Welt Enropa's Die Versammlung der russischen Streitkräfte erfolgte entsprechend den drei Grenzboten 1878. IV. 23
machte auch weitere Truppen aus dem Inneren des Kaukasus zur Verwen¬ Wer erinnerte sich damals nicht des methodischen Vorgehens der Preußi¬ Wer sagte sich ferner nicht, daß durch stetes Bereithalten von Reserven Mit gerechtem und unverhohlenem Staunen sah die denkende Welt Enropa's Die Versammlung der russischen Streitkräfte erfolgte entsprechend den drei Grenzboten 1878. IV. 23
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machte auch weitere Truppen aus dem Inneren des Kaukasus zur Verwen¬
dung im Felde frei.
Wer erinnerte sich damals nicht des methodischen Vorgehens der Preußi¬
schen Heere in dem Feldzuge 1864, wo, auch dem kleinen Dänemark gegenüber,
jedem Schritte vorwärts die Heranziehung neuer Streitkräfte voranging, zur
Sicherung der vollsten Ueberlegenheit. Kaum hatten die zuerst versammelten
drei preußischen Divisionen (Garde, 6. 13.) in Gemeinschaft mit dem österreichi¬
schen Korps Gablenz die Grenze Schleswig's überschritten, so übernahm hinter
ihnen die 5. Division den Schutz der holsteinischen Küste. Mit dem Ueber-
schreiten der Kolding-Aa dnrch die Oesterreicher rückte eine neue Brigade vor
Düppel, und Truppen aus dem fernen Schlesien kamen, diese Brigade in Hol¬
stein zu ersetzen. So lange Düppel nicht genommen war, erfolgte kein Schritt
vorwärts über Friderieia und Vene hinaus. Als die Stellung genommen, die
dänische Feldarmee bereits geschlagen war, deckte das Belagerungskorps die
Küste Schleswig's, und ein volles Armeekorps vollzog neben den Oesterreichern
die Besetzung Jütland's bis zum Limfjord.
Wer sagte sich ferner nicht, daß durch stetes Bereithalten von Reserven
im Jahre 1866 die preußischen Armeen stärker an der Donau anlangten, als
sie seiner Zeit in Böhmen eingerückt waren? Und die Russen waren die Ersten
gewesen, das Gute und Richtige dieses Verfahrens, in Wort und Schrift, laut
»ut öffentlich anzuerkennen. Waren trotzdem diese Erfahrungen für Rußland
verloren gewesen? Freilich wußte 1864 wie 1866 alle Welt, daß neben der
diplomatischen Geschicklichkeit doch wesentlich das Ausbleiben jedes militärischen
Mißerfolges es war, welches die Einmischung des Auslandes in die deutschen
Kriege fernhielt -— aber hatte Rußland weniger Grund, einen solchen Mi߬
erfolg und seine Folgen zu fürchten? Hatte es vor allem Ursache, trotz der
Ueberlegenheit seiner Hilfsquellen, gerade der Türkei gegenüber, das Verhcing-
niß geradezu herauszufordern? Oder hatten die russischen Feldherren und
Diplomaten vergessen, daß man seinen Gegner nicht ungestraft verachten darf?
Mit gerechtem und unverhohlenem Staunen sah die denkende Welt Enropa's
dies Vorgehen der Russen in Asien. Die Russen selbst aber sollten ihren
Fehler zu spät erkennen, und hier wie in Europa mir der absoluten Unfähig¬
keit der Türken zu einer ernsten Offensive die Rettung ihrer Heere und die
Zeit zu weiteren Rüstungen verdanken.
Die Versammlung der russischen Streitkräfte erfolgte entsprechend den drei
Hauptstraßen, welche vom russischen Gebiet nach Erzerum, der Hauptstadt
Armenien's, führen, in drei völlig getrennten Abtheilungen. Ans dem rechten
Flügel, am untern Rion, wurden unter dem General Oklvbshio die 41. und
halbe 19. Infanterie-Division, mit je 6 und 2 Batterien, 3 Schützen-Batail-
Grenzboten 1878. IV. 23
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