Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.aussprach, "es werde sich diese Gesinnung durch die That und namentlich durch Ungeheuer war die Entrüstung über die Leipziger Ereignisse, über das
Es brauste grollend über Deutschland wie ein heraufziehendes schweres Unvergessen blieb aber auch beim Volke das Verhalten Robert Blum's Wahrhaft erfreulich im Gegensatze zu dieser von einer junkerlichen Reaktion dem milden König in die Feder diktirten Antwort lautete die echt königliche Antwort des Prinzen Johann: "Ich war stets von der Anhänglichkeit aller guten und loyalen Bürger Leipzigs überzeugt und bin weit entfernt davon, die Frevel eines aufgeregten Haufens einer ganzen Bevölkerung auferlegen zu wollen " Grenzboten IV. 1878, Is
aussprach, „es werde sich diese Gesinnung durch die That und namentlich durch Ungeheuer war die Entrüstung über die Leipziger Ereignisse, über das
Es brauste grollend über Deutschland wie ein heraufziehendes schweres Unvergessen blieb aber auch beim Volke das Verhalten Robert Blum's Wahrhaft erfreulich im Gegensatze zu dieser von einer junkerlichen Reaktion dem milden König in die Feder diktirten Antwort lautete die echt königliche Antwort des Prinzen Johann: „Ich war stets von der Anhänglichkeit aller guten und loyalen Bürger Leipzigs überzeugt und bin weit entfernt davon, die Frevel eines aufgeregten Haufens einer ganzen Bevölkerung auferlegen zu wollen " Grenzboten IV. 1878, Is
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aussprach, „es werde sich diese Gesinnung durch die That und namentlich durch
die Bemühungen, dem Geiste der Gesetzlichkeit und der Anhänglichkeit an Fürst
und Vaterland allenthalben wieder Eingang zu verschaffen, bewähren!"
Die Sitzung, in der diese Antwort verlesen wurde, war sehr bewegt und das
Kollegium beschloß die Erklärung in sein Protokoll aufzunehmen: „Nur
das beruhigende Bewußtsein, daß die Bürgerschaft Leipzig's an jenen unheil¬
vollen Ereignissen keinen Theil genommen, sich vielmehr zu allen Zeiten und
unter weit schwierigeren Umständen durch unerschütterliche Treue und Anhäng¬
lichkeit an Fürst und Vaterland bewährt habe, habe den höchst schmerzlichen
Eindruck zu mildern vermocht, den diese Antwort des Königs in den Herzen
Aller hervorrief."*)
Ungeheuer war die Entrüstung über die Leipziger Ereignisse, über das
Verhalten der Regierung in ganz Deutschland. Wenn die Regierung zweifel¬
los unschuldig war an dem exzessiven Waffengebrauch ihrer Soldaten, so machte
sie sich nun zu deren Mitschuldigen, indem sie vor aller Welt deren Hand¬
lungen vertrat. So ging denn das zürnende Gedicht von Hand zu Hand, von
Mund zu Munde, das Ferd. Freiligrath am 24. August in Meyenberg am
Zürcher See „Leipzigs Todten" widmete mit dem düstern Refrain:
„Ich bin die Nacht, die Bartholomäusnacht,
Mein Fuß ist blutig und mein Haupt verschleiert,
Es hat in Deutschland eine Fürstenmacht
Zwölf Tage Heuer mich zu früh gefeiert."
Es brauste grollend über Deutschland wie ein heraufziehendes schweres
Gewitter und unvergessen blieb überall die Leipziger Augnstncicht.
Unvergessen blieb aber auch beim Volke das Verhalten Robert Blum's
während dieser schweren Tage. An feinem Geburtstage überreichte ihm ein
sehr großer Theil der Leipziger Bürgerschaft eine künstlerisch ausgestattete Dank¬
adresse mit Tausenden von Unterschriften bedeckt. Zahlreiche ähnliche Adressen
trafen aus Sachsen und aus dem übrigen Deutschland bei Blum ein. Be¬
sonders merkwürdig unter ihnen ist diejenige aus Mannheim und Schwetzingen,
weil sie einträchtiglich die Unterschriften aller badischen Liberalen vereinigt, die
wenige Jahre später so hart sich befehden sollten. Da steht an der Spitze
Carl Mathy, neben und unter ihm Adam von Itzstein, Th. Welcker, Hecker,
von Soiron, Bassermann u. A. Blum spricht am 3. November 1845 über
Wahrhaft erfreulich im Gegensatze zu dieser von einer junkerlichen Reaktion dem
milden König in die Feder diktirten Antwort lautete die echt königliche Antwort des Prinzen
Johann: „Ich war stets von der Anhänglichkeit aller guten und loyalen Bürger Leipzigs
überzeugt und bin weit entfernt davon, die Frevel eines aufgeregten Haufens einer ganzen
Bevölkerung auferlegen zu wollen "
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