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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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welche in dieser ausgezeichneten Abtheilung ihre Kriegsschule machten. Die Stärke
einer cotnzrs xrilsrorm war willkürlich; sie wechselt von 500 bis 2000 Mann;
ihre Ausrüstung aber ist dieselbe wie die der Legion.

Der Bedarf an leichtem Fußvolk, welches durch die seit den punischen
Kriegen wieder mehr hervorgetretene Wichtigkeit des Bogens und der Schleuder
so gesteigerte Bedeutung erhalten hatte, daß sogar Cato den Bogen empfahl,
wurde durch Auxiliartruppen gedeckt, welche theils in regelrecht aufgehobenen
Kontingenten unterworfener Staaten, theils in gewordenen Söldnerschaaren
nicht unterthäniger barbarischer Völker bestanden. Diese letzteren wurden ge¬
wöhnlich in ihrer nationalen Bewaffnung und Kampfesweise verwendet, an das
römische Heer wie an einen festen Kern angeschlossen und zu einheitlicher Wirk¬
samkeit mit der Legion erzogen. Es waren insbesondere balearische und achäi-
sche Schleuderer, kretensische Bogner, behende Ligurer und numidische Speer¬
schützen, welche Ruf in den römischen Heeren hatten. Viele der gewordenen
Auxiliartruppen brauchte man übrigens mehr um Massen zu zeigen, als zum
wirklichen Kampfe. Der Werth all' dieser Hilfsvölker hing wesentlich von der
Dauer ab, welche ihrer Ausbildung zugewendet werden konnte. Die Zahl der
Auxiliarinfanterie, die einem Heere zugewiesen wurde, steht in keinem festbe-
stimmten Verhältnisse zur Zahl der Legionen; eingetheilt wurde die Masse der¬
selben wie die der sooü in eonortsZ s,1a,riÄö.

Ebenso wie an die Stelle der Veliten traten auch an die der Ritter
Auxiliarvölker. Mit Ausnahme der in der persönlichen Umgebung der Trup-
peubefehlshaber zu Pferde dienenden jungen Römer, verschwinden die Bürger
ganz aus den Reihen der Berittenen, und diese füllen sich mit schwergerüsteten
Thrakern, Spaniern, Numidiern, Germanen, welche in Regimenter (Ader) von
300--400 Mann und diese wieder in Türmen und Dekurien gegliedert wurden.

Ein römisches Heer hat also jetzt nicht nur zufällig, sondern organisations¬
mäßig eine mindestens ebenso mannigfaltige Zusammensetzung wie etwa das
Heer Alexander's des Großen. -- Ihren Halt und ihren Zusammenhang fanden
aber die bunten Haufen lediglich in der Legion, ihre einheitliche Wirksamkeit
in dem Befehl des römischen Feldherrn. An Sprache und Sitte unter einander
wie von den Römern verschieden, konnten sie nnr helfen und mitthun, nicht
selbständig handeln. Die römische Legion aber versah zugleich die Stelle der
makedonischer Phalanx und die der makedonischer Ritterschaft; das heißt sie
war sowohl Grundlage und Stütze des Kampfes als Träger des ausschlag¬
gebenden Angriffsstvßes.

Für diesen Zweck gab ihr nun Manns eine neue taktische Forma¬
tion, die ihre Vollendung in den Kriegen mit den Kimbern und Teu¬
tonen empfing.


welche in dieser ausgezeichneten Abtheilung ihre Kriegsschule machten. Die Stärke
einer cotnzrs xrilsrorm war willkürlich; sie wechselt von 500 bis 2000 Mann;
ihre Ausrüstung aber ist dieselbe wie die der Legion.

Der Bedarf an leichtem Fußvolk, welches durch die seit den punischen
Kriegen wieder mehr hervorgetretene Wichtigkeit des Bogens und der Schleuder
so gesteigerte Bedeutung erhalten hatte, daß sogar Cato den Bogen empfahl,
wurde durch Auxiliartruppen gedeckt, welche theils in regelrecht aufgehobenen
Kontingenten unterworfener Staaten, theils in gewordenen Söldnerschaaren
nicht unterthäniger barbarischer Völker bestanden. Diese letzteren wurden ge¬
wöhnlich in ihrer nationalen Bewaffnung und Kampfesweise verwendet, an das
römische Heer wie an einen festen Kern angeschlossen und zu einheitlicher Wirk¬
samkeit mit der Legion erzogen. Es waren insbesondere balearische und achäi-
sche Schleuderer, kretensische Bogner, behende Ligurer und numidische Speer¬
schützen, welche Ruf in den römischen Heeren hatten. Viele der gewordenen
Auxiliartruppen brauchte man übrigens mehr um Massen zu zeigen, als zum
wirklichen Kampfe. Der Werth all' dieser Hilfsvölker hing wesentlich von der
Dauer ab, welche ihrer Ausbildung zugewendet werden konnte. Die Zahl der
Auxiliarinfanterie, die einem Heere zugewiesen wurde, steht in keinem festbe-
stimmten Verhältnisse zur Zahl der Legionen; eingetheilt wurde die Masse der¬
selben wie die der sooü in eonortsZ s,1a,riÄö.

Ebenso wie an die Stelle der Veliten traten auch an die der Ritter
Auxiliarvölker. Mit Ausnahme der in der persönlichen Umgebung der Trup-
peubefehlshaber zu Pferde dienenden jungen Römer, verschwinden die Bürger
ganz aus den Reihen der Berittenen, und diese füllen sich mit schwergerüsteten
Thrakern, Spaniern, Numidiern, Germanen, welche in Regimenter (Ader) von
300—400 Mann und diese wieder in Türmen und Dekurien gegliedert wurden.

Ein römisches Heer hat also jetzt nicht nur zufällig, sondern organisations¬
mäßig eine mindestens ebenso mannigfaltige Zusammensetzung wie etwa das
Heer Alexander's des Großen. — Ihren Halt und ihren Zusammenhang fanden
aber die bunten Haufen lediglich in der Legion, ihre einheitliche Wirksamkeit
in dem Befehl des römischen Feldherrn. An Sprache und Sitte unter einander
wie von den Römern verschieden, konnten sie nnr helfen und mitthun, nicht
selbständig handeln. Die römische Legion aber versah zugleich die Stelle der
makedonischer Phalanx und die der makedonischer Ritterschaft; das heißt sie
war sowohl Grundlage und Stütze des Kampfes als Träger des ausschlag¬
gebenden Angriffsstvßes.

Für diesen Zweck gab ihr nun Manns eine neue taktische Forma¬
tion, die ihre Vollendung in den Kriegen mit den Kimbern und Teu¬
tonen empfing.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/496>, abgerufen am 22.07.2024.