Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.gründet, wenn aus nahen Familienbeziehnugen ein Schluß auf die allerhöchsten ') S. Grenzboten 1877 Ur. 7.
gründet, wenn aus nahen Familienbeziehnugen ein Schluß auf die allerhöchsten ') S. Grenzboten 1877 Ur. 7.
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gründet, wenn aus nahen Familienbeziehnugen ein Schluß auf die allerhöchsten
Absichten selbst gezogen werden will." Diese klare, feste Sprache hat unserem
Landesfürsten und seiner Regierung die wärmste Anerkennung gewonnen. Die
Svndirnug nach dieser Seite hin hatte für die Deutsch-Konservativen kein er-
mnthigendes Resultat gehabt. Und doch bedurften sie der Stützen so sehr!
Denn die Reaktion der fünfziger Jahre steht noch zu gut in der Erinnerung
unseres Volkes, als daß es so leichthin auf den deutsch-konservativen Leim
ginge. Das badische Volk geht und ging auch diesesmal nicht darauf. Aber
Koma looutg. «se! Die Mtramoutauen hatten ihren gesinnungsverwandten
orthodox-pietistischen Stiefbrüdern evangelischer Konfession Sukkurs geschickt,
und unterstützt von dieser Truppe kounte man den Kampf für die junkerlichen
Freiherren wagen. Offen proklcuuirt wurde das Bündniß für den 4., 9., 10.
und 13., also für 4 von 11 Wahlkreisen. Für die 3 letztgenannten Wahlkreise
hatte das ultramontane Zentralwahlkomite die Ordre ausgegeben. Und sie
wurde befolgt. Lediglich mit Hilfe der Ultramontanen siegten bei der Stich¬
wahl im 9. Wahlkreise lMlingen, Durlach, Pforzheim) der bisherige Vertreter
dieses Wahlkreises, Kanz, im 10. Wahlkreise (Karlsruhe-Bruchsal) Freiherr
A. v. Marschall, Staatsanwalt in Mannheim. Diese beiden Sitze haben die
Deutsch-Konservativen erlangt, also zwei gegen dem einen, den sie auf dem
vorigen Reichstage inne hatten. Sie zu erlangen, dazu war Stichwahl erfor¬
derlich, d. h. Wegfall der bei dem ersten Wahlgänge betheiligt gewesenen sozial-
demokratischen Stimmen, soweit diese bei der Stichwahl nicht sub rosa für den
konservativen Kandidaten votirten. Der vielgewandte Freiherr v. Marsch all
hat nun erreicht, was er bei der vorigen Reichstagswahl*) vergeblich erstrebte.
Daraus ist zu lernen: es läßt sich viel erlangen, wenn man zähe Ausdauer
besitzt und bei der Wahl der Mittel sich nicht allzuzarten Bedenken überläßt.
Solche Bedenken könnten z. B. abhalten, vor einer Wählerversammlnng der
Stadt Karlsruhe die Worte so zu stellen, daß die Rede in ganz annehmbaren
national-liberalem Kolorit strahlt, und sodann in Bruchsal mit Vertrauens¬
männern der ultramontanen Partei, an ihrer Spitze dem streitbaren Dekan und
Reichstagsabgeordneten Lender, zu Pallirer, vor ihnen, wie die „Germania"
ausgeplaudert hat, zu „sprechen und zu versprechen". Dieses „Versprechen"
hat der ultramontane „Bad. Beob." wohl am besten erläutert, wenn er von
„manchem" konservativen Abgeordneten rühmt, daß sie „ihren katholischen
Wählern die allerbefriedigendsten Versprechungen bezüglich ihrer Haltung in der
kirchlichen Frage gegeben haben". Die „allerbefriedigendsten"! „?!W vaur
Kiön uns rQssss sagte der große Bearner und wurde katholisch. Einen ahn-
') S. Grenzboten 1877 Ur. 7.
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