Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.Shphax wieder in Spanien erschien, desertirten die keltiberischen Söldner Rom's; Zu dieser schweren Niederlage im Auslande gesellten sich im Innern Der Senat gab bei olledem seine stolze Haltung nicht auf. Trotz der Die Wiedereroberung Capua's bezeichnet den Wendepunkt des Krieges. Seit Gronzboten III. 1878. 40
Shphax wieder in Spanien erschien, desertirten die keltiberischen Söldner Rom's; Zu dieser schweren Niederlage im Auslande gesellten sich im Innern Der Senat gab bei olledem seine stolze Haltung nicht auf. Trotz der Die Wiedereroberung Capua's bezeichnet den Wendepunkt des Krieges. Seit Gronzboten III. 1878. 40
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0321" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140672"/> <p xml:id="ID_968" prev="#ID_967"> Shphax wieder in Spanien erschien, desertirten die keltiberischen Söldner Rom's;<lb/> die Heere der beiden Brüder wurden getrennt geschlagen; Cornelius wie Gnejns<lb/> Scipio fielen an der Spitze ihrer Truppen, und der Krieg, welchen sie mit der<lb/> größten Ausdauer 7 Jahre hindurch geführt hatten, um die Karthager an einem<lb/> zweiten Zuge über die Alpen zu hindern, war mit der völligen Vernichtung<lb/> der römischen Macht in Spanien beendet.</p><lb/> <p xml:id="ID_969"> Zu dieser schweren Niederlage im Auslande gesellten sich im Innern<lb/> Schaden und Schmach. Es zeigte sich, daß der Patriotismus, den vor zwei<lb/> Jahren mehrere Kapitalisten zur Schau getragen hatten, nur ein Deckmantel<lb/> schnöder Gewinnsucht gewesen. Sie wurden als abgefeimte Schurken entlarvt.<lb/> Sie hatten alte Schiffe mit werthlosen Gegenständen beladen, sie beim Staate<lb/> hoch versichert, hatten sie dann ans der See angebohrt und versenkt und end¬<lb/> lich betrügerische Forderungen ans Ersatz des Nominalwerthes eingereicht. Die¬<lb/> selben Menschen hatten anch an der Spitze von Freiwilligen eine Art von Frei-<lb/> benterkrieg im Lande geführt, angeblich für das Vaterland, thatsächlich um zu<lb/> rauben und um im äußersten Falle einen bewaffneten Rückhalt zu haben. Wirk¬<lb/> lich wagten sie, als ihre Verbrechen zur Verhandlung kamen, die Volksver¬<lb/> sammlung mit Gewalt auseinanderzusprengen, und wenn sie auch auf die Dauer<lb/> der Verurtheilung nicht entgingen, so läßt doch sowohl ihre Niederträchtigkeit<lb/> wie ihre Frechheit auf eine tiefe Zerrüttung der römischen Verhältnisse schließen,<lb/> welche als die schlimmste Folge des langen Krieges erscheint. Schon hatten<lb/> sich tausende von kriegspflichtigen Bürgern dem Dienste entzogen und mußten<lb/> mit der größten Strenge zwangsweise eingestellt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_970"> Der Senat gab bei olledem seine stolze Haltung nicht auf. Trotz der<lb/> Schwierigkeit der Heeresergänznng hielt er im Jahre 212 dreiundzmanzig<lb/> Legionen im Felde. Er sollte sie vollauf gebrauchen, und er gebrauchte sie gut.<lb/> Capua wurde belagert und trotz des demonstrativen Zuges Hannibal's gegen<lb/> Rom, dessen Schreckenseindruck in dem Rufe Hannibal aä portas sprüch¬<lb/> wörtlich ward, 211 wirklich eingenommen. Die furchtbare Züchtigung dieser<lb/> üppigen Prachtstadt durch die Römer wurde sür andere abgefallene Orte eine<lb/> dringende Aufforderung freiwillig unter die Führung Rom's zurückzutreten.<lb/> Im Jahre 209 ging dem Hannibal auch Tarent verloren. sehnsuchtsvoll<lb/> harrte er auf die Hilfe, welche ihm sein Bruder Hasdrubal aus Spanien<lb/> bringen sollte. Aber dieser verlor am Metaurus in Umbrien i. I. 207 in heißer<lb/> Schlacht Heer und Leben.</p><lb/> <p xml:id="ID_971" next="#ID_972"> Die Wiedereroberung Capua's bezeichnet den Wendepunkt des Krieges. Seit<lb/> diesem Erfolge war die Herrschaft Rom's über Italien gesichert. Die erste<lb/> Frucht des Sieges sollte die Wiederherstellung der römischen Macht in Spanien<lb/> sein. Im Jahre 210 hatte der Senat eine Verstärkung dorthin gesandt und</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Gronzboten III. 1878. 40</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0321]
Shphax wieder in Spanien erschien, desertirten die keltiberischen Söldner Rom's;
die Heere der beiden Brüder wurden getrennt geschlagen; Cornelius wie Gnejns
Scipio fielen an der Spitze ihrer Truppen, und der Krieg, welchen sie mit der
größten Ausdauer 7 Jahre hindurch geführt hatten, um die Karthager an einem
zweiten Zuge über die Alpen zu hindern, war mit der völligen Vernichtung
der römischen Macht in Spanien beendet.
Zu dieser schweren Niederlage im Auslande gesellten sich im Innern
Schaden und Schmach. Es zeigte sich, daß der Patriotismus, den vor zwei
Jahren mehrere Kapitalisten zur Schau getragen hatten, nur ein Deckmantel
schnöder Gewinnsucht gewesen. Sie wurden als abgefeimte Schurken entlarvt.
Sie hatten alte Schiffe mit werthlosen Gegenständen beladen, sie beim Staate
hoch versichert, hatten sie dann ans der See angebohrt und versenkt und end¬
lich betrügerische Forderungen ans Ersatz des Nominalwerthes eingereicht. Die¬
selben Menschen hatten anch an der Spitze von Freiwilligen eine Art von Frei-
benterkrieg im Lande geführt, angeblich für das Vaterland, thatsächlich um zu
rauben und um im äußersten Falle einen bewaffneten Rückhalt zu haben. Wirk¬
lich wagten sie, als ihre Verbrechen zur Verhandlung kamen, die Volksver¬
sammlung mit Gewalt auseinanderzusprengen, und wenn sie auch auf die Dauer
der Verurtheilung nicht entgingen, so läßt doch sowohl ihre Niederträchtigkeit
wie ihre Frechheit auf eine tiefe Zerrüttung der römischen Verhältnisse schließen,
welche als die schlimmste Folge des langen Krieges erscheint. Schon hatten
sich tausende von kriegspflichtigen Bürgern dem Dienste entzogen und mußten
mit der größten Strenge zwangsweise eingestellt werden.
Der Senat gab bei olledem seine stolze Haltung nicht auf. Trotz der
Schwierigkeit der Heeresergänznng hielt er im Jahre 212 dreiundzmanzig
Legionen im Felde. Er sollte sie vollauf gebrauchen, und er gebrauchte sie gut.
Capua wurde belagert und trotz des demonstrativen Zuges Hannibal's gegen
Rom, dessen Schreckenseindruck in dem Rufe Hannibal aä portas sprüch¬
wörtlich ward, 211 wirklich eingenommen. Die furchtbare Züchtigung dieser
üppigen Prachtstadt durch die Römer wurde sür andere abgefallene Orte eine
dringende Aufforderung freiwillig unter die Führung Rom's zurückzutreten.
Im Jahre 209 ging dem Hannibal auch Tarent verloren. sehnsuchtsvoll
harrte er auf die Hilfe, welche ihm sein Bruder Hasdrubal aus Spanien
bringen sollte. Aber dieser verlor am Metaurus in Umbrien i. I. 207 in heißer
Schlacht Heer und Leben.
Die Wiedereroberung Capua's bezeichnet den Wendepunkt des Krieges. Seit
diesem Erfolge war die Herrschaft Rom's über Italien gesichert. Die erste
Frucht des Sieges sollte die Wiederherstellung der römischen Macht in Spanien
sein. Im Jahre 210 hatte der Senat eine Verstärkung dorthin gesandt und
Gronzboten III. 1878. 40
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |