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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Stanley's Lntdeckungsreise durch Kftilia.

Vorbereitungen. -- Abreise. -- Vorgefundene Probleme.

Wir beginnen bereits heute mit Erfüllung unsres Versprechens, der bedeut¬
samen Entdeckungsreise Henry M. Stanley's "durch den dunkeln Welt-
theil"^) eingehender zu folgen.

Es wird hier eine Reihe der farbigsten, interessantesten Bilder geboten
die, einzig ihrer Art, einem Manne zu danken sind, der, als er zuerst
in der Rolls eines Afrikaforschers auftauchte, von der zünftigen Gelehrsamkeit
mit Achselzucken genannt wurde, und dem das bedenkliche Wort Humbug nach¬
gerufen wurde, selbst als er Livingstone schon gefunden hatte. Nun, da der¬
selbe Mann zu Ende v. I. heimkehrte von einer Forschungsreise ohne Gleichen,
die in zwei Jahren, acht Monaten und zwanzig Tagen Probleme löste, an
deren Beantwortung Jahrhunderte lang kühne, gelehrte, mit reichen Mitteln aus¬
gerüstete Männer aller Nationen vergebens gearbeitet hatten, häuften sich Ehren
auf sein Haupt, die den Neid der Götter erregen konnten. Und wie schlicht
und demüthig zählt Stanley diese Ehren in seinem Vorworte auf! "An erster
Stelle habe ich in tiefer Demuth meinen Dank der göttlichen Vorsehung aus¬
zusprechen, den sie mir und meinen am Leben gebliebenen Begleitern während
unsrer letzten gefahr- und mühevollen Arbeiten in Afrika gewährt hat." Dann
folgt eine fast unendliche Zahl von Königen, Fürsten, Behörden, Würden¬
trägern, Gelehrten und hochansehnlichen gelehrten Gesellschaften, die dem kühnen
Forscher in ihrem Namen und im Namen der durch seine Verdienste in ihrem
edelsten Streben geförderten Menschheit ihren Dank abstatteten in Worten und
Werken, Medaillen, Orden, Ernennungen und Auszeichnungen aller Art, welche
die Geber nicht minder ehren, als den Empfänger.

Charakteristisch genug beginnen diese Ehrengaben mit "willkommenen
Diensten und freundlichen Glückwünschen", welche Portugiesen und Engländer
der atlantischen Westküste von Afrika an den beinahe verschmachteten muthigen
Reisenden und seine Genossen landeinwärts senden, und "deren zur rechten Zeit
besorgte Lieferung von Lebensmitteln die Expedition zu neuem Leben erweckte".
Nachdem dann menschliche Kulturstätten wiedergewonnen sind, beginnt ein
Triumphzug, dessen sich der stolzeste Sieger nicht zu schämen hätte. Seine
Einzelheiten haben uns die Tagesblätter erzählt; sie sind noch in unsrer frischen
Erinnerung. Immer geistiger und feiner wird die Huldigung. König Humbert



*) 1. Band in autorisirter deutscher Uebersetzung, von Prof. Dr. C. Böttcher, mit
Karten und Plänen, Leipzig, F, A. Brockhaus, 1873.
Stanley's Lntdeckungsreise durch Kftilia.

Vorbereitungen. — Abreise. — Vorgefundene Probleme.

Wir beginnen bereits heute mit Erfüllung unsres Versprechens, der bedeut¬
samen Entdeckungsreise Henry M. Stanley's „durch den dunkeln Welt-
theil"^) eingehender zu folgen.

Es wird hier eine Reihe der farbigsten, interessantesten Bilder geboten
die, einzig ihrer Art, einem Manne zu danken sind, der, als er zuerst
in der Rolls eines Afrikaforschers auftauchte, von der zünftigen Gelehrsamkeit
mit Achselzucken genannt wurde, und dem das bedenkliche Wort Humbug nach¬
gerufen wurde, selbst als er Livingstone schon gefunden hatte. Nun, da der¬
selbe Mann zu Ende v. I. heimkehrte von einer Forschungsreise ohne Gleichen,
die in zwei Jahren, acht Monaten und zwanzig Tagen Probleme löste, an
deren Beantwortung Jahrhunderte lang kühne, gelehrte, mit reichen Mitteln aus¬
gerüstete Männer aller Nationen vergebens gearbeitet hatten, häuften sich Ehren
auf sein Haupt, die den Neid der Götter erregen konnten. Und wie schlicht
und demüthig zählt Stanley diese Ehren in seinem Vorworte auf! „An erster
Stelle habe ich in tiefer Demuth meinen Dank der göttlichen Vorsehung aus¬
zusprechen, den sie mir und meinen am Leben gebliebenen Begleitern während
unsrer letzten gefahr- und mühevollen Arbeiten in Afrika gewährt hat." Dann
folgt eine fast unendliche Zahl von Königen, Fürsten, Behörden, Würden¬
trägern, Gelehrten und hochansehnlichen gelehrten Gesellschaften, die dem kühnen
Forscher in ihrem Namen und im Namen der durch seine Verdienste in ihrem
edelsten Streben geförderten Menschheit ihren Dank abstatteten in Worten und
Werken, Medaillen, Orden, Ernennungen und Auszeichnungen aller Art, welche
die Geber nicht minder ehren, als den Empfänger.

Charakteristisch genug beginnen diese Ehrengaben mit „willkommenen
Diensten und freundlichen Glückwünschen", welche Portugiesen und Engländer
der atlantischen Westküste von Afrika an den beinahe verschmachteten muthigen
Reisenden und seine Genossen landeinwärts senden, und „deren zur rechten Zeit
besorgte Lieferung von Lebensmitteln die Expedition zu neuem Leben erweckte".
Nachdem dann menschliche Kulturstätten wiedergewonnen sind, beginnt ein
Triumphzug, dessen sich der stolzeste Sieger nicht zu schämen hätte. Seine
Einzelheiten haben uns die Tagesblätter erzählt; sie sind noch in unsrer frischen
Erinnerung. Immer geistiger und feiner wird die Huldigung. König Humbert



*) 1. Band in autorisirter deutscher Uebersetzung, von Prof. Dr. C. Böttcher, mit
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[0104] Stanley's Lntdeckungsreise durch Kftilia. Vorbereitungen. — Abreise. — Vorgefundene Probleme. Wir beginnen bereits heute mit Erfüllung unsres Versprechens, der bedeut¬ samen Entdeckungsreise Henry M. Stanley's „durch den dunkeln Welt- theil"^) eingehender zu folgen. Es wird hier eine Reihe der farbigsten, interessantesten Bilder geboten die, einzig ihrer Art, einem Manne zu danken sind, der, als er zuerst in der Rolls eines Afrikaforschers auftauchte, von der zünftigen Gelehrsamkeit mit Achselzucken genannt wurde, und dem das bedenkliche Wort Humbug nach¬ gerufen wurde, selbst als er Livingstone schon gefunden hatte. Nun, da der¬ selbe Mann zu Ende v. I. heimkehrte von einer Forschungsreise ohne Gleichen, die in zwei Jahren, acht Monaten und zwanzig Tagen Probleme löste, an deren Beantwortung Jahrhunderte lang kühne, gelehrte, mit reichen Mitteln aus¬ gerüstete Männer aller Nationen vergebens gearbeitet hatten, häuften sich Ehren auf sein Haupt, die den Neid der Götter erregen konnten. Und wie schlicht und demüthig zählt Stanley diese Ehren in seinem Vorworte auf! „An erster Stelle habe ich in tiefer Demuth meinen Dank der göttlichen Vorsehung aus¬ zusprechen, den sie mir und meinen am Leben gebliebenen Begleitern während unsrer letzten gefahr- und mühevollen Arbeiten in Afrika gewährt hat." Dann folgt eine fast unendliche Zahl von Königen, Fürsten, Behörden, Würden¬ trägern, Gelehrten und hochansehnlichen gelehrten Gesellschaften, die dem kühnen Forscher in ihrem Namen und im Namen der durch seine Verdienste in ihrem edelsten Streben geförderten Menschheit ihren Dank abstatteten in Worten und Werken, Medaillen, Orden, Ernennungen und Auszeichnungen aller Art, welche die Geber nicht minder ehren, als den Empfänger. Charakteristisch genug beginnen diese Ehrengaben mit „willkommenen Diensten und freundlichen Glückwünschen", welche Portugiesen und Engländer der atlantischen Westküste von Afrika an den beinahe verschmachteten muthigen Reisenden und seine Genossen landeinwärts senden, und „deren zur rechten Zeit besorgte Lieferung von Lebensmitteln die Expedition zu neuem Leben erweckte". Nachdem dann menschliche Kulturstätten wiedergewonnen sind, beginnt ein Triumphzug, dessen sich der stolzeste Sieger nicht zu schämen hätte. Seine Einzelheiten haben uns die Tagesblätter erzählt; sie sind noch in unsrer frischen Erinnerung. Immer geistiger und feiner wird die Huldigung. König Humbert *) 1. Band in autorisirter deutscher Uebersetzung, von Prof. Dr. C. Böttcher, mit Karten und Plänen, Leipzig, F, A. Brockhaus, 1873.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/104>, abgerufen am 22.07.2024.