Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.34,000 Seelen gehabt.*) Gegen Ende September 1634 nun wurde eine Zählung Der Verlust ist zwar nicht so enorm, wie gewöhnlich geglaubt wird, aber Wir sind am Schlüsse. Durch den am 13. März 1635 zu Leonberg Weder diese noch die vorhergehende Bevölkerungsziffer macht Anspruch nuf absolute Genauigkeit; uns ein paar Tausend mehr oder weniger koimnt es jedoch anch für unsern Zweck nicht an. Die Geistlichkeit, immerhin 600--1000 Personen, ist beide Male, sowie anch bei der nächsten Angabe nicht eingerechnet. **) Gezählt wurden eigentlich nnr 16,422, doch sind dabei die Stadtgardisten mit ihren Familien, nach einer Zählung von 1646 1053 Seelen nicht eingeschlossen. Es starben 1632 ^ 3486 1633 -- 3364 1634 -- 4664 1635 ^ 6243 zusammen 17,756 Geborne in den 4 Jahren 3,027 Mehr der Gestorbenen 13,829 34,000 Seelen gehabt.*) Gegen Ende September 1634 nun wurde eine Zählung Der Verlust ist zwar nicht so enorm, wie gewöhnlich geglaubt wird, aber Wir sind am Schlüsse. Durch den am 13. März 1635 zu Leonberg Weder diese noch die vorhergehende Bevölkerungsziffer macht Anspruch nuf absolute Genauigkeit; uns ein paar Tausend mehr oder weniger koimnt es jedoch anch für unsern Zweck nicht an. Die Geistlichkeit, immerhin 600—1000 Personen, ist beide Male, sowie anch bei der nächsten Angabe nicht eingerechnet. **) Gezählt wurden eigentlich nnr 16,422, doch sind dabei die Stadtgardisten mit ihren Familien, nach einer Zählung von 1646 1053 Seelen nicht eingeschlossen. Es starben 1632 ^ 3486 1633 — 3364 1634 — 4664 1635 ^ 6243 zusammen 17,756 Geborne in den 4 Jahren 3,027 Mehr der Gestorbenen 13,829 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0467" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140288"/> <p xml:id="ID_1341" prev="#ID_1340"> 34,000 Seelen gehabt.*) Gegen Ende September 1634 nun wurde eine Zählung<lb/> der gesammten Einwohnerschaft vorgenommen; die erste, deren Resultat uns<lb/> überliefert ist; diese ergab eine Seelenzahl von in runder Summe 17,500.^)<lb/> Wenn also die obige Schätzung der Einwohnerzahl von 1632 richtig war, nud<lb/> ein großer Fehler ist kaum anzunehmen, verlor die Stadt nachdem sie schon<lb/> in den vorhergehenden Jahren eine so hohe Einbuße von Menschen erlitten,<lb/> in deu drei Schwedenjahren und den darauf folgenden 6 Monaten zusammen<lb/> durch Tod und Auswanderung noch einmal nahezu die Hälfte ihrer Bevölkerung<lb/> d. h. etwa 16-17,000 Seelen. ^)</p><lb/> <p xml:id="ID_1342"> Der Verlust ist zwar nicht so enorm, wie gewöhnlich geglaubt wird, aber<lb/> doch immerhin fürchterlich. Eine Menge Häuser, ja ganze Straßen waren<lb/> ausgestorben und verlassen; wohin man blickte, Ruin und Verfall. Ein an¬<lb/> schauliches Bild von der trostlosen Verödung der Stadt bieten die oben<lb/> erwähnten Steuerregister aus jenen Jahren. Wir sehen da sast auf jeder<lb/> Seite, wo früher Wohnungen mit zahlreichen steuerpflichtigen Insassen verzeichnet<lb/> standen, nur noch Reihen von dicken Punkten mit unbeschriebenen Raum<lb/> dahinter; auf mancher Seite findet sich kein einziger Name, dann wieder<lb/> stoßen wir eine ganze Spalte lang ans fast nichts als Wittwen und nicht<lb/> selten sogar treffen wir auf ganze Häuser, bei denen der Steuerschreiber nicht<lb/> nur keine Bewohner hinzu zusetzen hatte, sondern auch nicht mehr wußte, wen<lb/> er als Besitzer nennen sollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1343" next="#ID_1344"> Wir sind am Schlüsse. Durch den am 13. März 1635 zu Leonberg<lb/> unterzeichneten Vertrag gelangte, wie schon gesagt, die Stadt wieder unter die<lb/> Botmäßigkeit des Kaisers. Die Schweden zogen an: 28. März ab, die Kaiser¬<lb/> lichen gleich darauf ein, und damit war die Schwedenzeit für Augsburg<lb/> vorüber. Schweden und Franzosen kamen zwar noch mehrmals im Laufe des<lb/> Krieges in die Nähe, im Herbste 1646 beschossen sie sogar die Stadt ein paar</p><lb/> <note xml:id="FID_144" place="foot"> Weder diese noch die vorhergehende Bevölkerungsziffer macht Anspruch nuf absolute<lb/> Genauigkeit; uns ein paar Tausend mehr oder weniger koimnt es jedoch anch für unsern<lb/> Zweck nicht an. Die Geistlichkeit, immerhin 600—1000 Personen, ist beide Male, sowie<lb/> anch bei der nächsten Angabe nicht eingerechnet.</note><lb/> <note xml:id="FID_145" place="foot"> **) Gezählt wurden eigentlich nnr 16,422, doch sind dabei die Stadtgardisten mit ihren<lb/> Familien, nach einer Zählung von 1646 1053 Seelen nicht eingeschlossen.</note><lb/> <note xml:id="FID_146" place="foot"> <list> <item> Es starben 1632 ^ 3486</item> <item> 1633 — 3364</item> <item> 1634 — 4664</item> <item> 1635 ^ 6243</item> <item> zusammen 17,756</item> <item> Geborne in den 4 Jahren 3,027</item> <item> Mehr der Gestorbenen 13,829</item> </list> </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0467]
34,000 Seelen gehabt.*) Gegen Ende September 1634 nun wurde eine Zählung
der gesammten Einwohnerschaft vorgenommen; die erste, deren Resultat uns
überliefert ist; diese ergab eine Seelenzahl von in runder Summe 17,500.^)
Wenn also die obige Schätzung der Einwohnerzahl von 1632 richtig war, nud
ein großer Fehler ist kaum anzunehmen, verlor die Stadt nachdem sie schon
in den vorhergehenden Jahren eine so hohe Einbuße von Menschen erlitten,
in deu drei Schwedenjahren und den darauf folgenden 6 Monaten zusammen
durch Tod und Auswanderung noch einmal nahezu die Hälfte ihrer Bevölkerung
d. h. etwa 16-17,000 Seelen. ^)
Der Verlust ist zwar nicht so enorm, wie gewöhnlich geglaubt wird, aber
doch immerhin fürchterlich. Eine Menge Häuser, ja ganze Straßen waren
ausgestorben und verlassen; wohin man blickte, Ruin und Verfall. Ein an¬
schauliches Bild von der trostlosen Verödung der Stadt bieten die oben
erwähnten Steuerregister aus jenen Jahren. Wir sehen da sast auf jeder
Seite, wo früher Wohnungen mit zahlreichen steuerpflichtigen Insassen verzeichnet
standen, nur noch Reihen von dicken Punkten mit unbeschriebenen Raum
dahinter; auf mancher Seite findet sich kein einziger Name, dann wieder
stoßen wir eine ganze Spalte lang ans fast nichts als Wittwen und nicht
selten sogar treffen wir auf ganze Häuser, bei denen der Steuerschreiber nicht
nur keine Bewohner hinzu zusetzen hatte, sondern auch nicht mehr wußte, wen
er als Besitzer nennen sollte.
Wir sind am Schlüsse. Durch den am 13. März 1635 zu Leonberg
unterzeichneten Vertrag gelangte, wie schon gesagt, die Stadt wieder unter die
Botmäßigkeit des Kaisers. Die Schweden zogen an: 28. März ab, die Kaiser¬
lichen gleich darauf ein, und damit war die Schwedenzeit für Augsburg
vorüber. Schweden und Franzosen kamen zwar noch mehrmals im Laufe des
Krieges in die Nähe, im Herbste 1646 beschossen sie sogar die Stadt ein paar
Weder diese noch die vorhergehende Bevölkerungsziffer macht Anspruch nuf absolute
Genauigkeit; uns ein paar Tausend mehr oder weniger koimnt es jedoch anch für unsern
Zweck nicht an. Die Geistlichkeit, immerhin 600—1000 Personen, ist beide Male, sowie
anch bei der nächsten Angabe nicht eingerechnet.
**) Gezählt wurden eigentlich nnr 16,422, doch sind dabei die Stadtgardisten mit ihren
Familien, nach einer Zählung von 1646 1053 Seelen nicht eingeschlossen.
Es starben 1632 ^ 3486
1633 — 3364
1634 — 4664
1635 ^ 6243
zusammen 17,756
Geborne in den 4 Jahren 3,027
Mehr der Gestorbenen 13,829
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |