Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Unter diesen Umständen ist der Gedanke, die politische Entwickelung Frank¬
reichs auch unter den ersten Capetingern einmal einer detaillirteren Darstellung
zu unterziehen, ein sehr glückliches zu nennen; ihn verwirklicht zu haben ist
das Verdienst der Kalckstein'schen Arbeit, deren erster Band jetzt vorliegt. In
demselben werden dein Leser die Ereignisse der Jahre 888-1000 vorgeführt.
Die Einleitung verbreitet sich über die Anfänge des Nobertinischen Hauses;
der eigentliche Stoff ist auf drei Bücher vertheilt. Das erste derselben ent¬
hält die Geschichte der Nobertinischen Gegenkönige (888--936), jenen langen
und wenigstens dem äußeren Scheine nach vergeblichen Kampf des neuen Ge¬
schlechts gegen die legitime Gewalt der Karolinger. Das zweite Buch schildert
die Zeiten der letzten Karolingischen Könige, das dritte die Erhebung Hugo
Capets zum Könige und die Zeit seiner Konflikte mit Papstthum und Kaiser-
thum. Der ganze, oft sehr verwickelte geschichtliche Stoff ist einer sorgfältigen
und vorsichtigen Durchforschung unterzogen, deren bis ins Einzelnste herab¬
steigende Methode hier und da an die Arbeitsweise der Jahrbücher des Deut¬
schen Reichs, welche die Münchener historische Kommission herausgiebt, erinnert.
Die Durcharbeitung der Darstellung dagegen entspricht leider nicht immer der
Akribie der kritischen Sichtung. Die Diktion besitzt nicht den klaren und
leichten Fluß, welchen man von geschichtlichen Werken, auch wenn sie die
wissenschaftliche Seite besonders betonen, doch immer verlangen sollte.

Ein Buch das sich neben seinem gediegenen Inhalt anch dnrch besonders
gefällige Darstellung empfiehlt, ist diese Geschichte des französischen Königthums
uicht, wohl aber eine wissenschaftliche Leistung, welche eine wesentliche Lücke
der Forschung in dankenswerther Weise ausfüllt.






Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbin. in Leipzig. -- Druck von Hiithcl <b Herrmnn" in Leipzig.

Unter diesen Umständen ist der Gedanke, die politische Entwickelung Frank¬
reichs auch unter den ersten Capetingern einmal einer detaillirteren Darstellung
zu unterziehen, ein sehr glückliches zu nennen; ihn verwirklicht zu haben ist
das Verdienst der Kalckstein'schen Arbeit, deren erster Band jetzt vorliegt. In
demselben werden dein Leser die Ereignisse der Jahre 888-1000 vorgeführt.
Die Einleitung verbreitet sich über die Anfänge des Nobertinischen Hauses;
der eigentliche Stoff ist auf drei Bücher vertheilt. Das erste derselben ent¬
hält die Geschichte der Nobertinischen Gegenkönige (888—936), jenen langen
und wenigstens dem äußeren Scheine nach vergeblichen Kampf des neuen Ge¬
schlechts gegen die legitime Gewalt der Karolinger. Das zweite Buch schildert
die Zeiten der letzten Karolingischen Könige, das dritte die Erhebung Hugo
Capets zum Könige und die Zeit seiner Konflikte mit Papstthum und Kaiser-
thum. Der ganze, oft sehr verwickelte geschichtliche Stoff ist einer sorgfältigen
und vorsichtigen Durchforschung unterzogen, deren bis ins Einzelnste herab¬
steigende Methode hier und da an die Arbeitsweise der Jahrbücher des Deut¬
schen Reichs, welche die Münchener historische Kommission herausgiebt, erinnert.
Die Durcharbeitung der Darstellung dagegen entspricht leider nicht immer der
Akribie der kritischen Sichtung. Die Diktion besitzt nicht den klaren und
leichten Fluß, welchen man von geschichtlichen Werken, auch wenn sie die
wissenschaftliche Seite besonders betonen, doch immer verlangen sollte.

Ein Buch das sich neben seinem gediegenen Inhalt anch dnrch besonders
gefällige Darstellung empfiehlt, ist diese Geschichte des französischen Königthums
uicht, wohl aber eine wissenschaftliche Leistung, welche eine wesentliche Lücke
der Forschung in dankenswerther Weise ausfüllt.






Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Herbin. in Leipzig. — Druck von Hiithcl <b Herrmnn» in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0044" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139865"/>
            <p xml:id="ID_131"> Unter diesen Umständen ist der Gedanke, die politische Entwickelung Frank¬<lb/>
reichs auch unter den ersten Capetingern einmal einer detaillirteren Darstellung<lb/>
zu unterziehen, ein sehr glückliches zu nennen; ihn verwirklicht zu haben ist<lb/>
das Verdienst der Kalckstein'schen Arbeit, deren erster Band jetzt vorliegt. In<lb/>
demselben werden dein Leser die Ereignisse der Jahre 888-1000 vorgeführt.<lb/>
Die Einleitung verbreitet sich über die Anfänge des Nobertinischen Hauses;<lb/>
der eigentliche Stoff ist auf drei Bücher vertheilt. Das erste derselben ent¬<lb/>
hält die Geschichte der Nobertinischen Gegenkönige (888&#x2014;936), jenen langen<lb/>
und wenigstens dem äußeren Scheine nach vergeblichen Kampf des neuen Ge¬<lb/>
schlechts gegen die legitime Gewalt der Karolinger. Das zweite Buch schildert<lb/>
die Zeiten der letzten Karolingischen Könige, das dritte die Erhebung Hugo<lb/>
Capets zum Könige und die Zeit seiner Konflikte mit Papstthum und Kaiser-<lb/>
thum. Der ganze, oft sehr verwickelte geschichtliche Stoff ist einer sorgfältigen<lb/>
und vorsichtigen Durchforschung unterzogen, deren bis ins Einzelnste herab¬<lb/>
steigende Methode hier und da an die Arbeitsweise der Jahrbücher des Deut¬<lb/>
schen Reichs, welche die Münchener historische Kommission herausgiebt, erinnert.<lb/>
Die Durcharbeitung der Darstellung dagegen entspricht leider nicht immer der<lb/>
Akribie der kritischen Sichtung. Die Diktion besitzt nicht den klaren und<lb/>
leichten Fluß, welchen man von geschichtlichen Werken, auch wenn sie die<lb/>
wissenschaftliche Seite besonders betonen, doch immer verlangen sollte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_132"> Ein Buch das sich neben seinem gediegenen Inhalt anch dnrch besonders<lb/>
gefällige Darstellung empfiehlt, ist diese Geschichte des französischen Königthums<lb/>
uicht, wohl aber eine wissenschaftliche Leistung, welche eine wesentliche Lücke<lb/>
der Forschung in dankenswerther Weise ausfüllt.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.<lb/>
Verlag von F. L. Herbin. in Leipzig. &#x2014; Druck von Hiithcl &lt;b Herrmnn» in Leipzig.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0044] Unter diesen Umständen ist der Gedanke, die politische Entwickelung Frank¬ reichs auch unter den ersten Capetingern einmal einer detaillirteren Darstellung zu unterziehen, ein sehr glückliches zu nennen; ihn verwirklicht zu haben ist das Verdienst der Kalckstein'schen Arbeit, deren erster Band jetzt vorliegt. In demselben werden dein Leser die Ereignisse der Jahre 888-1000 vorgeführt. Die Einleitung verbreitet sich über die Anfänge des Nobertinischen Hauses; der eigentliche Stoff ist auf drei Bücher vertheilt. Das erste derselben ent¬ hält die Geschichte der Nobertinischen Gegenkönige (888—936), jenen langen und wenigstens dem äußeren Scheine nach vergeblichen Kampf des neuen Ge¬ schlechts gegen die legitime Gewalt der Karolinger. Das zweite Buch schildert die Zeiten der letzten Karolingischen Könige, das dritte die Erhebung Hugo Capets zum Könige und die Zeit seiner Konflikte mit Papstthum und Kaiser- thum. Der ganze, oft sehr verwickelte geschichtliche Stoff ist einer sorgfältigen und vorsichtigen Durchforschung unterzogen, deren bis ins Einzelnste herab¬ steigende Methode hier und da an die Arbeitsweise der Jahrbücher des Deut¬ schen Reichs, welche die Münchener historische Kommission herausgiebt, erinnert. Die Durcharbeitung der Darstellung dagegen entspricht leider nicht immer der Akribie der kritischen Sichtung. Die Diktion besitzt nicht den klaren und leichten Fluß, welchen man von geschichtlichen Werken, auch wenn sie die wissenschaftliche Seite besonders betonen, doch immer verlangen sollte. Ein Buch das sich neben seinem gediegenen Inhalt anch dnrch besonders gefällige Darstellung empfiehlt, ist diese Geschichte des französischen Königthums uicht, wohl aber eine wissenschaftliche Leistung, welche eine wesentliche Lücke der Forschung in dankenswerther Weise ausfüllt. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Herbin. in Leipzig. — Druck von Hiithcl <b Herrmnn» in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/44
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/44>, abgerufen am 28.12.2024.