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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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und jeder Zusammenhang zerrissen werden soll; der schuldige Dank an die be-
nützten Autoren und Schriften mag deshalb gleich hier abgestattet werden in
einem summarischen Quellennachweis, der zugleich den Lesern, welche tiefer in
die Materie einzudringen wünschen, einen hoffentlich brauchbaren Wegweiser
bietet. Neben den älteren Werken von Delbrück, Creizeuach, Mährlen ist vor¬
zugsweise geschöpft worden aus amtlichen Publikationen, wie sie sich in den
Motiven mehrerer Gesetzentwürfe, in den Veröffentlichungen über die Statistik des
deutschen Reichs ?c. befinden, ferner aus den stenographischen Protokollen des
Reichstags, endlich aus den Schriften: "Das deutsche Reich und das Tabaks-
monopol" (Stuttgart, Cotta), Moritz Mohl's "Denkschrift für eine Reichstabak-
regie" (Stuttgart, Winter), Felser's "Das Tabaksmonopol und die amerikanische
Tabaksteuer" (Leipzig, Hirth), Schleiden's "Zur Frage der Besteuerung des
Tabaks" (Leipzig, Hirth), Knoblauch's "Deutschlands Tabaksbau und Ernte"
(Berlin, Wiegandt, Hempel u. Parey) und "Das Tabaksmonopol" (Bremen,
Schünemann). Dazu kommt eine längere Reihe werthvollerer Aufsätze aus
der periodischen Presse, unter denen namentlich mehrere Abhandlungen in Georg
Hirth's "Annalen" hervorzuheben sind.

Und nachdem diese einleitenden Bemerkungen den Leser orientirt haben,
was er in der nachfolgenden Darstellung nicht finden wird, mag was er findet
sich wohl oder übel selbst zu rechtfertigen suchen.

Tabaksbau, Tabaksfabrikation, Tabakshandel und Tabaks¬
verbrauch im deutschen Reiche. Carlyle hat Recht: Deutschland ist das
gelobte Land des Tabaks. Es besitzt die blühendste Tabaksindustrie und den
blühendsten Tabakshandel Europas, vielleicht der Welt; es betreibt einen um¬
fassenden Tabaksban und wenn es ärmer ist, als England, Frankreich und
Nordamerika, so ist es als Tabakskonsument doch großer, als diese Länder.
Nach dem Durchschnitt der letzten drei Jahre verbraucht es jährlich 1,440,715
Zentner Tabak.

Dieser Bedarf wird gedeckt durch inländische Produktion und durch Ein¬
fuhr aus dem Auslande. Das Verhältniß beider Bezugsquellen mag sich im
Großen und Ganzen, wie 1:3 verhalten; im Einzelnen schwankt es beträcht¬
lich je nach den Preisnotirungen des Tabaks auf dem Weltmarkte. 1861
wurden im deutschen Zollgebiete 14,251, 1864 23,693, 1870 16,479, 1873
26,420, 1874 18,806, 1875 20,255 Hektare mit Tabak bepflanzt. 1876 waren
nach Knoblauch's graphischer Karte, die auf dem amtlichen Material der
Steuerbehörden basirt, 21,736 Hektare im Betrieb, die 631,254 Zentner ge¬
trocknete Tabaksblätter lieferten. Da bei der Fermentation ein Gewichtsverlust
von etwa 20 Prozent eintritt, so würde dieses Quantum eine Ernte von etwa
505,000 Zentner Rohtabak darstellen. Der Bruttogeldertrag der Gesammternte


und jeder Zusammenhang zerrissen werden soll; der schuldige Dank an die be-
nützten Autoren und Schriften mag deshalb gleich hier abgestattet werden in
einem summarischen Quellennachweis, der zugleich den Lesern, welche tiefer in
die Materie einzudringen wünschen, einen hoffentlich brauchbaren Wegweiser
bietet. Neben den älteren Werken von Delbrück, Creizeuach, Mährlen ist vor¬
zugsweise geschöpft worden aus amtlichen Publikationen, wie sie sich in den
Motiven mehrerer Gesetzentwürfe, in den Veröffentlichungen über die Statistik des
deutschen Reichs ?c. befinden, ferner aus den stenographischen Protokollen des
Reichstags, endlich aus den Schriften: „Das deutsche Reich und das Tabaks-
monopol" (Stuttgart, Cotta), Moritz Mohl's „Denkschrift für eine Reichstabak-
regie" (Stuttgart, Winter), Felser's „Das Tabaksmonopol und die amerikanische
Tabaksteuer" (Leipzig, Hirth), Schleiden's „Zur Frage der Besteuerung des
Tabaks" (Leipzig, Hirth), Knoblauch's „Deutschlands Tabaksbau und Ernte"
(Berlin, Wiegandt, Hempel u. Parey) und „Das Tabaksmonopol" (Bremen,
Schünemann). Dazu kommt eine längere Reihe werthvollerer Aufsätze aus
der periodischen Presse, unter denen namentlich mehrere Abhandlungen in Georg
Hirth's „Annalen" hervorzuheben sind.

Und nachdem diese einleitenden Bemerkungen den Leser orientirt haben,
was er in der nachfolgenden Darstellung nicht finden wird, mag was er findet
sich wohl oder übel selbst zu rechtfertigen suchen.

Tabaksbau, Tabaksfabrikation, Tabakshandel und Tabaks¬
verbrauch im deutschen Reiche. Carlyle hat Recht: Deutschland ist das
gelobte Land des Tabaks. Es besitzt die blühendste Tabaksindustrie und den
blühendsten Tabakshandel Europas, vielleicht der Welt; es betreibt einen um¬
fassenden Tabaksban und wenn es ärmer ist, als England, Frankreich und
Nordamerika, so ist es als Tabakskonsument doch großer, als diese Länder.
Nach dem Durchschnitt der letzten drei Jahre verbraucht es jährlich 1,440,715
Zentner Tabak.

Dieser Bedarf wird gedeckt durch inländische Produktion und durch Ein¬
fuhr aus dem Auslande. Das Verhältniß beider Bezugsquellen mag sich im
Großen und Ganzen, wie 1:3 verhalten; im Einzelnen schwankt es beträcht¬
lich je nach den Preisnotirungen des Tabaks auf dem Weltmarkte. 1861
wurden im deutschen Zollgebiete 14,251, 1864 23,693, 1870 16,479, 1873
26,420, 1874 18,806, 1875 20,255 Hektare mit Tabak bepflanzt. 1876 waren
nach Knoblauch's graphischer Karte, die auf dem amtlichen Material der
Steuerbehörden basirt, 21,736 Hektare im Betrieb, die 631,254 Zentner ge¬
trocknete Tabaksblätter lieferten. Da bei der Fermentation ein Gewichtsverlust
von etwa 20 Prozent eintritt, so würde dieses Quantum eine Ernte von etwa
505,000 Zentner Rohtabak darstellen. Der Bruttogeldertrag der Gesammternte


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[0287] und jeder Zusammenhang zerrissen werden soll; der schuldige Dank an die be- nützten Autoren und Schriften mag deshalb gleich hier abgestattet werden in einem summarischen Quellennachweis, der zugleich den Lesern, welche tiefer in die Materie einzudringen wünschen, einen hoffentlich brauchbaren Wegweiser bietet. Neben den älteren Werken von Delbrück, Creizeuach, Mährlen ist vor¬ zugsweise geschöpft worden aus amtlichen Publikationen, wie sie sich in den Motiven mehrerer Gesetzentwürfe, in den Veröffentlichungen über die Statistik des deutschen Reichs ?c. befinden, ferner aus den stenographischen Protokollen des Reichstags, endlich aus den Schriften: „Das deutsche Reich und das Tabaks- monopol" (Stuttgart, Cotta), Moritz Mohl's „Denkschrift für eine Reichstabak- regie" (Stuttgart, Winter), Felser's „Das Tabaksmonopol und die amerikanische Tabaksteuer" (Leipzig, Hirth), Schleiden's „Zur Frage der Besteuerung des Tabaks" (Leipzig, Hirth), Knoblauch's „Deutschlands Tabaksbau und Ernte" (Berlin, Wiegandt, Hempel u. Parey) und „Das Tabaksmonopol" (Bremen, Schünemann). Dazu kommt eine längere Reihe werthvollerer Aufsätze aus der periodischen Presse, unter denen namentlich mehrere Abhandlungen in Georg Hirth's „Annalen" hervorzuheben sind. Und nachdem diese einleitenden Bemerkungen den Leser orientirt haben, was er in der nachfolgenden Darstellung nicht finden wird, mag was er findet sich wohl oder übel selbst zu rechtfertigen suchen. Tabaksbau, Tabaksfabrikation, Tabakshandel und Tabaks¬ verbrauch im deutschen Reiche. Carlyle hat Recht: Deutschland ist das gelobte Land des Tabaks. Es besitzt die blühendste Tabaksindustrie und den blühendsten Tabakshandel Europas, vielleicht der Welt; es betreibt einen um¬ fassenden Tabaksban und wenn es ärmer ist, als England, Frankreich und Nordamerika, so ist es als Tabakskonsument doch großer, als diese Länder. Nach dem Durchschnitt der letzten drei Jahre verbraucht es jährlich 1,440,715 Zentner Tabak. Dieser Bedarf wird gedeckt durch inländische Produktion und durch Ein¬ fuhr aus dem Auslande. Das Verhältniß beider Bezugsquellen mag sich im Großen und Ganzen, wie 1:3 verhalten; im Einzelnen schwankt es beträcht¬ lich je nach den Preisnotirungen des Tabaks auf dem Weltmarkte. 1861 wurden im deutschen Zollgebiete 14,251, 1864 23,693, 1870 16,479, 1873 26,420, 1874 18,806, 1875 20,255 Hektare mit Tabak bepflanzt. 1876 waren nach Knoblauch's graphischer Karte, die auf dem amtlichen Material der Steuerbehörden basirt, 21,736 Hektare im Betrieb, die 631,254 Zentner ge¬ trocknete Tabaksblätter lieferten. Da bei der Fermentation ein Gewichtsverlust von etwa 20 Prozent eintritt, so würde dieses Quantum eine Ernte von etwa 505,000 Zentner Rohtabak darstellen. Der Bruttogeldertrag der Gesammternte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/287>, abgerufen am 27.07.2024.