Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.süchtig auch der individuelle Charakter der verschiedenen geographischen Ge¬ Unter den übrigen deutschen Gästen erwähne ich noch Prof. Rüge aus Wollten wir nur einigermaßen auf die Geschichte dieser Gesellschaft näher süchtig auch der individuelle Charakter der verschiedenen geographischen Ge¬ Unter den übrigen deutschen Gästen erwähne ich noch Prof. Rüge aus Wollten wir nur einigermaßen auf die Geschichte dieser Gesellschaft näher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0274" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140095"/> <p xml:id="ID_820" prev="#ID_819"> süchtig auch der individuelle Charakter der verschiedenen geographischen Ge¬<lb/> sellschaften des Reichs gewahrt wird und gewahrt werden muß, kreisen sie doch<lb/> wie Planeten um die Berliner Sonne. Wie wir hören hat denn vorgestern<lb/> hier auch eine Sitzung der verschiedenen Vertreter der deutschen geographischen<lb/> Gesellschaften stattgefunden, in welcher dieselben sich prinzipiell über Bildung<lb/> eines gemeinsamen deutschen Vereins nach Art der Wanderversammlungen und<lb/> ähnlich wie die deutsche authropolische Gesellschaft einigten. Das ist eine der<lb/> schönsten Früchte des Jubelfestes.</p><lb/> <p xml:id="ID_821"> Unter den übrigen deutschen Gästen erwähne ich noch Prof. Rüge aus<lb/> Dresden, der auf dem Gebiete der historischen Erdkunde Vorzügliches leistet;<lb/> Prof. Zittek aus München, den Erforscher der libyschen Wüste; Prof. Kirch¬<lb/> hofs ans Halle, den geographischen Kritiker;denKartographenL.Fri ed richesen<lb/> aus Hamburg, den Direktor der Hamburger Seewarte, unsern hochverdienten<lb/> Hydrographen Neumayer; da sehlt natürlich nicht Petermann, dessen<lb/> Name in allen Erdtheilen genannt wird und sein Mitarbeiter E. Beym, der<lb/> einer der ersten lebenden Geographen ist. Die junge Bremer Gesellschaft war<lb/> vertreten durch O. Finsch, den Sibirieuforscher und auch das jüngste geographische<lb/> Kind Deutschlands, die Gesellschaft zu Metz, hatte einen Vertreter gesandt.<lb/> Die Berliner selbst stellten ein stattliches Contingent geographischer Koryphäen,<lb/> da war Capitän v. Schleinitz, der die „Gazelle" auf ihrer wissenschaftlichen<lb/> Reise um die Erde führte; v. Richt Hosen, der gegenwärtige Präsident,<lb/> dessen großartiges Werk über „China" uns diese Welt für sich erst wissenschaftlich<lb/> erschließt; Bastian, der weitgereisteste aller Europäer, der gelehrteste auch<lb/> unter den Geographen, ein Kopf, der eine vollständige Bibliothek birgt; da<lb/> waren Nachtigal, Rohlfs, Frisch, die ebenbürtigen hochverdienten Afrika¬<lb/> reisenden, neben denen Falkenstein, Güßfeldt, Hildebrandt, Kersten<lb/> die afrikanische Reserve bildeten. Da wären noch zu nennen der Botaniker<lb/> Ascherson, auch geographisch thätig, Ja gor, ein vorzüglicher Reisender und<lb/> Sammler, der Jndien und die Philippinen sich zum Forschungsgebiet erkor,<lb/> Heinrich Kiepert, der große Kartograph, Robert Hartmann, der Anthro¬<lb/> polog n. s. w.</p><lb/> <p xml:id="ID_822" next="#ID_823"> Wollten wir nur einigermaßen auf die Geschichte dieser Gesellschaft näher<lb/> hier eingehen, so müßten wir eben die Geschichte der Erdkunde im letzten halben<lb/> Jahrhundert schreiben, denn überall griff der Verein trotz bescheidener Mittel<lb/> thätig ein. An hervorragenden geistigen Kräften hat es ihm von Anfang an<lb/> nicht gefehlt; viele derselben (so namentlich der große Heinrich Barth) waren<lb/> jedoch gezwungen im Dienste fremder Nationen ihr Forschungswerk auszu¬<lb/> führen. Es war in der Zeit politischer Ohnmacht und Zerrissenheit schlimm<lb/> bestellt auch um die Würde deutscher Geographie, wie dies denn auch Peschel</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0274]
süchtig auch der individuelle Charakter der verschiedenen geographischen Ge¬
sellschaften des Reichs gewahrt wird und gewahrt werden muß, kreisen sie doch
wie Planeten um die Berliner Sonne. Wie wir hören hat denn vorgestern
hier auch eine Sitzung der verschiedenen Vertreter der deutschen geographischen
Gesellschaften stattgefunden, in welcher dieselben sich prinzipiell über Bildung
eines gemeinsamen deutschen Vereins nach Art der Wanderversammlungen und
ähnlich wie die deutsche authropolische Gesellschaft einigten. Das ist eine der
schönsten Früchte des Jubelfestes.
Unter den übrigen deutschen Gästen erwähne ich noch Prof. Rüge aus
Dresden, der auf dem Gebiete der historischen Erdkunde Vorzügliches leistet;
Prof. Zittek aus München, den Erforscher der libyschen Wüste; Prof. Kirch¬
hofs ans Halle, den geographischen Kritiker;denKartographenL.Fri ed richesen
aus Hamburg, den Direktor der Hamburger Seewarte, unsern hochverdienten
Hydrographen Neumayer; da sehlt natürlich nicht Petermann, dessen
Name in allen Erdtheilen genannt wird und sein Mitarbeiter E. Beym, der
einer der ersten lebenden Geographen ist. Die junge Bremer Gesellschaft war
vertreten durch O. Finsch, den Sibirieuforscher und auch das jüngste geographische
Kind Deutschlands, die Gesellschaft zu Metz, hatte einen Vertreter gesandt.
Die Berliner selbst stellten ein stattliches Contingent geographischer Koryphäen,
da war Capitän v. Schleinitz, der die „Gazelle" auf ihrer wissenschaftlichen
Reise um die Erde führte; v. Richt Hosen, der gegenwärtige Präsident,
dessen großartiges Werk über „China" uns diese Welt für sich erst wissenschaftlich
erschließt; Bastian, der weitgereisteste aller Europäer, der gelehrteste auch
unter den Geographen, ein Kopf, der eine vollständige Bibliothek birgt; da
waren Nachtigal, Rohlfs, Frisch, die ebenbürtigen hochverdienten Afrika¬
reisenden, neben denen Falkenstein, Güßfeldt, Hildebrandt, Kersten
die afrikanische Reserve bildeten. Da wären noch zu nennen der Botaniker
Ascherson, auch geographisch thätig, Ja gor, ein vorzüglicher Reisender und
Sammler, der Jndien und die Philippinen sich zum Forschungsgebiet erkor,
Heinrich Kiepert, der große Kartograph, Robert Hartmann, der Anthro¬
polog n. s. w.
Wollten wir nur einigermaßen auf die Geschichte dieser Gesellschaft näher
hier eingehen, so müßten wir eben die Geschichte der Erdkunde im letzten halben
Jahrhundert schreiben, denn überall griff der Verein trotz bescheidener Mittel
thätig ein. An hervorragenden geistigen Kräften hat es ihm von Anfang an
nicht gefehlt; viele derselben (so namentlich der große Heinrich Barth) waren
jedoch gezwungen im Dienste fremder Nationen ihr Forschungswerk auszu¬
führen. Es war in der Zeit politischer Ohnmacht und Zerrissenheit schlimm
bestellt auch um die Würde deutscher Geographie, wie dies denn auch Peschel
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